Die Bundesnetzagentur hat die aktuellen Photovoltaik-Zubauzahlen veröffentlicht. Sie zeigen, dass die Nachfrage in Deutschland zwischen Januar und Juni wieder an Fahrt aufgenommen hat. Mit gut 900 Megawatt neu gemeldeten Photovoltaik-Anlagen sei eine Steigerung um rund 75 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2016, so die Analyse des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar). Er sieht die gesunkenen Anschaffungskosten für Photovoltaik-Anlagen als ein Treiber für die stärkere Nachfrage. Insbesondere bei mittelständischen Betrieben habe das Interesse in den vergangenen Monaten stark zugenommen. Doch auch etwa ein Drittel mehr an Eigenheimbesitzern hätten im ersten Halbjahr in Photovoltaik investiert, hieß es weiter.
Im Mai und Juni hat der Photovoltaik-Zubau in Deutschland wieder jeweils leicht über der 200-Megawatt-Marke gelegen. Auf zwölf Monate hochgerechnet könnte die Bundesregierung damit die selbstgesteckten jährlich Photovoltaik-Zubauziele von 2,5 Gigawatt wieder erreichen – dies war in den zurückliegenden drei Jahren war dies nicht der Fall. Nach Einschätzungen von Wissenschaftlern reicht das Photovoltaik-Ausbautempo jedoch weiterhin nicht aus, um den wachsenden Bedarf an Ökoenergie im Strom-, Wärme- und Verkehrssektor zu decken. Zudem ließen sich mit 2,5 Gigawatt neu installierter Photovoltaik-Leistung jährlich auch nicht die Klimaschutzziele der Bundesregierung erreichen. Nach der Wahl im Herbst müsse das jährliche Ausbauziel deutlich heraufgesetzt, Investitionsbarrieren bei Eigen- und Quartiersversorgung beseitigt und das Ausschreibungsvolumen für große Photovoltaik-Anlagen kurzfristig mindestens verdreifacht werden, fordert der BSW-Solar. „Bei Solarstrompreisen ab fünf Cent je Kilowattstunde gibt es keinen Grund mehr, Solarenergie weiterhin zu deckeln“, begründet dies Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.
Im ersten Halbjahr haben die Photovoltaik-Anlagen in Deutschland nach vorläufigen Berechnungen des ZSW und des BDEW etwa 21,9 Milliarden Kilowattstunden Solarstrom produziert. Dies sei eine Steigerung um rund 13,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Anteil der Erneuerbaren insgesamt an der Deckung des Strombedarfs habe sich im ersten Halbjahr um zwei auf 35 Prozent erhöht. Neben der Photovoltaik steigerte auch die Windkraft ihren Anteil erheblich.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Wenn Herr Körnig meint, mit 5 Cent/kWh wäre PV-Strom so billig, dass man ihn beliebig ausbauen könnte, liegt er aber falsch. Denn bei den 5 Cent handelt es sich um die Erzeugungskosten. Verkaufen kann man diesen Strom beim gegenwärtigen PV-Angebot für durchschnittlich 3 Cent/kWh. Bei steigendem PV-Angebot wird der Marktpreis noch weiter sinken, wahrscheinlich schneller, als die Erzeugungskosten. PV-Strom benötigt also immer noch die Subventionierung durch Einspeisevergütung, um im Markt verkaufbar zu sein.
Praktischer Hintergrund des geringen Marktpreises ist, dass Angebot und Nachfrage zeitlich immer mehr auseinanderdriften. PV bringt nachts nichts und im Winter wenig – das eine lässt sich nur mit Batterie-Speicherung (10-20cent/kWh) ausgleichen, das andere bisher gar nicht. Mehr PV-Strom im Netz macht beide Probleme noch drängender, bzw. führt zu einer Kostensteigerung dabei, PV-Strom im Markt unterzubringen. Der einzige Bereich, wo PV-Stromangebot und Stromnachfrage relativ synchron laufen, sind Kühlung und Klimatisierung. Das kann dann sehr billig angeboten werden. Der Bedarf in Mitteleuropa daran ist aber weitgehend gedeckt. Allenfalls eine Verbrauchserhöhung ließe sich dann halbwegs ökologisch kompensieren.
