Photovoltaik-Anlagen bilden ohne Frage eine der tragenden Säulen der Energiewende. Während die erreichten technischen Fortschritte bei Solarmodulen und Wechselrichtern beachtlich sind, bleibt ein Bereich weiterhin unterschätzt: die sogenannten C-Teile. Dabei handelt es sich um Komponenten wie Kabelbinder, Befestigungsclips, Schutzrohre und Steckverbinder. Sie kosten zwar nur wenige Cent, sind aber entscheidend für die Sicherheit, Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit von Photovoltaik-Projekten. Notwendig ist daher ein neues Qualitätsbewusstsein bis in jedes Detail.
Der Mensch als größter Risikofaktor
Jede Minute Betriebsausfall kostet bares Geld. Umso bemerkenswerter: Verschiedene Studie zeigen, dass Schäden an Photovoltaik-Anlagen zu wesentlichen Anteilen auf Installationsfehler zurückzuführen sind. Ein zentraler Befund etwa der „Trust-PV-Analyse“ lautet, dass 40 Prozent der Störfälle und ein Drittel der Kosten durch fehlerhafte Elektroinstallationen wie Kabelschutz, Verbindungen und Befestigungen verursacht waren. Weitere 15 Prozent resultieren aus der Verwendung ungeeigneter oder minderwertiger Materialien. Diese Zahlen verdeutlichen, dass menschliches Fehlverhalten – sei es durch Unachtsamkeit, mangelndes Fachwissen oder falsche Materialauswahl – ein entscheidender Faktor für Ausfälle und Schäden ist.
Eine Untersuchung des Fraunhofer ISE stellt zudem klar, dass ein Drittel aller Brände von Photovoltaik-Anlagen auf Installationsfehler zurückgehen. Diese Fehler – beispielsweise nicht korrekt gesteckte DC-Verbindungen oder mangelhafte Abisolierungen – werden häufig erst Monate nach der Inbetriebnahme entdeckt, wenn der Schaden bereits erheblich ist.
Qualität von Anfang an
Ein häufiges Missverständnis in der Branche ist die Annahme, dass sich hohe Qualitätsmaßstäbe im Wesentlichen auf die zentralen Komponenten wie Module und Wechselrichter beziehen – während die Bedeutung von C-Teilen oft unterschätzt wird. Doch gerade hier entscheidet sich, ob eine Anlage langfristig zuverlässig und wirtschaftlich betrieben werden kann.
Denn zu besonders häufigen Schadensursachen, wie sie im Whitepaper „Sichere Energie für morgen“ identifiziert wurden, zählen:
- Kurzschlüsse durch beschädigte oder falsch isolierte Kabel: Mechanische Belastungen oder unzureichende UV-Beständigkeit führen oft zu Isolationsproblemen, die Kurzschlüsse verursachen.
- Überhitzung durch fehlerhafte Steckverbinder: Unsachgemäßes Crimpen oder inkompatible Bauteile erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Lichtbögen und Bränden.
- Technische Schäden durch inkompatible Steckverbinder: Dies birgt hohe Risiken für Korrosion und elektrische Ausfälle.
- Mechanische Schäden durch schlechte Kabelführung: Locker hängende oder falsch befestigte Kabel können durch Wind, Tiere oder Schnee beschädigt werden, was die Betriebssicherheit erheblich beeinträchtigt.
Ein Beispiel: UV-beständige Kabelbinder aus hochwertigen Materialien wie PA11 oder Edelstahl weisen eine Lebensdauer von bis zu 40 Jahren auf. Herkömmliche Standard-Kabelbinder hingegen können unter starker Sonneneinstrahlung bereits nach wenigen Jahren unbrauchbar sein. Ähnliches gilt für Schutzrohre: Kunststoff-Flexrohre, die speziell für Solaranlagen entwickelt wurden, kombinieren Eigenschaften wie UV-Beständigkeit, Brandschutz, