Die Frage nach dem Kohle-Ausstieg hätte man sich gewünscht beim TV-Duell zwischen Merkel und Schulz. Aber keinem der gleich vier Moderatoren war sie eingefallen. Als Moderator mit 35-jähriger Fernseherfahrung kann man sich nur wundern. Überhaupt waren die wichtigsten Zukunftsfragen wie Klimawandel und Energiewende kein Thema. Was muss denn noch passieren bis Journalisten aufwachen?
Durch tödlichen Regen versinkt Im August 2017 der Tropengürtel rund um den Globus von Südasien bis Westafrika im Wasser. 40 Millionen Menschen sind betroffen. Mehrere Tausend Tote allein in Indien und Bangladesch. Katastrophale Überschwemmungen außerdem in Pakistan, Nepal, Siera Leone, Niger, Nigeria, Kamerun, Sudan und Texas. Der Hurrikan „Harvey“ hat deshalb so zerstörerische Folgen, weil die vom Klimawandel erwärmten Ozeane einen großen Teil der Wärmeenergie schlucken, die über das Verbrennen von Kohle, Gas und Öl in die Luft gelangen. Wärmere Ozeane sorgen für mehr Extremwetter und noch mehr Klimaerhitzung. Doch das Wort „Klimawandel“ kommt in der wichtigsten Sendung zum deutschen Wahlkampf nur mal kurz am Rande vor. Auch in Deutschland, so berichtet die Münchner Rückversicherung werde es mehr Unwetter geben. Zwei Drittel der Menschen werden in Mitteleuropa bis Ende dieses Jahrhunderts von der Klimaerhitzung betroffen sein. Die Zahl der Toten durch Wetterextreme werde sich verfünfzigfachen, prognostiziert
eine Studie im Auftrag der EU-Kommission.
Auch das wichtige Zukunftswort „Elektroauto“ war ein Tabu. Die Kanzlerin gab sich zwar „entsetzt“ und sogar „stocksauer“ über den Dieselskandal, sagte aber – ebenso wie Martin Schulz – kein Wort zu möglichen Alternativen. Die „Verkehrswende“ wurde ebenso wenig thematisiert wie die „Landwirtschaftswende“ im 97-Minuten-Duell. Fernseh-Deutschland ist 2017 gegenwartsversessen, aber zukunftsvergessen.
Merkel und Schulz bestätigten, dass der Diesel-Skandal „Betrug“ ist. Aber wo bleiben die Konsequenzen? Ist Deutschland kein Rechtsstaat mehr, in dem Betrug selbstverständlich vor Gericht landet?
Dieses „Duell“ hätte man sich schenken können. Zum Glück gibt es keine Fortsetzung. Die Antwort auf diese Zukunftsvergessenheit sollten die Wähler am 24. September geben. An diesem für die Demokratie wichtigen Tag stehen mehr als zwei sogenannte Volksparteien zur Wahl.
— Der Autor Franz Alt ist Journalist, Buchautor und Fernsehmoderator. Er wurde bekannt durch das ARD-Magazin „Report“, das er bis 1992 leitete und moderierte. Bis 2003 leitete er die Zukunftsredaktion „Zeitsprung“ im SWR, seit 1997 das Magazin „Querdenker“ und ab 2000 das Magazin „Grenzenlos“ in 3sat. Die Erstveröffentlichung des Beitrags erfolgte auf www.sonnenseite.com. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion@pv-magazine.com
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Lieber Franz Alt, wie recht Sie haben!! Man könnte noch mehr Themen anführen, die nicht bis ins Gehirn? der Verantwortlichen vordringen.
Leider sterben Menschen Ihres Formats immer mehr aus, was einen nicht eben zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt!
Mein Mann ist übrigens privat wie beruflich ein großer Verfechter der erneuerbaren Energien – Pelletsheizung im Keller und 5 Solarmodule zieren unser Dach…
Viele Grüße Ihnen und alles Gute
Claudia Kohnle
Hallo Herr Alt,
solange die Politik von den Lobiisten der Branchen bestimmt wird, ist es nicht verwunderlich, dass die Energiewende nicht auf der Agenda steht! Um so erstaunlicher, da sich die Katatrophen zur Zeit gerade wieder einmal, uns allen so deutlich, vor Augen geführt werden. Aber, wie so oft, muss ja immer erst etwas passieren.( hier ist der gemeine Bürger aufgerufen, b.d. Wahl zu reagieren)
Ich jedenfalls habe mich als Techniker bereits seit 1975 , auf den Weg zur Energiewende gewagt und lag damit genau richtig.
Auch, wenn ich für die Installation einer Wärmepumpe zu der Zeit, für die Anfänge, mit viel Lehrgeld bezahlen musste, um so mehr freue ich mich jetzt auf die täglichen , finanziellen Einsparungen.
Daher bestimmt mich meine Philosophie der angestrebten Autarkie, welche durch die zwischenzeitlichen Installationen, von einer solarthermischen und einer Photovoltaikanlage, untermauert wird!
Meine Deviese lautet aus Erfahrung, “ Selbst ist der Mann „, anpacken und machen !!!