Wahlergebnis eröffnet neue Chancen für die deutsche Energiepolitik

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Die Wähler haben den Politikern in Berlin den klaren Auftrag erteilt, einen Regierungswechsel vorzubereiten. Die Spitzen von CDU/CSU, FDP und Grünen müssen sich nun ihrer Verantwortung bewusst werden, diese übernehmen und einen tragfähigen Koalitionsvertrag aushandeln. Damit stellen sie die Weichen für eine stabile Regierung und ermöglichen unserem Land, von einer zukunftsorientierten Energiepolitik zu profitieren. Die neuen Koalitionspartner der CDU – FDP und Grüne – lassen eine Ausgeglichenheit erwarten: Während bei den Grünen der Ausbau der erneuerbaren Energiegewinnungsarten im Vordergrund stehen dürfte, werden die Vertreter der FDP die Interessen der mittelständischen Unternehmer dieser Branche und der Stromverbraucher zu wahren wissen. Sie tun gut daran, denn auf dem Rücken der Konsumenten werden ganz sachfremde Interessen ausgetragen. Das ist nicht nur unfair, sondern auch vollkommen überflüssig.

Mit der EEG-Umlage bezahlen die Verbraucher eine Subvention, die neuere Solaranlagen nicht benötigen, um wettbewerbsfähig Strom zu erzeugen. Lassen Sie mich dies an einem Beispiel verdeutlichen, das bewusst plakativ gewählt wurde: Der Durchschnittsdeutsche bezieht seinen Strom für 27 Cent pro Kilowattstunde von einem etablierten Energieversorger. Wenn er zuvor einen nicht ganz unerheblichen Rechercheaufwand betrieben und Preisvergleiche angestellt hat, findet er vielleicht einen Stromanbieter, der ihn für 22 Cent pro Kilowattstunde beliefert. Immer noch viel zu viel, denn: Selbst bei den denkbar ungünstigsten Rahmenbedingungen, etwa einer kleinen Photovoltaikanlage auf dem Dach eines Hauses im regenreichsten Gebiet Norddeutschlands lässt sich der Strom für rund zehn Cent pro Kilowattstunde selbst produzieren.

Ich habe mitunter den Eindruck, dass die Gutmütigkeit der Bevölkerung ausgenutzt wird. Über die Parteigrenzen hinweg sind die meisten Wähler bereit, den grünen Strom mit ein paar Cent pro Kilowattstunden zu fördern, weil sie die Energiegewinnung aus regenerativen Quellen aus guten Gründen befürworten. Diese Förderung ist in dieser Form nicht mehr notwendig. Es kann nicht oft und deutlich genug gesagt werden: Insbesondere Solarstrom lässt sich mittlerweile deutlich günstiger produzieren als ihn aus dem Netz zu beziehen.

Ein Teil der Einnahmen aus der EEG-Umlage bzw. Steuereinnahmen werden darauf verwendet, den Rückbau der Atomkraftwerke zu finanzieren und die gefährlichen Abfallprodukte dieser Energiegewinnungsart zu entsorgen. Perfider Weise wird so Atomstrom mit Mitteln für den Ausbau von Solarstrom subventioniert. Das ist politischer Irrsinn! Es sollten vielmehr Rücklagen in einer Zeit gebildet werden, in der man günstigen Atomstrom teuer an die Endverbraucher verkauft hat. Genau das hat aber real nie stattgefunden, die großen Energieversorger haben nur buchhalterisch Rückstellungen für den Rückbau gebildet. Damit steht dieses Geld für den Rückbau real gar nicht zur Verfügung. Die Steuerzahler werden somit erneut zur Kasse gebeten. Dass diese Beträge weit über dem Niveau der Einspeiseförderung der letzten Jahre liegen, geben Politiker nur ungern zu. Die neue Regierung muss hier entgegensteuern.

Der Einwand, man benötige die zusätzlichen Einnahmen der EEG-Umlage zum Ausbau der Netze, trägt ebenfalls nicht. Die auf dem Festland errichteten Solar-, Windenergie-, Wasserkraft- und Biomasseanlagen stehen so, dass eine flächendeckende Stromversorgung grundsätzlich ohne einen weiteren Netzausbau möglich ist. Lediglich in einzelnen Fällen können Netzkorrekturen erforderlich sein, vor allem da, wo Atom-Kraftwerke abgeschaltet werden. Gigantische Investitionssummen, von denen die Medien berichten, werden nur dort erforderlich, wo die Energie-Autobahnen ausgebaut werden müssen, um den von Offshore-Windparks in der Nordsee erzeugten Strom nach Bayern zu transportieren.

Auf erneuerbare Energien zu setzen, ist aber längst nicht mehr nur wirtschaftlich sinnvoll. Es ist schlicht alternativlos. Denn wenn wir endlich aufhören, in Zeiträumen von Legislaturperioden zu denken, sondern den Blick auf die nächsten 40 Jahre richten, werden wir erkennen, dass uns die fossilen Energieträger dann nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Damit meine ich nicht, dass sich verteuert haben werden – ich meine, dass sie dann schlicht aufgebraucht sein werden. Damit wäre der wichtigste Auftrag an die gewählten Jamaika-Koalitionäre schon definiert.

 — Der Autor Thorsten Preugschas blickt auf rund 15 Jahre Erfahrung in der Solarbranche zurück. Als geschäftsführender Gesellschafter brachte er die Maaß Regenerative-Energien GmbH in die Colexon Energy AG ein und schuf damit einen der führenden börsennotierten Projektentwickler im deutschsprachigen Raum. Im Jahr 2006 wurde er zum CEO der Colexon Energy AG ernannt. Mit dem Zusammenschluss der Colexon Energy AG mit der dänischen Renewagy A/S im Jahr 2009 formte Preugschas den ersten vollintegrierten börsennotierten Projektentwickler und Betreiber von Solarkraftwerken in Deutschland mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 150 Millionen Euro. Im Jahr 2011 wechselte Thorsten Preugschas zur Soventix GmbH, die sich unter seiner Geschäftsführung zu einem der erfolgreichsten international agierenden Solarprojektentwicklern Deutschlands entwickelte. Weitere Informationen finden Sie unter www.soventix.com. — 

Die Blogbeiträge und Kommentare aufwww.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com.

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