Hallo JWC,
schauen sie sich einmal die Zusammenstellung der Energieträger für Strom in diesem Sommer an: https://www.energy-charts.de/power_de.htm
Sie haben natürlich recht damit, dass Speicherung in großem Maßstab derzeit noch recht unrentabel ist im Vergleich mit zeitdirekter Stromproduktion aus Kohle. Dennoch ist selbst für deutsche Sommernachmittage noch eine Verdoppelung der PV-Kapazitäten (derzeit 42GWp) am Markt wirtschaftlich sinvoll und erfordert kaum Subventionen. Erzeugerkosten sind nämlich für Gas und Kohle auch nicht unter 5c/kWh zu haben (hier Zahlen aus 2013: https://de.wikipedia.org/wiki/Stromgestehungskosten#/media/File:LCOE_stromgestehungskosten_vergleich_fraunhofer_november_2013.svg ) Dazu kommt, dass Steinkohle und Gas aus dem Ausland (v.a. Russland) importiert wird. Das Profil für Stromerzeugung vom 30.7 zeigt auch, wie die fossilen Kraftwerke heruntergeregelt werden, was technisch heute kein Problem ist.
Ein Argument PV nicht massiv auszubauen wäre, dass wir die Flächen nicht verbauen wollen, wenn es in wenigen Jahren auch signifikant Günstiger ginge, weil die Technik weiter fortschreitet. Gegeben dem sehr großen Angebot an Flächen, die noch verfügbar sind (insb. auf Dächern), meine ich dass man PV-Zubauziele tatsächlich schon jetzt massiv erhöhen kann; der Umwelt zuliebe und um die technische Entwicklung weiter zu verschnellern.
Dazu kommt, dass Speicher (insb. Batterien, Power-to-Gas und SmartGrid) technisch derzeit schnell genug voranschreiten.
Eines ist klar, Deutschland hat ein massives Stromüberschussproblem.
Deshalb ist es dringend geboten, endlich das zu tun, weshalb man
die ganzen Regenerativen Stromerzeuger gebaut hat,
nämlich endlich die dreckigsten Kraftwerke der Republik,
die unflexiblen Braunkohlekraftwerke stillzulegen.
Damit wäre das Thema Strom-Überschuss erledigt und für das Zusammenspiel mit den Regenerativen stünden dann die vorhandenen knapp 30 GW flexible Gas – und knapp 30 GW flexible Steinkohlekraftwerke zur Verfügung. Zusätzlich würden die Netze nicht mehr durch den Strom der unflexiblen Braunkohlekraftwerke verstopft.
Regenerative Kraftwerke können dann wieder ohne Ausbaubremse und Ausbaudeckel gebaut werden und für die Speicherung des überschüssigen Grünstroms können, quasi als Zusatznutzen, die Autoakkus der Elektroautos übernehmen. Aktuelle Elektroautos haben im Durchschnitt eine Akkukapazität zwischen 16 und 100 kWh, wobei die Tendenz deutlich zu höheren Kapazitäten geht. Durch den Einsatz dieser Akkus für „Vehicle-to-Grid“ kann die Lebensdauer der Akkus sogar um ca 10 % verlängert werden, ergab eine Untersuchung der University of Warwick.
Für den Ausstieg aus der Umwelt- und Menschenbelastenden Braunkohleverstromung, sind also alle Techniken zu günstigen Preisen vorhanden, wir brauchen sie nur noch einsetzen !
Diese Lösungen (insb. Hr. Wagner) sehen nur so lange gut aus, wie sie keinen relevanten Anteil am Energieumsatz haben. Natürlich lassen sich mit überschüssigem PV-Strom im Sommer Elektroautos laden, aber im Winter brauchen die auch Strom, auch wenn keine PV-Überschüsse zu verteilen sind (im Übrigen nicht umsonst, denn auch die Produktion dieser Überschüsse kostet, oder umgekehrt, die Anlagen sind nur rentabel, wenn auch die Überschüsse vergütet werden). Die Nutzung von Kraftwerken, nur wenn gerade kein Erneuerbarer Strom zur Verfügung steht, erhöht den Kapitalkostenanteil des von den Steinkohle- und Gaskraftwerken erzeugten Stroms – das muss politisch gewollt sein, EU- und Strommarkt-kompatibel (wie verhindert man die Lieferung von Dreckstrom aus dem Ausland?). Wenn man genug Rahmenbedingungen ignoriert, kann alles so einfach klingen…
Im Sommerhalbjahr haben wir PV Überschüsse und im Winter Wind Überschüsse und für die Schwankungen haben wir flexible Gas und
Steinkohlekraftwerke, die schon bestehen und nur unterdurchschnittlich ausgelastet sind, weil wie gehabt, die unflexiblen Braunkohlekraftwerke
nahezu 8760 Stunden im Jahr ihren „dreckigen“ Strom in die Netze drücken.
