Behauptetes Zollbetrugs-„Karussell“ von Sunowe: Eine sonnige Europareise

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Nicht New York, Rio, Tokio, sondern Domažlice, Sibiu, Ingolstadt könnte die Titelzeile eines Lieds lauten über die Sunowe-Firmengruppe aus Nürnberg. Wie berichtet, soll Sunowe nach Zollrecherchen ein „Betrugskarussell mit Solarmodulen aus China“ betrieben haben. Langsam wird deutlich, was die Fahnder mit „Karussell“ meinen. Denn nicht nur das vom Zoll angeführte „ausgeklügelte Modell von Schein- und Briefkastenfirmen in Luxemburg und Hongkong war hierbei auf möglichst große Intransparenz ausgelegt, um Zahlungsströme bei der Geschäftsabwicklung zu verschleiern“.

Schon auf dem Briefkasten des Nürnberger Firmensitzes steht „Sunowe Photovoltaic“ neben weiteren Firmennamen der Gruppe. Dazu existiert ein Geflecht Dutzender Gesellschaften. Die werden wohl von einer Person zusammengehalten. Jedenfalls taucht in den Unternehmensdaten meist Yi M. (Name geändert) aus Zirndorf auf, die Sunowe-Geschäftsführerin. Das ist beispielsweise in Deutschland, Tschechien, Rumänien, Italien der Fall.

Nach Behördenangaben hat Sunowe Solarmodule in „Energie- und Solarparks im gesamten Bundesgebiet sowie im europäischen Ausland“ geliefert. Einige der Solarkraftwerke betreibt die Unternehmensgruppe offenbar selbst. Doch es gibt auch Planer und Installateure, welche Photovoltaik-Anlagen mit den – möglicherweise durch Zollbetrug – sehr günstigen Modulen errichteten. Weshalb Beamte im Oktober nicht nur in Franken Firmen unter die Lupe nahmen, sondern zum Beispiel auch welche in Polch (Kreis Koblenz) oder Donautal (Kreis Ulm). Einige stellten daraufhin ihre Internetseiten auf „In Reparatur“. Außerdem gab es auf unsere Anfragen keine Antworten.

In Nürnberg wurden Anfang Oktober drei Personen verhaftet. Einer davon kam Anfang der Woche aus der Untersuchungshaft frei: Christian Pech, laut Eintrag auf seiner eigenen Webseite im Großanlagengeschäft von Sunowe tätig, der Tochterfirma des chinesischen Sunflower-Solarkonzerns. Im Ehrenamt ist er SPD-Vizelandrat des Kreises Erlangen-Höchstadt.

Pech habe „umfassende Angaben zum Sachverhalt gemacht“, bestätigt Alfred Huber, Sprecher der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth. Sunowe soll gegen die Mindesteinfuhrpreisregelung der EU verstoßen haben. Diese soll „chinesische Billigimporte zum Schutz der europäischen Wirtschaft unterbinden“. Nun ist Pech wieder auf freiem Fuß, habe aber Meldeauflagen. Eine Kaution habe das Gericht bei der Aufhebung des Haftbefehls aber nicht festgesetzt, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. (Heinz Wraneschitz)

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