Die Bundesnetzagentur und die österreichische Regulierungsbehörde E-Control haben sich auf eine Bewirtschaftung der Stromtransportkapazitäten an der deutsch-österreichischen Grenze geeinigt. Die Engpassbewirtschaftung soll ab dem 1. Oktober 2018 gelten, teilte die Bundesnetzagentur am Montag mit. Mit der Einigung wollen die Regulierungsbehörden sicherstellen, dass im deutsch-österreichischen Stromhandel in Zukunft die tatsächlichen Netzkapazitäten berücksichtigt werden. Den Marktteilnehmern sollen hierfür langfristige Kapazitäten zwischen Deutschland und Österreich von mindestens 4,9 Gigawatt zugestanden werden, im Gegenzug soll der österreichische Übertragungsnetzbetreiber den deutschen Übertragungsnetzbetreibern ausreichend gesicherte Kraftwerksleistung für Maßnahmen zur Netzsicherheit zur Verfügung stellen. Kann den deutschen Übertragungsnetzbetreibern die jeweilige Mindestmenge nicht bereitgestellt werden, so die Bundesnetzagentur weiter, wird die Handelskapazität von 4,9 Gigawatt in gleicher Höhe gekürzt, Händler würden in diesen Fällen durch die Verbindlichkeit der Rechte jedoch wirtschaftlich nicht beeinträchtigt.
Am 28. Oktober 2016 hatte die Bundesnetzagentur die deutschen Übertragungsnetzbetreiber aufgefordert, bis 2018 ein Engpassmanagement an der deutsch-österreichischen Grenze vorzubereiten. Die parallelen Verhandlungen zwischen den Regulierungsbehörden seien jetzt erfolgreich abgeschlossen worden, das zwischen den Regulierern gefundene Ergebnis werde nun noch mit den europäischen Nachbarn und der EU-Kommission konsultiert. Gemeinsames Ziel sei die Einbindung in die regionale zentralwesteuropäische Kapazitätsberechnungsregion (bisher bestehend aus den Grenzen DE/LU-NL, NL-BE, BE-FR, DE/LU-FR). Wie die Bundesnetzagentur erläutert, würde die Kapazität an der Grenze damit tagesaktuell berechnet und den nominierten Strommarktbetreibern (NEMOs) zur Verfügung gestellt. Der Stromaustausch erfolge über das sogenannte Market Coupling im Rahmen des Stromhandels an den jeweiligen Day-Ahead-Börsen. Dieses Projekt ist laut Bundesnetzagentur die Blaupause für die ab 2019 geplante lastflussbasierte Kapazitätsberechnungsmethode für die Day-Ahead-Zeitscheibe in ganz Zentraleuropa.
„Wir versprechen uns durch das Engpassmanagement eine spürbare Entlastung beim Redispatch“, sagt Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. Das werde auch zu sinkenden Kosten für netzstabilisierende Eingriffe führen. Der uneingeschränkte Handel zwischen Deutschland und Österreich habe in der Vergangenheit immer wieder Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Systemsicherheit erforderlich gemacht und zu Einschränkungen beim Handel mit anderen Nachbarländern beigetragen. Da die Austauschkapazität selbst bei Umsetzung des geplanten Netzausbaus auch langfristig nicht ausreichen könne, um Handelsspitzen zwischen Deutschland und Österreich zu transportieren, sei die Einführung der Engpassbewirtschaftung eine sinnvolle und nachhaltige Maßnahme. Auch Rainer Baake, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, begrüßte die Einigung. Die zwischen den Regulierern gefundene Lösung für die deutsch-österreichische Grenze werde die deutschen Verbraucher um mehrere Hundert Millionen Euro pro Jahr entlasten.
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