Seit Beginn 2010 müssen in Deutschland Neubauten oder grundsanierte Gebäuden mit sogenannten "Intelligente Stromzähler" (engl. Smart Meter) ausgerüstet werden. Diese sollen es ermöglichen, Stromverbraucher entsprechend aktueller Erzeugungsleistung und Strompreise an- oder auszuschalten. Das könne Haushalten und Gewerbebetrieben dabei helfen, Stromkosten zu sparen – so die Idee.
Wissenschaftler des Instituts für Theoretische Physik der Universität Bremen haben nun simuliert, was passieren würde, wenn intelligente Stromzähler bei massenhaftem Einsatz gleichzeitig auf Strompreissignale reagieren. Das Ergebnis: Die Smart Meter schaffen einen neuen künstlichen Strommarkt und können durch Blasen oder Crashs die Versorgungssicherheit gefährden.
Das Problem erklären die Forscher am altbekannten Beispiel der intelligent angesteuerten Waschmaschine. Programmieren massenhaft Haushalte ihre Waschmaschine so, dass sie erst anspringt, wenn der Smart Meter einen günstigen Strompreis meldet, kann ein „kollektiver Lawinen-Mechanismus“ ausgelöst werden, der die Stromnetze extrem belastet. Dann seien Blackouts wegen unerwarteter Überlastung nicht ausgeschlossen.
Energieversorger sollten gewarnt werden
„Die Standardtheorie von Angebot und Nachfrage ist unvollständig, wenn eine riesige Zahl Konsumenten gleichzeitig um den günstigsten Preis konkurriert. Denn natürlich wollen alle ihre Wäsche waschen, wenn der Strom am billigsten ist“, so Bornholdt.
Aus Sicht der Forscher ist der massenhafte Smart-Meter-Rollout daher „ein Schnellschuss, der nicht sorgfältig bis zum Ende durchdacht ist“. Darauf sollten Energieversorger aufmerksam gemacht werden. „In unserem Computermodell haben wir mit verschiedenen Variablen das nachvollzogen, was reale Menschen in solchen Situationen logischerweise tun würden“, sagt Bornholdt. „Der Einzelne weiß in solch einer Situation natürlich nicht, welche Folgen sein Verhalten hat, wenn es sich potenziert. Und leider wissen es auch diejenigen noch nicht, die den Strom bereitstellen.“ (Mirco Sieg)
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