Wenn er nicht gebraucht wird, werden Windkraftanlagen abgeregelt
und der Rest wird exportiert !
Außerdem haben die Erneuerbaren inzwischen über 35 % Anteil an der Deutschen Stromproduktin, das nenne ich relevant !
Wem es aber egal ist ob die Braunkohlekraftwerke als CO2 Hauptemittenden den Klimawandel befeuern, wem es egal ist,
das für die Braunkohle ganze Landschaften abgebaggert werden und Menschen ihre Heimat verlieren, weil ihre Dörfer der Braunkohle geopfert werden, wem es egal ist, dass für die Rekultivierung der Braunkohletagebaue Milliardenbeträge als sogenannte Ewigkeitslasten weitgehend von der Allgemeinheit bezahlt werden müssen,
der hat von den Problemen einer Welt mit 8 Mrd. Menschen leider nichts verstanden.
An JCW,
es dürfte den meisten Beteiligten klar sein, dass es keine einfachen Lösungen geben wird. Der Ausstieg aus der fossilen Energieerzeugung vor allem mit Kohle ist trotzdem unumgänglich. Die Erneuerbaren haben bis dato mit günstigen Stromgestehungskosten einen ersten und entscheidenden Schritt geschafft. Mehr nicht. Damit ist aber die Grundlage für das eigentliche Projekt gegeben, nämlich den Umbau des Stromnetzes hin zu einer dezentralen erneuerbaren Versorgung mit unterschiedlichen Stromerzeugern, Speichern und vor allem einer völlig neuen intelligenten Netzleittechnik. Hier stecken wir noch in den Kinderschuhen, nichts desto trotz sind wir technisch gesehen auf einem guten Weg.
Die Erneuerbaren einfach im aktuellen Stromnetz als untauglich zu deklarieren ist wiederum viel zu einfach, weil dieses logischerweise auf zentrale Großkraftwerke optimiert ist. Der Umbau wird im Detail ein weiter Weg sein, und Geld kosten wird er auch. Ohne Frage. Er ist aber ganz sicher aus heutiger Sicht alternativlos.
Daher müssen wir kurzfristig den Zubau anheben und die Politik drängen, Rahmenbedingungen für den beschriebenen Umbau zu schaffen. Oder haben Sie einen besseren Vorschlag?
Dass wir weitergehen müssen, ist unbestritten. Ich störe mich nur an falschen Begründungen für richtige Schlüsse. Der PV-Strom kostet mehr, als was er im Markt erbringt, d.h. er muss auf die ein oder andere Weise subventioniert werden. Und dieser Subventionsbedarf wird größer mit steigendem Überangebot zu bestimmten Zeiten. Wer das leugnet, lügt sich selber in die Tasche. Falsche Begründungen haben erfahrungsgemäß die Folge, dass auch der damit (fälschlich) begründete Schluss bestritten wird. Und das wäre fatal. Wir müssen weiter, weil daran kein Weg vorbeigeht, aber wir können es nicht im Alleingang, sonst kommt so ein Trump daher und lebt noch Jahrzehnte mit billigem Öl und Kohle und zeigt uns die lange Nase, wie doof wir doch seien. Und als Begründung nennt er, wie es auch für jeden (unter Vernachlässigung der externen Kosten) offensichtlich ist, dass das billiger ist, und sich die idealistischen Ökos doch selbst betrügen. Und das gönne ich ihm nicht, dass er berechtigte Kritik üben kann.
Das ist eine mögliche Betrachtungsweise. Man könnte diesen Umbau aber auch als große Chance betrachten. Wir sind als erste größere Industrienation bei einem Anteil von 35% Erneuerbaren. Steigern wir diesen Anteil weiter deutlich und entwickeln die dazu benötigten Technologien dann hätten wir dafür einen weltweiten Absatzmarkt, weil alle vor dem gleichen Problem stehen. Wir können aber auch vor großen Schritten zurückschrecken bzw. die alten Technologien schützen (s. Autoindustrie) wie bisher…im Ergebnis würden wir das aktuelle Chaos weiterführen ohne jeglichen Effekt für Klima und Gesundheit.
