In dieser Woche wollen CDU, CSU, FDP und Grüne final ausloten, ob sie Koalitionsverhandlungen für ein Jamaika-Bündnis aufnehmen werden. Voraussetzung dafür dürfte auch eine Annäherung bei den sehr strittigen Themen Energie und Klimaschutz sein. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (Dienstagausgabe) berichtet unter Berufung auf ein vierseitiges Dokument von „ersten vorsichtigen Annäherungen“ und weiter strittigen Punkten. So seien sich alle Parteien einig, dass die europäischen und nationalen Klimaziele für 2020, 2030 und 2050 weiter gelten sollten und erreicht werden müssten. Gleichzeitig müsse die Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit von Energie gewährleistet werden. Dafür müssten „zusätzliche Maßnahmen“ ergriffen werden. Nach dem FAZ-Bericht werden Klimaschutz, Ausbau der Erneuerbaren, energetische Verbesserungen bei Gebäuden und der Emissionshandel in dem Dokument genannt.
Allerdings sind sich die potenziellen Koalitionäre nicht einig, welche Instrumente wirklich gebraucht würden. So würden Union und FDP davon ausgingen, für die Klimaschutzziele müssten 32 bis 66 Millionen Tonnen CO2 zusätzlich eingespart werden, rechneten die Grünen mit 90 bis 120 Millionen Tonnen CO2. Alle Parteien seien einig, dass die Hälfte dieser Emissionen mit einer verringerten Kohleverstromung eingespart werden sollten. Allerdings führe das dazu, dass Union und FDP unter Verweis auf die Versorgungssicherheit bis 2020 höchstens drei bis fünf Gigawatt reduzieren wollen, während die Grünen für acht bis zehn Gigawatt plädierten. Einigkeit wiederum besteht bei allen Beteiligten, dass ein Kohleausstieg sozialverträglich erfolgen müsse.
Beim Thema EEG sehen alle Parteien einen weiteren Reformbedarf. Damit sollten Photovoltaik, Windkraft und Co. zur Marktreife gebracht werden. Allerdings zeigen sich Union und FDP zurückhaltend, wenn es um das Thema eines beschleunigten Ausbaus der Erneuerbaren geht, wie die FAZ weiter berichtet. Konsens gebe es dagegen, dass die Speichertechnologien vorangetrieben werden müssten. Dazu sei auch mehr Geld für die Forschung und Entwicklung notwendig. Auch die energetische Gebäudesanierung wollen allen Seiten wohl steuerlich fördern und den Emissionshandel stärken. Bei der Stromsteuer scheint zudem der Kompromiss, sie auf ein europäisches Mindestmaß zu senken, in Sicht.
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Der Kernpunkt der Energie und Klimadiskussionen ist der Kohleausstieg.
Für den zügigen Kohleausstieg muss man kein bestimmtes Datum festlegen.
Man muss lediglich das EEG wieder dahin gehend ändern, dass die Erneuerbaren so wie vor 2010 wieder den Versorgern zwingend zugeteilt werden, und der Kohleausstieg wird ein Selbstläufer, wahrscheinlich zu einem viel früheren Zeitpunkt als 2030..
Vor 2010 wurden die Erneuerbaren den Versorgern anteilmäßig zwingend zugeteilt, und die Kohle musste angepasst werden. Mit zunehmenden Erneuerbaren, musste immer weniger Kohle angepasst werden. Ganz im Sinne der Energiewende.
Mit der EEG Neuordnung 2010 änderte sich das schlagartig. Kohlekraftwerke müssen nicht mehr angepasst werden, und können unbeschadet drauf los produzieren, der Export boomt seit dem.
Siehe hier die Grafik „Stromexport Überschuss“
https://www.solarify.eu/2017/08/25/207-zu-viel-schmutziger-strom/
Aber nicht nur das. Durch den Export verdrängen wir bei unseren Nachbarn deren Dreckschleudern der Dreck bleibt bei uns, und wir können die Klimavorgaben nicht einhalten.
