Stolz präsentierten 60 Studenten der Hochschule Bochum zusammen mit dem Stahlkonzern Thyssen Krupp den solaren Sportwagen „blue.cruiser“. Das mittlerweile siebte Solarauto aus der Bochumer Sonnenwagenschmiede besticht neben einem sportlichen Design durch die Nutzung von nachhaltigen Materialien und Technik, wie die Fachhochschule aus dem Ruhrgebiet am Donnerstag mitteilte. Im Oktober werde das Solarcoupé dann bei der Weltmeisterschaft in Australien teilnehmen.
Der Hochschule zufolge planten, entwickelten und bauten die Studenten in ihrer Freizeit fast zwei Jahre an dem neuesten Solarcar. Ein Ausgangsmodell für das Fahrzeug habe es nicht gegeben, einzig Materialien und bestimmte technische Systeme seien von dem Forschungskooperationspartner Thyssen Krupp und anderen Partnern geliefert worden. Selbst das Design des Fahrzeugs, das an ein James-Bond-Auto der 1960er Jahre erinnert, stamme von Studenten der benachbarten Kunsthochschule, so der Sprecher der Hochschule Bochum, Stefan Spychalski, auf Anfrage von pv magazine.
Nach eigenen Angaben wurde bei den verwendeten Materialien ein großer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Neben dem für Solarautos üblichen Werkstoff Kohlefaser sei unter anderem ultrahochfester Stahl für den Überrollkäfig verbaut worden, um Alternativen für das umweltschädliche Carbon zu testen. Auch der Innenraum zeichne sich durch eine Materialauswahl von nachhaltigen Stoffen aus. Für den Bezug sei beispielsweise auf tierische Produkte verzichtet worden. Stattdessen wurde Pinatex, auch Ananasleder genannt, verwendet, das aus den Blattfasern der Südseefrucht hergestellt wird, wie die Hochschule erklärte.
Die Energie für die vier Radnabenmotoren werde von insgesamt fünf Quadratmetern Photovoltaik geliefert. Zusätzliche gebe es aber auch eine Steckdose zum Nachladen aus dem Netz. Das Coupé biete darüber hinaus nicht nur erstmalig Platz für vier Personen, sondern auch gängige Applikationen wie Abstandswarner, Zentralverriegelung, Infodisplay, Sitzheizung und ein elektrisch-adaptives Fahrwerk. Ingesamt betrage allein der Materialpreis für das Fahrzeug um die 500.000 Euro, so Spychaski. Nur bei der Spitzengeschwindigkeit von knapp 120 Kilometer pro Stunde sei der Bochumer Renner doch deutlich langsamer als ein Verbrennungsmotor. Für die Weltmeisterschaft der Solarcars im Herbst in Australien zähle jedoch die Effizienz für die 3.000 Kilometer lange Strecke und hier könne der „blue.cruiser“ deutlich mehr überzeugen, so die Bochumer Hochschule.
Die alle zwei Jahre im Oktober stattfindende Weltmeisterschaft mit knapp 50 verschiedenen Teams führe über öffentliche Straßen von Darwin im Norden des Landes nach Adelaide im Süden. Das Bochumer Solarcoupé werde dabei in der Cruiser-Klasse starten, die laut Reglement eine Alltagstauglichkeit, eine Straßenzulassung im Ursprungsland und mindestens zwei Sitzplätze verlange.
Neben der Energie, die auch während der Fahrt aus den auf der Oberfläche montierten Solarzellen gewonnen werde, sei es in dieser Klasse auch erlaubt das Fahrzeug aus dem Netz wieder aufzuladen. Dies sei am Ende auch ausschlaggebend für den Gewinn des Rennens. Zum Ende des Wettbewerbs werde die zusätzlich gebrauchte Energie aus dem Netz addiert. Sieger ist, wer am wenigsten zusätzliche Energie verbraucht hat. Alle Fahrzeuge müssen nach sechs Tagen Adelaide zwischen 11 bis 14 Uhr erreichen.
Die Größe der Batterie des Rennwagens ist nach Angaben von Spychalski ein Geheimnis. Es müsse vor und während des Rennens, der Verbrauch, die Sonneneinstrahlung und andere Faktoren genau analysiert werden. Ziel sei es, eine Geschwindigkeit zu errechnen, die der Batteriegröße entspricht, aber gleichzeitig auch ermöglicht, in der vorgeschriebenen Zeit Adelaide zu erreichen. Aus diesem Grund werde auch ein großer Teil der 60 Studenten ab August mit nach Australien reisen, um den erfolgreichen Ablauf des Rennens zu gewährleisten. Dies reiche von technischen Belangen bis zum kulinarischen Wohl aller Teammitglieder.
Mit mehr als 15 Jahre Erfahrung bei der Konstruktion von solarbetrieben Fahrzeugen und als derzeitiger Rekordhalter für die längste, solarautark gefahrene Strecke mit 29.753 Kilometern sei die Hochschule einer der Favoriten des Rennens. Mehrmals habe sie schon den Designpreis des Wettbewerbs und 2013 sogar die Vizeweltmeisterschaft gewinnen können. Aus diesem Grund sei Spychalski zuversichtlich für das kommende Rennen. Mindestens bei dem Preis für das beste Design fahre der „blue.cruiser“ vorne mit, so der Sprecher.
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