Die mehrmonatigen Vorbereitungen sind abgeschlossen und der Startschuss gefallen. Bei dem europaweit ersten Pilotprojekt sollen vernetzte Photovoltaik-Heimspeicher und die Blockchain-Technologie zur Netzstabilisierung genutzt werden, wie Sonnen am Donnerstag mitteilte. Partner des Speicheranbieters ist der Übertragungsnetzbetreiber Tennet. Die Blockchain-Lösung sei von IBM entwickelt worden. Die Pilotphase sei auf sechs Monate angelegt.
In dieser Zeit würden die dezentralen Photovoltaik-Heimspeicher von Sonnen über die Blockchain-Lösung in das Netz von Tennet eingebunden. Die einzelnen Speicher werden von Sonnen e-Services miteinander vernetzt, wie es weiter hieß. Sie könnten sich individuell der jeweiligen Netzsituation anpassen – also nach Bedarf Strom aufnehmen oder abgeben. So sollen Transportengpässe im Netz reduziert werden. Das Blockchain-Projekt mit Sonnen sei Teil eines umfassenden Programms von Tennet, um durch eine verstärkte Nutzung von Daten und die Erschließung neuer Flexibilitätsmöglichkeiten das Stromnetz auf die Herausforderungen der Energiewende vorzubereiten.
„Das Projekt ist das erste seiner Art, das die Blockchain-Technologie verwendet. Es ist wegweisend für die zukünftige Einbindung der erneuerbaren Energien. Wir sehen klar ein Potenzial, neue Flexibilitätsmöglichkeiten über die Blockchain-Technologie zu erschließen. Letztlich hilft das, die teure Abregelung von Windanlagen zu begrenzen, die notwendig ist, um das Netz zu stabilisieren“, sagte Urban Keussen, Vorsitzender der Geschäftsführung von Tennet. Der Übertragungsnetzbetreiber gehe damit einen neuen Weg, um erneuerbare Energien besser zu integrieren und die Versorgung zu sichern. Solche Projekte könnten den Netzausbau ergänzen und seien ein wichtiger Baustein für die Energiewende.
„Statt grünen Strom im Norden wegzuwerfen, speichern wir ihn. Statt Großkraftwerke im Süden hoch zu fahren, rufen wir Solarstrom aus Speichern ab“, ergänzte Philipp Schröder, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing bei Sonnen. Mit dem Projekt könne so erstmals Ökostrom aus Speichern bei Netzengpässen genutzt werden. Bislang sei dafür bevorzugt Kohle- und Atomstrom verwendet worden.
Mit solchen Projekten suchen die Übertragungsnetzbetreiber auch nach Wegen, die Redispatchkosten zu senken. Diese lagen im vergangenen Jahr bei rund 800 Millionen Euro in Deutschland. Es sind Kosten die bei Eingriffen ins Stromnetz anfallen, etwa zur Abregelung von Windkraftanlagen. Als Besonderheit zu anderen Blockchain-Projekten hoben Sonnen und Tennet heraus, dass sie nicht nur Handelsaktionen, sondern komplexe Netzdienstleistungen umsetzten.
In den Niederlanden will der Übertragungsnetzbetreiber ein anderes Pilotprojekt Ende des Monats starten, bei dem mit Hilfe der Blockchain-Technologie Flexibilität, die von Elektroautos zur Verfügung gestellt wird, zu nutzen. Partner dabei sei der Energiedienstleister Vandebron, der für das Pilotprojekt Regelleistung aus einem Pool von Ladestationen für Elektrofahrzeuge zur Verfügung stelle, um Frequenzschwankungen im Netz auszugleichen.
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