Deutschland muss gar nicht mehr die ganze Welt mit seinen Exportüberschüssen beglücken, wenn es sich mit einem Erneuerbaren-System von Energieimporten unabhängig macht. Aber unser Stromnetz wird wahrscheinlich nicht funktionieren, wenn wir nicht (als zentrale Drehscheibe im Europäischen Verbundnetz) Stromimporte zulassen, so wie wir zur Zeit unseren (subventionierten) Überschuss ins Ausland abgeben. Ohne das Ausland und diesen Verbund mitzudenken, sind alle Überlegungen müssig. Die EU schaut jetzt schon sehr kritisch auf den Subventionsbedarf. Letztlich läuft es auf die Frage hinaus: baut man auf Teufel-komm-raus das Energiesystem um mit einem Ziel, von dem man heute glaubt, dass es so als Gesamtsystem funktionieren könnte, oder macht man kleine Schritte, durch die das System evolutionär weiterentwickelt wird, wobei man die Grundprämisse, dass alles zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen führen muss, fest im Blick behalten muss. Ich glaube nicht an das erstere, weil es mit unvollständigem Wissen über die Zukunft sehr weitreichende Kostenentscheidungen bedeutet. Im Zweifel macht man die gleichen Fehler wie die Planwirtschaftler in den sozialistischen Staaten – wenn etwas nicht funktioniert, macht man alles noch eine Nummer stärker und damit noch fataler. Deutschland ist weltweit und in der EU weit vorgeprescht, da können wir uns noch eine ganze Weile nach hinten umdrehen, bis die großen Länder uns eingeholt haben. Meine persönliche Meinung ist, dass mit steigenden Energiepreisen die Effizienz (Passivhaus, Kleinwagen, etc.) mehr Bedeutung bekommt, weil sie sich besser rechnet. Dann kommen noch ungeahnte Möglichkeiten der Sektorkopplung, deren Wirkung man im Einzelnen auch nur grob schätzen kann. Wir haben in den letzten Jahren schon so viele Paradigmenwechsel erlebt, da wäre es verfehlt, jetzt ein Modell zu entwickeln und mit dem Kopf durch die Wand dieses zu verwirklichen.
Wie man an Ihrem Kommentar sieht…das Thema ist richtig komplex. Eine Betrachtungsweise möchte ich noch einbringen.
Alles dreht sich um den Ausstoß von klimawirksamen Gasen, nicht nur im Energiesektor. Alle diskutieren (ähnlich wie wir) welche Technik die richtige ist, welche gefördert werden muss, etc.. Das Problem dabei ist aber, dass es aus technischer Sicht immer mehr Lösungsansätze gibt, die keiner mehr überblickt. Im Ergebnis müssen wir aber schlicht und ergreifend die Klimagase reduzieren. Mir ist völlig klar wie weit wir davon entfernt sind, aber wenn wir es global gesehen ernst meinen würden mit der Reduzierung, dann wäre es angesagt einen global verbindlichen Emmissionspfad für alle relevanten Gase zu definieren. Im nächsten Schritt müssen auf den Ausstoß der Gase Kosten gelegt werden, die steigen, sobald der Pfad überschritten wird.
Im gleichen Zug könnte die Förderung verschiedener Wunschtechnologien weitestgehend eingestellt werden. Die sauberen Ersatztechnologien sind vorhanden und der Markt würde in kürzester Zeit noch weitere Möglichkeiten finden, die wir vermutlich noch gar nicht kennen.
Wenn es in einigen Jahren wirklich brennt auf unserem Globus, dann wird es keine andere Möglichkeit mehr geben. Dann sind alle Technologien wurst, weil die Ausstöße konsequent runtergefahren werden müssen. Ob es weh tut oder nicht. Kurzum, die ganzen Diskussionen sind endlos ermüdend, weil keiner das eigentliche Problem angehen will. Und solange das so ist, wird es viel Wind mit wenig Effekt und Kosten für alle geben.
