pv magazine: Kaco new energy hat am Pilotprojekt Quartier Weinsberg mitgearbeitet, das sich weitgehend autark mit Strom und Wärme versorgt. Neben der Solaranlage gibt es dort ein BHKW und einen Spitzenlastkessel. Wie hoch ist die solare Deckung des Energiebedarfs im Sommer und im Winter?
Joerg Leonhardt: Im Mittel hatten wir in den Jahren 2014 bis 2017 eine solare Deckung der Elektrizitätsversorgung durch die Photovoltaik und den Batteriespeicher von 60 Prozent. Das BHKW trägt im Schnitt 25 Prozent bei und aus dem Netz kommen die restlichen 15 Prozent.
Lassen sich diese Werte noch weiter verbessern?
Das geht auf jeden Fall, aber es ist dann die Frage, wie viel der Kunde investieren möchte und in welchem Zeitraum sich die Investition rentieren soll. Wenn er die Autarkie und die solare Deckung weiter anheben möchte, benötigt er zum Beispiel einen größeren Batteriespeicher, der die Investitionskosten erhöht, aber dafür nur noch wenige zusätzliche Prozent an Autarkie und Eigenverbrauch beisteuern kann.
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Das Quartier besteht nun seit vier Jahren, welche Erkenntnisse haben sie aus dem Projekt gewonnen, die zu Änderungen in Nachfolgeprojekten führen würden?
Vor einem solchen Projekt muss eine sehr gute Analyse stehen und eine ganz ausführliche Energieberatung. Auch die Kommunikation zwischen den Gewerken ist sehr wichtig. So war in unsere Prognose in Weinsberg nicht eingeflossen, dass die neu gebauten Häuser zum Beispiel erst eine Trocknungsphase haben und daher im ersten Jahr einen spürbar höheren Energieverbrauch hatten als erwartet. Aber das Allerwichtigste ist, zu ermitteln, was der Kunde wirklich möchte und was er wirklich braucht. Es gibt so viele Parameter, die in ein Projekt einfließen, da muss man sich Zeit nehmen, um das individuelle Optimum zu finden. Diese Erkenntnis haben wir übrigens schon in die Produktentwicklung einfließen lassen. So sind in Weinsberg Prototypen unserer Produkte zum Einsatz gekommen, die so nicht in Serie gegangen sind. Stattdessen ermöglichen die neuen Produkte nun einen sehr flexiblen Einsatz und lassen sich auf viele verschiedene Bedürfnisse anpassen, denn das Optimum liegt bei jedem Projekt woanders und es ist gut, wenn man auch im Nachhinein noch einfach nachjustieren kann.
Der „Blueplanet gridsave 50.0 TL3-S“ Batteriewechselrichter ist eines dieser neuen Produkte, das Sie für gewerbliche und industrielle Energiespeicherlösungen vorschlagen. Wie zeigt sich die Flexibilität hier?
Der Batteriewechselrichter hat eine Anschlussleistung von 50 Kilowatt und offene Kommunikationsstandards. Er kann daher mit beliebigen Batteriespeichersystemen und Energiemanagementsystemen zusammenarbeiten. Je nach Ziel des Kunden, können an einen Batteriespeicher mit einer Kapazität von 100 Kilowatt-Stunden zum Beispiel ein, zwei oder drei Batteriewechselrichter angeschlossen werden, abhängig davon, ob der Kunde eine hohe Leistung für kurze Zeit oder niedrigere Leistung über einen längeren Zeitraum benötigt oder aus der Photovoltaik einspeichern möchte. Auch AC-seitig können beliebig viele „Blueplanet gridsave“ am Netzanschlusspunkt parallel geschaltet werden, um den Eigenverbrauch zu erhöhen oder die Einspeisung beispielsweise für Netzdienste zu steuern. Die Flexibilität ergibt sich also zum einen aus der Skalierbarkeit, aus den vielen verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten und daraus, dass nichts proprietär ist.
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