Saniertes Mehrfamilienhaus mit Speicher, Photovoltaik und BHWK

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Das neueste Vorzeigeprojekt von Holger Laudeley verdankt seine Entstehung einem Zufall. Der Diplom-Ingenieur und Elektromeister lernte Thomas Henne kennen, als dieser gerade ein Problem zu lösen hatte. Die Energieeinsparverordnung verlangte, dass er bei seinem 70er-Jahre-Haus, in dem sechs Mietparteien wohnen, die Geschossdecken dämmen sollte. „Dann haben wir miteinander geredet“, erzählt Laudeley. Mit dem Ergebnis, dass er Thomas Henne von seinem Konzept überzeugte. Er schlug vor, das Haus umfangreich zu sanieren. Es würde sich innerhalb weniger Monate zu einer fast stromautarken Energiezelle transformieren.

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Als Erstes musste das Flachdach einem Satteldach weichen. Das erhöhte die thermische Isolierung und kam Henne entgegen, da man seiner Erfahrung nach Flachdächer „nie dicht bekommt“. Darauf installierte Laudeley eine 28,8-Kilowatt-Photovoltaikanlage. Im Keller installierte er dazu zwei Batteriespeichersysteme mit zusammen 30 Kilowattstunden Kapazität, womit die Mieter vermutlich eine Stromautarkie von 80 Prozent erreichen werden.

Es sei übrigens gar nicht so einfach, so der Elektromeister, ein auf diese Größe angepasstes Speichersystem zu finden, bei dem Ladeleistung und Batteriekapazität passen, ohne mehrere Batteriewechselrichter kompliziert miteinander verschalten zu müssen. In diesem Fall machte er sich zunutze, dass zwei E3/DC-Geräte einfach nebeneinandergestellt werden können und sie ihr Energiemanagement automatisch miteinander koordinieren. „Ich bin ein Freund der Modularität“, sagt er.

Die Heizungen von Anfang der 90er-Jahre ersetzte er durch zwei Mikro-BHKW. Wenn im Winter Wärme benötigt wird, springen deren Stirlingmotoren an, erzeugen viel Wärme und etwas Strom. Da der Strom nicht immer dann gebraucht wird, wenn die Bewohner frieren oder wenn sie duschen wollen, helfen auch in diesem Fall die Batteriespeicher, den Eigenverbrauch zu erhöhen. Im Sommer und während der Übergangszeiten werden die Stirlings nicht gebraucht. Dann erzeugt eine Wärmepumpe das warme Wasser, vermutlich meist mit Solarstrom.

Für die Mieter wird es sogar günstiger
Das Konzept erlaubt nach Aussage der Beteiligten, dass Thomas Henne die Sanierung ohne Mieterhöhung bezahlen kann. Gleichzeitig wird der Strom für die Bewohner billiger. Sie kaufen in Zukunft den Strom für 24,3 Cent pro Kilowattstunde beim Vermieter, mit einer Preisgarantie über zehn Jahre. Nach außen tritt Thomas Henne als Stromkäufer und Einspeiser auf. Die alten Stromzähler der Mieter dienen jetzt nur noch der internen Kostenaufteilung.

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Holger Laudeley. Foto: Clentech Media

Der niedrige Strompreis lässt sich realisieren, weil der Solarstrom so günstig ist. Der BHKW-Strom ist sogar kostenlos, da der Gasverbrauch der Geräte über die Wärme abgerechnet wird. Obwohl mit dem Gas jetzt zusätzlich Strom produziert wird, sinkt der Verbrauch des Hauses durch die höhere Effizienz im Vergleich zur alten Heizung und durch die neue Dämmung auf die Hälfte, voraussichtlich auf 100.000 Kilowattstunden. Noch besser geht es nicht, da man sonst die traditionelle Klinkerfassade von außen mit Styropor hätte dämmen müssen. „Das sieht ja nicht gut aus“, sagt Henne. Nach seinen Abschätzungen amortisieren sich seine Ausgaben in acht bis zehn Jahren, auch wenn es sich nicht genau berechnen lässt.

Komplexität beherrschen lernen
„Trotzdem braucht ein Hausbesitzer Mut dazu“, sagt Holger Laudeley, da bei solch einem Umbau viel bedacht werden müsse. Man benötigt die Baugenehmigung für das Satteldach, man muss die alten Zähler ab- und den neuen Zähler anmelden und sich auf die komplexe Abrechnung einlassen. Dann muss man die Mieter informieren und überzeugen. Immerhin war das in diesem Falle anscheinend relativ einfach. „Ich finde es gut, nicht mehr auf so viele fossile Brennstoffe angewiesen zu sein“, sagt zum Beispiel Mieter Michael Lehmkuhl. Auch Thomas Henne ist es übrigens wichtig, etwas für den Klimaschutz zu tun.

Damit solch ein Projekt umgesetzt werden kann, müssen unterschiedliche Gewerke zusammenarbeiten. „Man braucht Handwerker, die das Thema beherrschen und mit Schnittstellen arbeiten können“, sagt Laudeley. Er spricht zum Beispiel mit dem Dachdecker die Maße ab, damit die Abstände für die Dachhaken am Ende passen. BHKW-Installateur Jens Ahlers bestätigt, wie wichtig das ist. „Man nimmt dem Kunden mit der umfangreichen Technik Wohnraum“, erklärt er. „Dadurch, dass man sich abspricht, kann man Platz sparen.“

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Webinar mit Holger Laudeley auf Initiative von E3/DC am 17.12. zur Sanierung von Mehrfamilienhäusern. Mehr Informationen. Grafik: Fotolia/Trueffelpix

Dass es solche Projekte bisher nicht so oft gibt, schreibt Laudeley deren Komplexität zu. Die Installateure müssten dem Bauherrn den „wahnwitzigen Antragsirrsinn“ daher teilweise abnehmen. Am Ende hätten die Bauherren aber oft auch schlicht einen Schreck vor der hohen Investitionssumme, selbst wenn das Geld gut angelegt ist. Das andere Hemmnis sei natürlich die Stimmung. „Die Leute wissen nicht, was möglich ist“, sagt Laudeley. Das soll das Henne-Haus ändern. Er sieht es als Pilotprojekt, das auf viele Häuser in der Region übertragen werden kann.

Dass der Eigenverbrauch immer wieder unter Beschuss kommt, ficht ihn nicht an. „Wenn wir in der Lage sind, erst ein Haus quasi stromautark zu versorgen, sind wir irgendwann auch in der Lage, eine Straße oder ein Viertel zu versorgen.“ Dafür ist dann allerdings Gas nötig. Das könnte eines Tages per Elektrolyse direkt im Haus oder im Quartier erzeugt (Power-to-Gas) werden und ist über Monate speicherbar. „Denn die Energieknappheit wird ein Ende haben und Strom wird im Überfluss vorhanden sein“, sagt Laudeley. Er hat übrigens erfahren, dass er schon bei der Einführung des Eigenverbrauchs in 2009 ganz vorne war: Er habe damals als Erster eine Photovoltaikanlage mit Eigenverbrauch angemeldet. (Michael Fuhs)

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