Lichtblick-Spinoff Enyway stellt Marktplatz für Solar- und Windstrom für Endkunden vor

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Erst vor zwei Wochen hat Lichtblick-Gründer Heiko von Tschischwitz verkündet, „mit einem neu gegründeten Unternehmen“ einen „revolutionären Weg“ gehen zu wollen. Seit heute ist bekannt, dass das neue Unternehmen Enyway heißt und einen Marktplatz anbietet, auf dem Betreiber von Wind- oder Solarstromanlagen, von Biomasse- oder Wasserkraftwerken ihre Energie an Stromverbraucher verkaufen können.

„Wir schaffen neue Regeln für einen Energiemarkt, in dem die Menschen nicht mehr auf Konzerne und Stadtwerke angewiesen sind“, schreibt Tschischwitz in der Pressemitteilung. „Künftig wird es hunderttausende kleiner, privater Stromverkäufer geben, die ihre selbst erzeugte Energie ohne Umweg über einen Energieversorger direkt an ihre Nachbarn, Freunde und andere Menschen verkaufen.“ Wenn der Anbieter gerade nicht genug Strom erzeugt, wird Ökostrom geliefert.

Jan hat den Wind- oder Solarstrom, den Lisa braucht, Enyway bringt sie zusammen, so die Sprechweise. Auch das Motto, nachdem Strom so „ein Gesicht erhält“, über persönliche Erzeugerprofile auf dem Portal, scheint bekannt. Doch was auf den ersten Blick aussieht wie ein weiteres der Community- oder Regionalstrommodelle, von denen inzwischen einige erhältlich sind, entpuppt sich auf den zweiten Blick als etwas anderes. Der Marktplatz ist für Stromkäufer laut Presseerklärung kostenlos, wenn sie zwei Freunde von Enyway überzeugen. Ansonsten falle monatlich ein Beitrag von 3,99 Euro an, womit der Marktplatzes finanziert werde.

Das Enyway-Modell muss man vergleichen mit Angeboten wie zum Beispiel dem von Sonnen, bei dem Käufer von Batteriespeichern Teil einer Community werden, die sich gegenseitig mit Solarstrom beliefert, und dem von Lumenaza, mit dem es möglich ist, selbst lokale Communities aufzubauen. Grundsätzlich wird der Strom bei diesen Angeboten entsprechend der Direktvermarktung nach dem EEG verkauft, so dass aus dem EEG-Umlagetopf die Marktprämie gezahlt wird und der Strom konkurrenzfähig wird. Enyway hat die folgenden Fragen von pv magazine im Vorfeld der heutigen Vorstellung schriftlich beantwortet.

pv magazine: Was unterscheidet Ihr Modell von anderen wie die Sonnen-Community?

Enyway: Enyway ist etwas vollkommen anderes. Die verschiedenen Community-Modelle basieren alle auf einem Konzept, bei dem verschiedene Hardware-Komponenten und damit entsprechende Investitionen Voraussetzung für die Teilnahme sind. In der Regel ist der Community-Betreiber selber Energieversorger und beliefert die Kunden mit Strom. Bei Enyway kann jeder Haushalt als Stromkäufer mitmachen, ohne vorher investieren zu müssen. Und die Stromkäufer sind ebenfalls völlig frei, welche Hardware sie einsetzen. Enyway ist ein unabhängiger Marktplatz, Strom-Communities verfolgen in der Regel das Ziel, eigene Hardware-Lösungen zu verkaufen.

Was ist der energierechtliche Hintergrund Ihres Angebots?

Enyway ist ein Online-Marktplatz, der Menschen, die Strom erzeugen, mit anderen Menschen, die diesen Strom gerne beziehen möchten, verbindet. Dabei tritt Enyway explizit nicht als Stromversorger auf. Enyway ist eine Vermittlung-Plattform. Jeder Erzeuger, der sich auf Enyway anmeldet, geht in die Direktvermarktung. Gemäß EEG ist es explizit zugelassen, seinen Strom als Erzeuger direkt an Endkunden zu vermarkten. Genau dies ermöglichen wir den Erzeugern, indem wir sie zu Stromverkäufern (also zu Stromversorgern) machen. Wir bieten den Erzeugern an, uns um die damit einhergehenden Formalitäten zu kümmern. Die Strommengen, die der Stromverkäufer nicht direkt an Endkunden verkauft, werden über den Direktvermarktungspartner des Stromerzeugers anderweitig direktvermarktet.

Ist Enyway dann auch Energieversorger?

Ein Stromkäufer kann nach aktueller Gesetzeslage zur Zeit nur von einem Energieversorgungsunternehmen versorgt werden. Jeder Stromverkäufer auf enyway ist ein eigenes kleines Energieversorgungsunternehmen. Der Marktplatz enyway unterstützt ihn bei der Ausführung der energiewirtschaftlichen Prozesse ohne dabei selbst ein Energieversorger zu sein.

Was unterscheidet Sie damit von den Regionalstromangeboten, die man zum als lokales Stadtwerk zum Beispiel mit Lumenaza umsetzen kann?