Ich sehe den Energiemarkt für den deutschen Kunden langfristig viel optimistischer. Begründung:
a) Erzeugerkosten für Wind und PV nähern sich den fossilen Erzeugerpreisen an und technisch werden sie bald signifikant günstiger sein (gerade für PV gibt es allerhand vielversprechender neuer Forschungsergebnisse)
b) Die Elektromobilität wird in den nächsten Jahren massiv anziehen, nur der genaue Zeitplan steht noch in Frage. Das heißt auch, dass massenweise Batterien mit 60-90% Speicherfähigkeit auf dem Zweitmark verfügbar sind. Damit lassen sich eine ganze Menge Speicherkraftwerke bauen, die auch schöner in der Landschaft sind als für Pumpspeicherkraftwerke abgesprengte Bergkuppen. Man mache mal die Rechnung für nur 1 Millionen Altbatterien mit je 60kWh: 10^6 * 60 * 0.8 = 48 GWh verfügbarer Speicherzubau pro Jahr (sic!). In Deutschland sind >40 Millionen Kraftfahrzeuge unterwegs. Diese Rechnung ist also noch konservativ.
d) Mit Power-to-Gas und schon bestehender Infrastruktur gibt es einen Langzeitspeicher für die Dunkelflaute. Moderne Gasturbinen haben auch keine hohen Bereitstellungskosten und sind teilweise auch schon installiert.
e) Energierohstoffe werden nicht importiert sondern durch Investition in technische Anlagen ersetzt. Da bleiben dann signifikante Summen in Europa, die derzeit – ein bischen polemisch gesagt – russisches Militär, Neymar Jr und norwegische Rentenkassen finanzieren.
f) Die EEG-Zulage ist bei ~7c/kWh, weil da noch massiver PV-Zubau aus der Zeit 2009-2012 dabei sind, die aus heutiger Sicht horrend hoch vergütet werden (20, 30 oder gar 40 c/kWh). Wenn die ab 2029 ihre Festvergütung verlieren, dann fällt auch die EEG-Zulage massiv ab. Der Neubau ab dieser Zeit wird dann auch wohl ohne signifikantes EEG auskommen.
g) Weil sich das Netz schon derzeit verbessert, gibt es dieses Jahr bereits viel weniger Fälle von negativen oder nahe-Null Strompreisen und die EEG-Kosten für die Kunden werden 2018 wohl sinken (auf dieser Webseite gibt es Artikel dazu, die den aktuellen Stand des bundesweiten EEG-Kontos beschreiben).
h) Über Eigenimmobilien und Mieterstrom, sowie günstige Batterien haben ja viele die immer günstiger werdende Alternative Selbstversorger zu werden (mit Wind und Blockheizkraft auch für den Winter). Je mehr die Preise zwischen Selbstversorgung und zentralem Anbieter auseinandergehen, desto mehr geraten die zentralen Versorger unter Kundendruck. Der Versorger hat ja klassischerweise seine Existenzberechtigung, weil Kleinkraftwerke für Privat und Kleingewerbe nicht rentabel zu betreiben sind-und der Grund dafür ist vor allem das Speicherproblem.
i) Altanlagen für PV und Wind, die ihre Festvergütung verloren haben (nach 12, 15, 20 Jahren) liefern ja noch weiter Strom zu billigen Marktpreisen, wenn der Betreiber sie nicht abbaut, was wohl nur in einigen Fällen so kommen wird. Fundamente und Kabel für Offshore-Wind sidn auf 50+ Jahre ausgelegt, erhalten aber nur maximal 20 Jahre eine feste Vergütung. Auch PV-Anlagen degradieren nicht mit der Geschwindigkeit, so dass sie nach 20 Jahren Schrott währen. Die können weitaus länger noch Strom liefern.
Für mich ergibt sich hieraus, dass Strom ab 2030 wohl eher billiger für den Kunden wird, als er das heute ist. Da selbst bei heutigem Strompreis ein Stromauto günstiger zu betreiben ist als mit Diesel oder Benzin, glaube ich auch nicht, dass die Autos kleiner werden (das wäre ja auch ein Luxusverzeicht und würde von vielen als zivilisatorischer Rückschritt angesehen werden). Energieeffizienz wird man dann wohl eher regulatorisch durchdrücken, wie etwa beim EU-weiten Glühbirnenverbot, Dämmvorschriften für Neubauten etc. Und das ist auch OK so.
