„Acht Energieunternehmen verpflichten sich zu Senkung von Methanemissionen im Erdgassektor“ wie Wintershall am 22.11.2017 mitteilte (Der ausführlichere Originaltext ist hier auf Englisch einsehbar). Neben Wintershall handelt es sich um BP, Eni, Exxon Mobil, Repsol, Shell, Statoil und Total.
Die Unternehmen haben 5 „Leitprinzipien“ aufgestellt:
- Zur Überwachung und Reduzierung von Methan-Emissionen sollen Pläne erstellt, systematische Programme und effektivere Technologien entwickelt und deren Entwicklung finanziell unterstützt werden.
- Ein Verständnis der Methan-Emissionen über die gesamte Wertschöpfungskette Erdgas soll gemeinsam mit allen involvierten Akteuren erarbeitet werden.
- Die Datenlage zur Erfassung der Methan-Emissionen soll verbessert und die hierzu nötige Forschung unterstützt werden.
- Politische Regulierung der Methan-Emissionen soll unterstützt werden.
- Informationen über Methan-Emissionen sollen zugänglich gemacht werden.
Dass das Erdgas nicht so sauber ist, wie es in der Vergangenheit oft dargestellt wurde, hat sich mittlerweile doch so weit herumgesprochen (beispielsweise pv magazine Deutschland: „Bitte Ganzheitlichkeit!“), dass die Industrie reagiert. Bemerkenswerterweise weist sie die Studien, die auf die „Vorkettenemissionen“ aufmerksam gemacht haben, nicht zurück, sondern versucht es mit einem Besserungsgelöbnis. Allerdings handelt es sich bei den „Fünf Leitprinzipien“ um bloße und sehr im Vagen verharrende Absichtsbekundungen, die zudem deutlich machen, dass die Erdgasindustrie mit der Detektierung und Reduzierung unverbrannten Methans weitgehend Neuland betritt.
In welcher Dimension man sich diese Emssionen vorzustellen hat, geht aus der Mitteilung von Wintershall hervor: „…die Umsetzung aller kosteneffizienten Maßnahmen zur Reduzierung der Methanemissionen weltweit hätte die gleichen Auswirkungen auf den langfristigen Klimawandel wie die Schließung aller bestehenden Kohlekraftwerke in China.“ – Wohlgemerkt: nur die „kosteneffizienten“ Maßnahmen würden die Methan-Emissionen um das Äquivalent von jährlich 4 Milliarden Tonnen CO2 (= Ausstoß der chinesischen Kohlekraftwerke) verringern. Die gesamte Emission in der Erdgas-Wertschöpfungskette liegt also weit darüber!
Selbst wenn man unterstellt, dass hier – ausnahmsweise – einmal Selbstverpflichtungen einer Industrie eingehalten würden, so bräuchte es doch viele Jahre, bevor Auswirkungen zu spüren wären. Diese Zeit lässt uns der Klimawandel aber nicht. Neue Investitionen in die alte, ohnehin absterbende Energie sind obsolet. Alle Anstrengungen müssen auf den Aufbau von Strukturen aus erneuerbaren Energien, Speicherung, Sektorenkopplung und so weiter konzentriert werden, die von fossiler und atomarer Energie vollkommen unabhängig sind.
— Der Autor Christfried Lenz war unter anderem tätig als Organist, Musikwissenschaftler und Rundfunkautor. Politisiert in der 68er Studentenbewegung, wurde „Verbindung von Hand- und Kopfarbeit“ – also möglichst unmittelbare Umsetzung von Erkenntnissen in die Praxis – zu einer Leitlinie seines Wirkens. So versorgt er sich in seinem Haus in der Altmark (Sachsen-Anhalt) seit 2013 zu 100 Prozent mit dem Strom seiner PV-Inselanlage. Nach erfolgreicher Beendigung des Kampfes der BI „Kein CO2-Endlager Altmark“ engagiert er sich ganz für den Ausbau der Ereneuerbaren in der Region. Als Mitglied des Gründungsvorstands der aus der BI hervorgegangenen BürgerEnergieAltmark eG, wirkte er mit an der Realisierung einer 750 Kilowatt-Freiflächenanlage in Salzwedel. Lenz kommentiert das energiepolitische Geschehen in verschiedenen Medien und mobilisiert zu praktischen Aktionen für die Energiewende —
Die Blogbeiträge und Kommentare aufwww.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com.
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Diese Absichtserklärung der 8 Petro-Unternehmen ist erkennbar nichts mehr als eine Marketing-Aktion.
Konkret wird es nirgendwo, was man bis wann an Einzelmaßnahmen durch-
geführt haben will, um die Methan-Emissionen zu reduzieren.
Bessere Information bedeutet noch nicht, dass man dann auch die Absicht hat, die ermittelten Emissionsquellen zun schließen.
Es geht ja, wegen der hunderttausende Bohrungen weltweit um viel Geld, das ist doch jedem klar. Doch in der Vereinbarung steht kein Wort darüber,
welche Summe in welchem Zeitraum die Unternehmen zur Verringerung der Methan-Emissionen auszugeben bereit sind.
Daher glaube ich eher, dass wir es mit „heisser Luft“ zu tun haben, als mit
ernsthaften Absichten zur Reduzierung.
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