Der Unterschied ist ähnlich groß wie bei Strom-Communities, aber etwas anders gelagert: Lumenaza ist ein IT-Anbieter in der Energiewirtschaft im B2B-Bereich. Enyway ist eine Internet-Plattform im B2C- und vor allem C2C-Bereich. Mit anderen Worten: Das eine sind Lösungen für Unternehmen, Energieversorger und Hardware-Hersteller, um Communities aufzubauen. Enyway hingegen betreibt eine Plattform im Endkundengeschäft, die klassische Energieversorger überflüssig macht.

Macht es preislich einen Unterschied für den Verkäufer, ob er bei Ihnen einen Abnehmer findet oder er den Strom stattdessen einfach nur über einen Direktvermarktungsanbieter?

Enyway vermarktet überhaupt keinen Strom, sondern ist ausschließlich eine Vermittlung-Plattform. Enyway ist eine Internet-Unternehmen und kein Stromversorger. Für unsere Stromverkäufer lohnt sich der Verkauf an Endkunden, weil sie damit ihre Wertschöpfungskette erweitern. Sie sind nicht mehr nur noch Stromerzeuger, sondern Stromversorger. Je mehr Kilowattstunden die Stromverkäufer über Enyway an ihre Endkunden verkaufen, desto höhere Erlöse erzielen sie.

Kann ein Erzeuger mit dem Strom mehr verdienen, wenn er bei Ihnen einen Abnehmer findet, statt wenn er über die üblichen Kanäle direkt vermarktet?

Da jeder Stromverkäufer seine Preise selber festlegt, kann man diese Frage nicht pauschal beantworten. Auf unserem Marktplatz werden sich Preise im Wettbewerb bilden. Wir gehen derzeit davon aus, dass sich die Investitionskosten in Fernsteuerbarkeit, die Voraussetzung für die Direktvermarktung ist, ab circa 50 Kilowatt Anlageleistung amortisieren. Aber wir haben auch bereits heute schon Stromerzeuger im Angebot, die nur eine kleine Solaranlage unter 10 Kilowatt betreiben. Für mache Stromerzeuger lohnen sich die Kosten allein aus ideellen Gründen.

Bis hinab zu welcher Photovoltaik-Anlagengröße kann man den Strom bei Ihnen verkaufen?

Bei Enyway gibt es keine Untergrenze.

Wie hoch ist der Tarif pro Kilowattstunde für die Stromkäufer?

Die Tarife werden von den jeweiligen Stromverkäufern festgelegt, das liegt nicht in unserer Hand. Aber alle Stromverkäufer haben natürlich das Ziel, wettbewerbsfähige Preise anzubieten. Das ist auch einfach, weil der Weg über Enyway die klassischen Energieversorger überbrückt und somit deren Verwaltungskosten spart. Die derzeitigen Angebote sind alle voll wettbewerbsfähig.

Wer organisiert, dass die Umlagen und Abgaben gezahlt werden?

Wir bieten das unseren Stromverkäufern als Dienstleistung an. Und wir gehen davon aus, dass die meisten Stromverkäufer diese Dienstleistung auch in Anspruch nehmen.

Benötigt man als Stromkunde Smart Meter, um teilnehmen zu können? Sind die Kosten bei Ihrer Antwort zur vorhergehenden Frage berücksichtigt?

Nein, jeder Kunde kann seinen Strom über Enyway beziehen. Man braucht dazu weder Smart Meter noch sonstige zusätzliche Hardware.

Wie organisieren Sie die Bilanzkreise und deren Management?

Der Stromverkäufer wird von seinem ausgewählten Direktvermarkter in allen energiewirtschaftlichen Prozessen inklusive dem Bilanzkreismanagement unterstützt, die die Einspeisung betreffen. Ein weiterer Partner unterstützt den Erzeuger in allen Prozessen bezüglich der Ausspeisung, hierzu gehören das Bilanzkreismanagement ebenso wie Endkunden-Wechselprozesse.

In Ihrer Presseerklärung haben Sie angegeben, über Crowdinvesting über Ihre Plattform „können zum Beispiel Mieter ohne eigenes Dach oder Grundstück schon für wenige Hundert Euro zu Selbstversorgern werden und dabei eine attraktive Verzinsung verdienen“. Warum haben Sie sich entschieden, das auch noch anzubieten?

Unsere Stromverkäufer entscheiden selbst, welche Produktfeatures sie anbieten wollen, um sich auf dem Marktplatz abzuheben und die Bedürfnisse der Stromkäufer optimal abzudecken. Wir glauben, dass Crowdinvesting dabei eine sehr große Rolle spielen kann, weil es dadurch erstmals auch Mietern möglich ist, direkt in die Energiewende zu investieren und damit bei Strombezug von dem Stromverkäufer, der das anbietet, zum Selbstversorger zu werden. Das Angebot hat das Potenzial, den Ausbau der Erneuerbaren deutlich zu beschleunigen.

Wer hat in Enyway investiert?

Enyway ist aus Lichtblick entstanden, aber Lichtblick ist nicht an Enyway beteiligt. Heiko von Tschischwitz hat Enyway gegründet und mithilfe von Finanzinvestoren finanziert. Darunter sind auch der Lichtblick-Mitgründer und langjährige Partner Michael Saalfeld, und Eneco, der niederländische Ökoenergieversorger, der sich kürzlich auch an LichtBlick beteiligt hat. Weitere Investoren suchen wir derzeit nicht.

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