Wie es dazu gekommen ist, hat IWR im Folgenden treffend dargestellt
http://www.iwr-institut.de/de/presse/presseinfos-energiewende/erneuerbare-energien-werden-subventioniert-staat-zahlt-keinen-cent
Der steigende Anteil erneuerbarer Energien hat am Spot- und Terminmarkt zu immer niedrigeren Strom-Einkaufspreisen geführt. Grund ist ein von der Politik beschlossener Wechsel der EEG-Lieferung ab 2010 (Wälzungsmechanismus). Bis 2009 erhielten die Stadtwerke den EEG-Strom als sog. EEG-Stromband monatlich tatsächlich physisch geliefert, so dass die großen Vorlieferanten (RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW, etc.) auch faktisch weniger an die Stadtwerke liefern konnten. Seit 2010 muss der EEG-Strom an der Börse verkauft werden und das hat weitreichende Folgen: RWE, E.ON & Co. beliefern Stadtwerke seit 2010 wieder weitgehend vollständig mit konventionellem Strom, der EEG-Strom an der Börse kommt zusätzlich auf den Markt und drückt auf die Preise. Weil die Börsen-Strompreise durch den Verkauf des EEG-Stroms teilweise auf Rekordtiefs sinken, profitieren zwar die Großabnehmer und die Industrie, gleichzeitig steigen die Differenzkosten zu den Vergütungspreisen und letztendlich steigt dadurch die EEG-Umlage. Zitat Ende.
Mit einer Änderung des EEG dahingehend, dass die EE wieder zwingend den Versorgern zugeteilt werden, kann man drei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Einen völlig geräuschlosen Kohleausstieg, die EEG Umlage ist kein Thema mehr., zwangsläufig wird daraus ein wesentlicher Beitrag zum Erfüllen der Klimaziele.
So einfach ist das für einen, der die Entwicklung der Energiewende mit allen Rahmenbedingungen, oder genauer gesagt Grausamkeiten, die den EE von Seiten konventioneller Lobbyisten zugefügt wurden, interessiert verfolgt hat.
Das „CO2-Ziele einhalten“ aber „Ausbaugeschwindigkeit nicht erhöhen“ klingt wieder nach einem „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“. Die einzige Lösungsmöglichkeit, wenn hier Kohlekraftwerke beschleunigt vom Netz genommen werden sollen, gleichzeitig mit den Resten des Kernkraft-Ausstiegs bis 2022, ist, wenn die EE hier nicht genug liefern, vermehrter Import aus dem Ausland und etwas zusätzlicher Einsatz von Speichern und Gaskraftwerken. Wichtiger als das Erreichen eines willkürlichen Ziels 2020 wäre es, die Ausbaugeschwindigkeit so zu erhöhen, dass in 10 Jahren die Zielverfehlung von 2020 kompensiert ist. Den Anbietern wäre auch nicht damit gedient, wenn jetzt kurzfristig Kapazitäten geschaffen werden, die dann wieder ausgebremst werden, wenn das Zwischenziel erreicht wurde. Und auf Augenauswischereien wie vermehrter Import aus dem Ausland können wir wirklich verzichten!
JCW sagt:
Die einzige Lösungsmöglichkeit, wenn hier Kohlekraftwerke beschleunigt vom Netz genommen werden sollen, gleichzeitig mit den Resten des Kernkraft-Ausstiegs bis 2022, ist, wenn die EE hier nicht genug liefern, vermehrter Import aus dem Ausland und etwas zusätzlicher Einsatz von Speichern und Gaskraftwerken.
@ JCW
Ich wiederhole mich wenn ich sage, die beste Lösung hatten wir mit dem System von vor 2010.
Die EE wurden zwingend den Versorgern zugeteilt, und die Kohle musste angepasst werden.
Wenn da prognostiziert wurde, dass die EE nicht genug liefern, war mehr Kohlestrom am Netz.
Genau so war es umgekehrt. Wenn viel EE Strom prognostiziert war, konnten weniger Kohlekraftwerke produzieren.
Auf dieser Basis wären bei zunehmenden EE kontinuierlich Kohlekraftwerke vom Netz gegangen.
Ein Selbstläufer im Sinne der Energiewende.