Großbritannien, die Faröer Inseln und Goldminen in netzfernen Gebieten – die Reise durch die Speicherwelt wird immer vielfältiger. Wurden früher vor allem stark geförderte Pilotprojekte vorgestellt, gibt es nun immer mehr attraktive Anwendungsfälle mit Renditen von beispielsweise vier Prozent. Die Markttreiber für Großspeicher sind technische Voraussetzungen wie netztopografische Insellagen und der Zugang zu Investitionskapital. Nach wie vor spielen auch Projekte zur sogenannten Corporate Social Responsibility eine Rolle, um das Engagement von Firmen für saubere Technologien zu unterstreichen. Doch die Rentabilität der Speicherprojekte rückt in den Vordergrund. Als das zeigen die zahlreichen Projekte, die in den vergangenen Tagen auf der Energy Storage Europe in Düsseldorf gezeigt wurden.
ABB stellte eine Beispielrechnung für den Ersatz von Dieselgeneratoren im Minensektor vor. Die durchschnittliche Last von fünf Megawatt und die Spitzenlast von 6,3 Megawatt einer Goldmine wurde konventionell von sechs Dieselgeneratoren abgedeckt. Der Stromverbrauch wird nun zu 100 Prozent mit einer Photovoltaik-Anlage von 8,1 Megawatt und einem Batteriespeicher vier Megawatt Leistung gedeckt. Die Stromgestehungskosten der sauberen Variante sind um elf Prozent niedriger als mit einem Dieselbetrieb. Die 19,5 Millionen US-Dollar Anfangsinvestitionen amortisieren sich in diesem Beispiel von ABB innerhalb von 5,2 Jahren. Wegen des hohen Stromverbrauchs in vielen Minenprojekten hofft man nun auf viele Nachahmer-Projekte.
Auf den Faröer Inseln konnte die Abregelung eines Windparks durch den Netzbetreiber von 28 Prozent auf fünf Prozent gesenkt werden – durch die Installation eines 2,4-Megawatt-Batteriespeichers mit nur 700 Kilowattstunden Speicherkapazität von Saft. Der Ausgleich von kurzfristigen und geringen Erzeugungsschwankungen in kleinen Stromsystemen kann also auch heute schon ein attraktives Geschäftsmodell sein, indem die Einnahmen aus der Windkrafteinspeisung stabilisiert werden.
Politischen Rückenwind haben Investitionen in Großspeicher interessanterweise auch in Inselnationen wie Großbritannien, Südkorea und Australien, aber auch in Staaten mit hohen Anteilen an Erneuerbaren wie Kalifornien. Christian Marienberg vom britischen Generalkonsulat stellte das aktuelle „Smart Systems and Flexibility Program“ seiner Regierung vor. Damit sollen die regulatorischen Hürden für intelligente Technologien abgebaut werden, zum Beispiel durch die Definition von Speichern als Erzeuger und die Vereinfachung der Anforderungen zur Bereitstellung von Regelleistung. Interessant aus deutscher Perspektive ist auch, dass in Großbritannien lokale Märkte für die Bereitstellung von Flexibilität für das Stromsystem eingerichtet werden sollen.
Zunehmend rücken auch Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte in den Fokus. Eine Lösung ist die Verwendung von sekundär genutzten Batterien aus Elektroautos in stationären Großbatterien. Wettbewerbsfähige Second-Life-Batterien können deren Lebenszyklus verdreifachen. So plant die Coloumb GmbH aus München Second-Life-Projekte mit einer Kapazität von 100 Megawattstunden. Mit dem bevorstehenden Boom der batteriegetriebenen Elektromobilität wird das Thema Sekundärspeicher zunehmend und nachhaltig an Fahrt aufnehmen.
Dennoch kämpft die Branche nach wie vor mit sehr hohen Erwartungen zur Leistungsfähigkeit und Preisen seitens der potenziellen Kunden. Eine Ausstellerin sagte: „Die Leute haben oft überzogene Erwartungen. Sie erwarten unmögliche Dinge zu unrealistischen Kosten.“ Die dynamische technologische Entwicklung auf den Speichermärkten lässt hoffen, dass schon auf den nächsten Events die Lücke zwischen Angebot und dem enormen Bedarf nach Energiespeicherung für smarte Energiesysteme weiter geschlossen wird. (Stephan Franz)
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