Im kommenden Jahr werden weltweit Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 108 Gigawatt zugebaut werden. Das ist die aktuelle Prognose von IHS Markit, die das Institut am Donnerstag im „PV Demand Market Tracker“ veröffentlichte. Getrieben werde der weitere Anstieg insbesondere durch die starke Nachfrage in China in der ersten Jahreshälfte. IHS Markit zufolge ist dafür vor allem die Förderpolitik der Regierung, ein erfolgreicher Übergang hin zu einem diversifizierten Energiemarkt sowie eine großen Dynamik bei Photovoltaik-Kleinanlagen in dem Land verantwortlich. Für das kommende Jahr erwarten die Analysten, dass knapp die Hälfte des weltweiten Photovoltaik-Zubaus in China stattfindet.
„Die Erhöhung auf 108 Gigawatt Photovoltaik-Zubau ist annähernd das Maximum dessen, was hinsichtlich der Polysilizium-Produktionskapazität erreicht werden kann“, sagte IHS Markit-Analyst Edurne Zoco. Die Situation auf der Angebotsseite werde daher zumindest in der ersten Jahreshälfte angespannt sein, „was zu stabileren bis höheren Preisen entlang der gesamten Lieferkette führen wird“.
Nach der neuesten Ausgabe des „PV Demand Market Tracker“ werden die weltweiten Installationen voraussichtlich durch die Lieferung und Preisgestaltung bei Photovoltaik-Modulen bestimmt werden. „Ein knappes Angebot und unerwartet hohe Modulpreise in der ersten Jahreshälfte 2018 werden das Wachstum vieler Märkte außerhalb Chinas behindern, da sich die Wirtschaftlichkeit der Projekte verschlechtet“, so die Analystin weiter. In einigen Regionen könnte das dazu führen, dass sich Projekte verzögern oder ganz gestrichen werden, da Marktpreise höher lägen als in der Planungsphase kalkuliert. Anders als in der Vergangenheit fokussieren sich demnach chinesische Photovoltaik-Modullieferanten mittlerweile vor allem auf den heimischen Markt. Einst sei China noch einer der Photovoltaik-Märkte mit Niedrigstpreisen gewesen. In diesem Jahr seien die Preise jedoch weiter gestiegen, was China zunehmend attraktiv für die heimischen Hersteller mache. Bei hoher Nachfrage in China sinke entsprechend das Modulangebot in anderen Regionen der Welt.
Zwei weitere Faktoren trüben laut IHS Markit den Ausblick außerhalb Chinas ein: Die USA werden demnach 2018 zwar noch immer der zweitgrößte Photovoltaik-Markt bleiben, sie sind jedoch mit erheblichen politischen Unsicherheiten konfrontiert. Die Entscheidung von US-Präsidenten Donald Trump in der Petition Section 201 könnte den Analysten zufolge die globale Wirtschaftlichkeit der Photovoltaik erheblich beeinflussen. Schon jetzt führten die geplanten Handelsbeschränkungen zu vorgezogenen Käufen und damit zu Verzerrungen bei Angebot und Nachfrage. Die geplante Unternehmenssteuerreform könnten ebenfalls das Investoreninteresse bei der Photovoltaik erheblich schwächen. Darauf haben auch GTM Research und SEIA in ihrem ebenfalls am Donnerstag vorgelegten Bericht zur Entwicklung des Zubaus im dritten Quartal in den USA hingewiesen. Einen konkreten Ausblick für die Nachfrageentwicklung in den USA wollen sie erst nach der Entscheidung Trumps, die bis Mitte Januar 2018 fallen muss, veröffentlichen.
Neben den USA blickt IHS Markit auch mit Sorge nach Indien. Der derzeit drittgrößte Photovoltaik-Markt erwägt ab der zweiten Jahreshälfte 2018 Anti-Dumping-Zölle für Module aus China. Das Land hat außerdem Ausschreibungen mit Local-Content-Klausel angekündigt. Beide Maßnahmen könnten die verfügbaren Module im Land soweit verknappen, dass die Nachfrage in den kommenden Jahren nicht mehr gedeckt werden könne – es sei denn lokale Hersteller erhöhten schnell ihre Produktion, schreiben die Analysten weiter.
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