Mir kommt es so vor, dass unsere Regierung das ganz ähnlich auf dem Schirm hat und auch gerne Stückweise vorgeht. Die Regierung ist mir hier aber ein bisschen zu vorsichtig, wohl um den Wähler HEUTE zu entlasten. 2011 wurden 7.5GWp PV zu hohen Vergütungspreisen (20-30 c/kWh) zugebaut; 2016 waren es 1.5GWp und heutige Auschreibungen für Großanlagen sind bei <6c/kWh und dabei dreifach überzeichnet, obwohl es uns wirtschaftlich sehr gut geht-da geht deutlich mehr, um Gas und Steinkohle einzusparen. Die alternativen politischen Wahlmöglichkeiten (insb. grün) sind mir hier aber dennoch zu dogmatisch, weil da viel mit naturschutz-und-basta und zum Teil inkonstistent in den unterschiedlichen Regionen argumentiert wird, wobei man das bei dem Thema gar nicht braucht; Klimaschutz ist ein sehr wichtiger Faktor, den man beachten muss.
Meiner Meinung nach sollte man sich in unseren Breiten erstmal der Energiespeicherung im Wärme- und Kältemarkt intensiv widmen. Schon seit 20 Jahren existiert die Technik am Rande der Wirtschaftlichkeit, wird aber nicht kommerziell verfügbar, weil andere Lobbyisten lauter sind. Es ist heute wirtschaftlich möglich, Wärme im Sommer einzuspeichern um sie im Winter für den Restwärmebedarf gut gedämmter Häuser zu verwenden. Damit ist das saisonale Speicherproblem für 30-40% des Energiemarkts HEUTE gelöst! NB: Mit einem wesentlich höheren theoretisch bestenfalls erreichbaren Wirkungsgrad, als jede Power-to Gas-Technologie, oder wovon sonst die Illusionisten träumen. Mit den heute günstigen PV-Modulen lässt sich die solare Wärmeerzeugung sogar noch mit der Erzeugung von PV-Strom kombinieren. In Dänemark werden riesige solare Wärmeanlagen gebaut, um etwa 20% des Wärmebedarfs (ohne relevante Speicherung) zu bedienen. Es geht, aber bei uns wird nichts getan, bloß weil es nicht sexy ist. Dafür werden PV-Module auf Autos geschraubt und damit suggeriert, jetzt könnten sie mit Solarenergie fahren.
Aber: Was gerade aussichtsreich erscheint, das kann in späteren Jahren schon wieder ganz anders aussehen. Ich glaube zwar nicht, dass, was heute wirtschaftlich entwickelt wird, in einigen Jahren wieder eingestampft wird, weil es noch bessere Lösungen gibt, aber ausschließen kann man das natürlich nicht. Deshalb ist es immer gut, die Dinge mit Augenmaß anzugehen. Der Gesetzgeber braucht auch immer mehrere Jahre, um auf sich ändernde Rahmenbedingungen zu reagieren, wie man an dem vierjährigen PV-Boom 2009-2013 sieht, den es sonst auch nicht gegeben hätte.
Bei der PV muss man sich im gegenwärtigen Zustand bewusst sein: Ein weiterer Ausbau weltweit und bei uns wird weniger fossile Energieträger einsparen als neue Nutzungen möglich machen, wo bisher kein Strom war, oder wo er zu teuer war. In den Wüstengürteln wird er beispielsweise zur Wassergewinnung eingesetzt werden, in den Subtropen für weitreichende Klimatisierung, bei uns hat er, zumindest bilanziell, die abgeschalteten Kernkraftwerke ersetzt. Wie wir weiter zunehmende PV-Kapazitäten SINNVOLL nutzen könen, ist für mich noch nicht sichtbar. Den besten technischen Wirkungsgrad hätte man möglicherweise mit einer Flow-Batterie, bei der Strom in einem preiswerten Speichermedium über Dunkelflauten hinweghilft.
Wie wenig sinnvoll der bisherige Aufbau an erneuerbaren Energien erfolgt ist, sieht man daran, dass die Biogasanlagen nicht dazu verwendet werden, um die Dunkelflaute und sonstige Erzeugungslücken zu schließen, sondern einfach Sommers wie Winters durchpowern, wie Braunkohle- oder Kernkraftwerke.
Der gegenwärtige Strommarkt leidet an Überkapazitäten, weil Erneuerbare Anlagen mit Einspeisevorrang gebaut wurden, während alte fossile Kraftwerke zwar abgeschrieben werden mussten, aber trotzdem noch da stehen und weniger Verlust machen, wenn man sie noch eine Weile weiternutzt. Aber wer baut heute noch ein neues Kraftwerk? Die alten werden Stück für Stück aus dem Markt ausscheiden, und dann wird es womöglich Tages- und Jahreszeiten geben, wo Strom sehr teuer wird. Wie relevant das wird, das lässt sich heute nicht seriös abschätzen.