In Berlin eröffnen Skytron und First Solar die dritte Leitwarte

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200 Megawatt Photovoltaik-Anlagen auf sechs LCD-Screens, nebeneinander montiert an der Vorderseite eines Raumes in Berlin-Adlershof, in dem in drei Reihen sechs Mitarbeiter die Kraftwerke überwachen. Das ist die neue Leitwarte, zu deren Eröffnung Skytron Energy geladen hat. Links Wetterkarten, dann ein Bildschirm mit wechselnden Webcam-Darstellungen, dann eine Liste mit den Anlagen. Eine Anlage mit dem Kürzel AHN hat heute bis 10:30 Uhr beispielsweise 0,6 Kilowattstunden pro Kilowattpeak erzeugt, ebenso BTF zwei Zeilen tiefer. Dazwischen BAR mit nur 0,2 Kilowattstunden pro Kilowattpeak. Ein Fehler ist es trotzdem nicht – die Einstrahlungsdaten zeigen, dass dort weniger Sonne war.

Auf den rechten Bildschirmen sind die Fehlermeldungen gelistet. Rund ein Duzend Wechselrichter oder Überwachungsanlagen haben heute bereits ein solches Signal gesendet. Das heißt noch nicht, dass der Ertrag wirklich gesunken ist. Manche Meldungen sind lediglich erste Warnsignale. An den einzelnen Arbeitsplätzen können die Mitarbeiter diese Anlagen genauer analysieren. Das haben die Mitarbeiter natürlich auch schon vor August gemacht. Damals allerdings verstreut über mehrere Büros und „selbst aufgebaute“ kleinere Kontrollzentren. „Die Arbeit ist durch das neue Kontrollzentrum einfacher geworden“, sagt ein Mitarbeiter.

Früher hat Operation & Maintenance (O&M) ungefähr acht Prozent der Einnahmen eines Photovoltaik-Kraftwerks gekostet, erklärt Stefan Degener, Senio Director O&M EMEA beim First Solar, das Skytron Energy im Juni 2014 gekauft hat. „Jetzt sind es 15 Prozent und wir müssen aufpassen, dass der Anteil nicht noch größer wird“, sagt er. Dass der Anteil steigt und Investoren daher ein größeres Augenmerk auf die Kosteneffizienz richten, liegt daran, dass die Einspeisevergütungen und die Systemkosten insgesamt sinken. Effiziente Betriebsführung ist also ein Bestandteil zu wettbewerbsfähiger Solarenergie.

Die Eröffnung nimmt Skytron-Geschäftsführer Jürgen Klammer zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass diese Konkurrenzfähigkeit schon heutzutage gegeben ist. „Ohne Subventionen“, wie er sagt. Allerdings schränkt er ein, dass das nur für bestimmte Anlagen gelte. Für Anlagen in netzfernen Gebieten etwa, wo mit Photovoltaik-Strom Dieselgeneratoren heruntergefahren werden können. In Deutschland seien vielleicht sehr große Anlagen konkurrenzfähig. Also wirklich große Anlagen, nicht solche unter zehn Megawatt, die hierzulande noch gebaut werden. Dass es sie nicht gibt, schiebt er unter anderem auf die Ausschreibungen beziehungsweise die Einspeisevergütungen. „Das sei eben lukrativer“, sagt er, so dass sich Investoren darauf konzentrierten. Eine These, die Widerspruch erregen dürfte.

Ein Maßstab bei der Bewertung der Betriebsführung ist die Verfügbarkeit von Anlagen. Wenn Kunden ein Rund-um-Paket inklusive der Wartung kaufen, gibt Skytron Garantien. Da seien 97 bis 99 Prozent möglich. Der Markt wird laut Degener noch wachsen. Derzeit seien in Europa 29 Gigawatt „utitily-scale-Kraftwerke“ installiert.

Es ist weltweit das dritte Kontrollzentrum von First Solar und Skytron. (Foto: Skytron)

Skytron und First Solar betreiben weltweit drei Kontrollzentren. Das Berliner Unternehmen ist für die Regionen in den Zeitzonen von Pakistan bis Portugal zuständig. Die anderen stehen in Sydney und in Tempe im US-Bundesstaat Arizona. Im Prinzip seien sie sehr ähnlich, doch es gebe auch Unterschiede in den Anforderungen. Während in Deutschland Netzbetreiber Anlagen bei Netzengpässen selber abregeln und die Betriebsführer nur die reduzierte Einspeisung monitoren, würden Netzbetreiber in den USA zum Telefon greifen. Abregeln müssen dort die Betriebsführer selbst. Das Kontrollzentrum in den USA wird übrigens von First Solar betrieben, das nach eigenen Angaben vier Gigawatt Photovoltaik-Leistung in der Überwachung hat. Ebenso übernimmt First Solar den Vertrieb der Dienstleistung Betriebsführung mit.

„Skytron agiert aber auf der technischen Seite unabhängig von First Solar“, sagt Skytron-Geschäftsführer Jürgen Klammer. Fünf Gigawatt an Überwachungstechnologie habe das Unternehmen im Feld. Skytron ist übrigens der direkte Nachfolger von Wuseltronik, der Berliner Garagenfirma aus den 1970er Jahren, aus der auch Solon und Q-Cells hervorgegangen sind. Als das Unternehmen internationaler werden wollte, hatte es sich umbenannt. (Michael Fuhs)

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