Enervis PPA-Price-Tracker für Photovoltaik: Weiterer PPA-Preisrückgang zum Jahresende – Ein Rückblick auf das Jahr 2024

Sonnenuntergang, Solarpark, Pixabay, AI generiert

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Im Dezember 2024 sind die Preise im Stromterminmarkt der EEX im Durschnitt zurückgegangen. Das Base-Produkt Strom für das Jahr 2025 wurde mit weniger als 95 Euro pro Megawattstunde gehandelt, was einem Rückgang im Vergleich zum Vormonat entspricht. Auch die Preise für spätere Handelsjahre sind gefallen und bewegen sich bei knapp 65 Euro pro Megawattstunde. Auf dieser Grundlage hat sich das durchschnittliche Terminpreisniveau für Strom als Benchmark für die PPA-Bepreisung reduziert.

Die von uns für den Dezember 2024 berechneten generischen Preise für einen 10-jährigen Photovoltaik-PPA mit Start im Frontmonat (Januar 2025) liegen unter Berücksichtigung marktüblicher Abschläge für Photovoltaik-Profilwerte, PPA-Abwicklungs- und Risikokosten sowie marktüblicher Erlöse für Herkunftsnachweise bei rund 35 bis 47 Euro pro Megawattstunde.

Methodische Erläuterung: Der Enervis PPA-Price-Tracker zeigt auf Basis typischer PPA-Bewertungsparameter einen monatlichen Preiskorridor für Photovoltaik-PPAs im deutschen Strommarkt. Ausgangsbasis der Berechnung des generischen PPA-Preises ist ein Mischpreis der Terminmarktnotierungen des vergangenen Monats für die angenommene PPA-Laufzeit. Hierfür werden die in der angenommenen PPA-Laufzeit liegenden Monats-, Quartals- und Jahresprodukten der EEX für die deutsche Preiszone herangezogen. Für den generischen Photovoltaik-PPA werden 10 Jahre Laufzeit mit Beginn im Frontmonat unterstellt. Darauf wird der mittlere erwartete Abschlag des technologiespezifischen Referenzmarktwertes und ein Ab- oder Aufschlag aus projektspezifischen Einflüssen (Standort, Anlagentechnologie, Parklayout, Wetterjahr) für die angenommene PPA-Laufzeit angewendet. Dieser stammt aus unseren eigenen szenariobasierten Strommarktmodellierungen. Die Streuung des spezifischen Marktwertes um den erwarteten Referenzmarktwert herum wird auf Basis unseres PPA-Atlas abgebildet. Aufsetzend darauf wird die typische Streubreite für Abwicklungs- und Risikokosten eines PPA berücksichtigt. Abschließend wird die Streubreite von Erlösen für Herkunftsnachweise preiserhöhend berücksichtigt. Der dargestellte Korridor der ermittelten PPA-Preise basiert auf einer Kumulation der in der Berechnung unterstellten Schwankungsbreiten.

Grafik: Enervis

Das Kalenderjahr 2024 war für die Photovoltaik, wie auch in den Artikeln der letzten Monate schon beschrieben, von einer unerwartet hohen Kannibalisierung der Marktwerte geprägt. Der kürzlich veröffentlichte Jahresmarktwert von 46,24 Euro pro Megawattstunde markiert bei einem durchschnittlichen Basepreis von 79,46 Euro pro Megawattstunde einen Profilwert von unter 60 Prozent und damit einen Rückgang von über 15 Prozentpunkten gegenüber dem bisherigen Rekordtief aus dem Vorjahr. Gleichzeitig hat sich die Anzahl negativer Preisstunden deutlich erhöht, sodass in Deutschland fast 20 Prozent des durchschnittlichen Erzeugungsvolumens der Photovoltaik-Anlagen auf Zeiträume mit negativen Preisen entfiel – mehr als doppelt so viel wie der bisherige Rekordwert von knapp acht Prozent im Jahr 2023.

Diese Entwicklungen sind unter anderem auf die hohe Gleichzeitigkeit und teilweise fehlende Steuerbarkeit der Stromerzeugung des deutschen Photovoltaik-Portfolios zurückzuführen. Der erfolgreiche Zubau von 16,2 Gigawatt Photovoltaik im Jahr 2024, der zu zwei Dritteln auf Dächern und Gebäuden entfiel, hat diese weitgehend synchronen Kapazitäten weiter verstärkt. Die zweite Abbildung verdeutlicht den Zusammenhang zwischen sinkenden Profilwerten und dem wachsenden Anteil der Photovoltaik an der Gesamtstromerzeugung. Auffällig ist allerdings, dass das Jahr 2024 deutlich unter diesem Trend liegt und die Profilwerte sehr viel stärker abgesunken sind als in den vorherigen Jahren. Dies führte dazu, dass Risikoabschläge für zukünftige Profilwerte der Photovoltaik, eine zentrale Komponente der PPA-Preiskalkulation, erheblich angestiegen sind. Die durchschnittlichen Terminmarktpreise für zehnjährige Laufzeiten lagen im Jahr 2024 bei knapp über 70 Euro pro Megawattstunde. Die daraus resultierenden, vergleichsweise niedrigen PPA-Preise haben die Dynamik im deutschen PPA-Markt stark gebremst. Viele Projekte können derzeit nur über das Fördersystem umgesetzt werden. Folglich war das Wettbewerbsniveau in den EEG-Ausschreibungen im Jahr 2024 besonders hoch. Der erfreuliche Rückgang der Modulpreise hat dabei ein sehr kompetitives Gebotsverhalten unterhalb der Stromgestehungskosten ermöglicht, welche kürzlich von der Bundesnetzagentur für den reduzierten Höchstwert im Jahr 2025 angesetzt wurden.

Es wird spannend zu beobachten, wie sich die beschriebenen Marktentwicklungen im Jahr 2025 fortsetzen werden. Sowohl förderfreie als auch geförderte Projekte müssen mit diesen Herausforderungen umgehen, da nicht mit einer kurzfristigen Trendumkehr zu rechnen ist. Alternative, innovative Anlagendesigns könnten daher beispielsweise eine zunehmend wichtige Rolle im deutschen Photovoltaik-Markt spielen, um durch höhere Erzeugungsanteile in den höherpreisigen Randstunden und in den Wintermonaten den projektspezifischen Profilwert zu optimieren und negativen Preisen entgegenzuwirken.

Methodische Erläuterung: Die Grafik zeigt für das Photovoltaik-Portfolio in Deutschland den Profilwert in Abhängigkeit vom Erzeugungsanteil an der Gesamtstromerzeugung seit 2012. Der Profilwert entspricht dem von den Übertragungsnetzbetreibern veröffentlichten Jahresmarktwert in Relation zum Basepreis eines jeweiligen Jahres. Der Anteil der Photovoltaik an der Stromerzeugung entstammt der Veröffentlichung der Bundesnetzagentur.

Grafik: Enervis

Quelle: Enervis

Christian Schock, Enervis— Der Autor Christian Schock ist Consultant bei der energiewirtschaftlichen Beratung Enervis und hier für PV- und Wind-relevante Themen zuständig. Seine Expertise reicht vom systematischen Vergleich von Preisen und Vertragsinhalten von Power Purchase Agreements und Direktvermarktungsverträgen sowie deren Beschaffung für Stromerzeuger bis hin zum Monitoring marktseitiger und regulatorischer Entwicklungen im deutschen Photovoltaik- und Wind- Markt. —

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