Nachdem die Internationale Handelskommission der USA (US ITC) eine Schädigung der heimischen Hersteller kristalliner Photovoltaik-Produkte im September festgestellt hat, wird derzeit über die zu ergreifenden Schutzmaßnahmen gemäß der Section 201-Petition gerungen. Bis zum 13. November hat die Behörde Zeit, ihre Vorschläge an US-Präsidenten Donald Trump zu senden. Die Petitionäre Suniva und Solarworld Americas hatten in einer Anhörung verschiedene Maßnahmen zum Schutz der heimischen Solarindustrie gefordert. Einerseits geht es um die Einführung eines Zolls auf importierte Solarzellen und Solarmodule, andererseits sollen die Importe beschränkt werden.
Die Analysten von GTM Research haben verschiedene Szenarien durchgespielt. So haben sie versucht, die weitere Entwicklung des US-Photovoltaik-Marktes abzuschätzen, wenn Zölle zwischen 10 und 40 US-Dollarcent pro Watt für eingeführte Solarzellen erhoben werden. Nach dem Basisszenario wird für die USA ein Photovoltaik-Zubau von kumuliert 40 Gigawatt für die Zeit von 2018 bis 2022 erwartet. Mit einem Zoll von 10 US-Dollarcent pro Watt sei nur mit einem leichten Rückgang der Nachfrage um etwa zehn Prozent zu rechnen. Käme es zu den von Suniva in etwa geforderten 40 US-Dollarcent pro Watt an Zoll ist nach Ansicht von GTM Research mit einer Halbierung des erwarteten Wachstums des Photovoltaik-Marktes bis 2022 zu rechnen. Besonders betroffen davon wäre das Segment großer Photovoltaik-Freiflächenanlagen, wo der Rückgang bei bis zu 57,3 Prozent bis 2022 liegen würde.
Nach Ansicht von GTM Research werde die heimische Photovoltaik-Produktion sowie die zollfrei lieferbare Menge an Solarmodulen und -zellen nicht ausreichen, um die Nachfrage zu decken. Die US ITC hatte einige Länder ausgenommen, weil durch sie keine Schädigung der US-Solarindustrie festgestellt worden sei, darunter Singapur, Korea, Kanada und Australien. Bei Solarzellen könnten somit im kommenden Jahr knapp fünf Gigawatt zollfrei in die USA importiert werden, bei Solarmodulen seien es bis zu 6,7 Gigawatt – wobei hier auch Dünnschichtprodukte eingerechnet sind, die nicht unter die Section 201-Petition fallen. Zusätzlich hätten sich die Projektierer bereits rund zwei Gigawatt an Solarmodulen für Projekte im kommenden Jahr gesichert und schon importiert. Die somit verfügbaren sieben Gigawatt für 2018 beinhalteten jedoch, dass sowohl REC als auch First Solar ihre komplette Produktion in die USA lieferten, so die Analysten weiter. Für das laufende Jahr zeigt die Analyse, dass kristalline Solarmodule mit mehr als zwölf Gigawatt in die USA eingeführt worden.
Die Section 201-Petition hat GTM Research zufolge die Modulpreise in den USA bereits steigen lassen. Nach einem Tiefststand im ersten Quartal 2017 seien die durchschnittlichen Verkaufspreise der chinesischen Tier-1-Hersteller seither kontinuierlich angestiegen und erreichten im vierten Quartal wieder ein Niveau um die 50 US-Dollarcent pro Watt im Kleinanlagensegment. Und trotz Kostenreduktionen bei anderen Komponenten seien die Systempreise für die Installation einer Photovoltaik-Anlagen das erste Mal seit Jahren angestiegen.
Die USITC wird am 31. Oktober über die Maßnahmen abstimmen. Bis zum 13. November müssen sie dann US-Präsidenten Donald Trump vorgelegt werden. Er hat bis Mitte Januar Zeit, über die endgültigen Sanktionen zu entscheiden. Ende Januar 2018 könnten sie dann spätestens in Kraft treten.
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