Fahrer von Elektroautos müssen an öffentlichen Ladesäulen für eine Reichweite von 100 Kilometern inklusive einmaliger Gebühr in der Spitze bis zu 25 Euro zahlen. Das zeigt eine Untersuchung, für die das Recherche- und Marktforschungsunternehmen Statista im Auftrag des Energie- und IT Unternehmens Lichtblick rund 80 Prozent aller öffentlichen Ladesäulen stichprobenartig betrachtet hat. Die meisten Ladesäulenbetreiber rechnen demnach nicht nach Verbrauch ab, sondern nach Ladezeit. Umgerechnet auf den Preis pro Kilowattstunde würden sich daher oft deutlich höhere Preise als für Haushaltsstrom ergeben. So kostet laut Lichtblick die Kilowattstunde Ladestrom beim größten deutschen Ladesäulenbetreiber Innogy, der vor allem im Rhein-Ruhr-Gebiet Stromtankstellen betreibt, 66,9 Cent. Bei der EWE, deren Ladesäulen im Elbe-Weser-Ems-Gebiet stehen, koste die Kilowattstunde 52,7 Cent, bei den Stadtwerken München 47,3 Cent und bei Allego/The New Motion in Berlin 32,2 Cent. Diese Tarife seien deutlich teurer als Haushaltsstrom mit durchschnittlich 29 Cent je Kilowattstunde. Besonders kostspielig ist demnach das Laden an den Säulen von EnBW im Raum Stuttgart, denn neben einem Kilowattstundenpreis von 32,4 Cent falle eine einmalige Registrierungsgebühr von 20 Euro an.
Vergleichbar mit dem Haushaltsstrompreis sei dagegen der Tarif von Stromnetz Hamburg/Hamburg Energie (29,5 Cent/kWh), günstiger sei der Tankstrom bei Mainova (18,8 Cent/kWh) oder bei Drewag-Stadtwerke Dresden (13,5 Cent/kWh). Berechnungsgrundlage waren laut Untersuchung jeweils die Kosten pro Kilowattstunde für eine Tankfüllung für 100 Kilometer mit einem Nissan Leaf (ca. 16 kWh) an einem AC-1-Anschluss mit einer Leistung von 7,4 Kilowatt; berücksichtigt wurden demnach ausschließlich Tarife ohne Vertragsbindung. Kostenlos tanken Elektroautofahrer Strom bislang bei den Stadtwerken Leipzig, den Stadtwerken Düsseldorf und der RheinEnergie – Lichtblick vermutet, dass sich für diese Betreiber eine Abrechnung aufgrund der wenigen Tankvorgänge bisher noch nicht lohnt.
Ein Praxistest in Hamburg hat laut Lichtblick zudem ergeben, dass beim Laden an öffentlichen Säulen auch noch versteckte Kosten anfallen können. Wähle der E-Autofahrer an einer Säule von Stromnetz Hamburg das Zahlen per SMS, so zahle er hierfür zusätzlich einen Starttarif von 1,73 Euro sowie einen festen Aufschlag von 12,5 Prozent auf den Gesamtbetrag als Servicegebühr. Ein weiteres Hindernis für Elektroautos sei der Zugang zu den Ladesäulen. Ein spontanes Stromtanken sei nur bei Innogy, EWE und Mainova möglich, also bei drei von elf Ladesäulenbetreibern.
„Das Chaos an Deutschlands Ladesäulen ist gewaltig. Mit diesem System ist die Verkehrswende zum Scheitern verurteilt“, sagt Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft von Lichtblick. Intransparente Stromtarife und Zugangshürden schrecken aus seiner Sicht die Verbraucher ab. Lichtblick schlägt deshalb eine radikale Umkehr beim Ausbau der Ladeinfrastruktur vor. Eine transparente und verbraucherfreundliche Lösung sei es beispielsweise, wenn künftig jeder Kunde seinen Haushaltsstrom-Tarif an jeder öffentlichen Ladesäule tanken könne. Dazu sollten die Strom-Zapfsäulen dem Netz zugeschlagen werden, und jeder Stromanbieter solle seine Tarife an jeder Ladesäule anbieten können. So ließe sich auch die regionale Monopolstellung einzelner Betreiber verhindern.
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