Der Photovoltaik-Zubau in aufstrebenden Märkten wächst rasant. Das Wachstum werde durch die preisgünstigen Produkte und innovative neue Anwendungen getrieben, die Millionen von Menschen einen Zugang zum Netz verschafften, heißt es in der am Dienstag von Bloomberg New Energy Finance (BNEF) veröffentlichten Studie zu Photovoltaik-Aktivitäten in Entwicklungsländern. So seien im vergangenen Jahr in den 71 betrachteten Schwellenländern Photovoltaik-Anlagen mit insgesamt 34 Gigawatt neu installiert worden (siehe Grafik). Dies wäre eine deutliche Steigerung gegenüber den 22 Gigawatt im Jahr 2015. Die kumulierte Photovoltaik-Leistung in den Ländern habe sich gegenüber dem Jahr davor um 54 Prozent erhöht und in den vergangenen drei Jahren verdreifacht, heißt es in der BNEF-Studie, die Teil der jährlichen „Climatescope“-Umfrage ist.
Der Zubau 2016 würde ausreichen, um 45 Millionen Haushalte in Indien mit Solarstrom zu versorgen und sogar alle Haushalte in Peru oder Nigeria. Der Großteil der neu installierten Leistung entfalle mit 27 Gigawatt auf China. Nach BNEF-Aussagen verzeichneten aber auch andere Nationen ein starkes Wachstum. So habe Indien im vergangenen Jahr 4,2 Gigawatt neu installierte Photovoltaik-Leistung erreicht. In Ländern wie Brasilien, Chile, Jordanien, Mexiko, Pakistan und neun weiteren habe sich die installierte Photovoltaik-Leistung im vergangenen Jahr mindestens verdoppelt. In den Climatescope-Ländern hätten Photovoltaik-Anlagen insgesamt 19 Prozent aller neuen Stromerzeugungskapazitäten ausgemacht, heißt es im BNEF-Bericht weiter. 2015 habe der Photovoltaik-Anteil noch bei 10,6 Prozent gelegen und 2011 bei gerade einmal zwei Prozent.
Photovoltaik werde in Entwicklungsländern oft in Micro-Grids oder in Kombination mit pay-as-you-go-Systemen oder Wasserpumpen eingesetzt. Die Ausbreitung geschehe meist organisch, sie werde nicht von Regierungen initiiert, sondern von Unternehmen und Risikokapitalgebern angeführt, heißt es bei BNEF weiter. Oftmals engagierten sich Start-ups, die sich dafür Finanzierungen aus privaten Quellen sicherten und Partnerschaften mit großen Unternehmen wie Telekommunikationsanbieter eingingen.
In Afrika nutzen nach BNEF-Erhebungen mittlerweile mehr als 1,5 Millionen Haushalte Photovoltaik-Anlagen, deren Finanzierung über ihr Mobiltelefon abgerechnet werden (siehe dazu etwa Projekte von Mobisol in Afrika). 2015 seien es erst rund 600.000 Haushalte gewesen. Auf den afrikanischen Finanzmärkten sei dieses Geschäftsmodell kein Nischenprodukt mehr. In diesem Jahr seien dafür einige große Finanzierungsverträge abgeschlossen worden. Die Kombination von Photovoltaik, Endkundenfinanzierung und smarter Technologie breite sich daher auf dem Land immer weiter aus.
„Der massive Rückgang der Photovoltaik-Modulpreise, den wir in den vergangenen Jahren gesehen haben, halt nun in den Entwicklungsländern nach“, erklärt Ethan Zindler, Leiter Americas bei BNEF. Damit würden Möglichkeiten für mehrere millionenschwere Projekte geschaffen. Zum anderen nehmen kleine Photovoltaik-Installationen zu, mit denen beispielsweise Landwirte ihre Erträge durch bessere Bewässerung steigern oder einen Anschluss ans Internet erhalten würden.
Zugleich zeige die Analyse trotz des starken Anstiegs beim Photovoltaik-Ausbau auch einige beunruhigende Ergebnisse. So sei der durchschnittliche Länderwert, den BNEF auf Basis verschiedener Indikatoren ermittelt, erstmals seit der Einführung von Climatescope gesunken – von 1,35 auf 1,19 Punkte. Der Maximalwert liegt bei fünf.
Die niedrigeren Werte seien dabei vor allem auf die geringeren Investitionen in saubere Energie und die geringen Fortschritte in der Politik zurückzuführen. Die Erneuerbaren-Investitionen in den Nicht-OECD-Ländern – die fast mit den Climatescope-Ländern identisch sind – sei von 151,6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2015 auf 111,4 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr gesunken. China sei dabei für 75 Prozent des Rückgangs verantwortlich. Die dortigen Investitionen seien um 36,6 Milliarden US-Dollar gesunken. Die neu installierte Photovoltaik-Leistung in den Nicht-OECD-Ländern habe sich auf 34,6 Gigawatt belaufen, wie es weiter hieß.
Bei der Politik habe sich gezeigt, dass zwar 76 Prozent der untersuchten Länder Einspar- oder Begrenzungsziele bei den CO2-Emissionen festgelegt hätten. Nur gut zwei Drittel der Regierungen hätten jedoch Einspeisetarife und Auktionen eingeführt, um Erneuerbare-Projekte zu unterstützen. Nur 18 Prozent hätten konkrete Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen beschlossen, hieß es weiter. Diese Vorschriften schreckten ausländische Investoren zumeist eher ab.
Die 71 Schwellenländer, die in die Untersuchung einbezogen wurden, kommen BNEF zufolge auf 32,5 Prozent des weltweiten Bruttoinlandproduktes und stehen für 72,4 Prozent der Weltbevölkerung. Für die Analyse seien 43 Datenindikatoren ausgewertet worden.
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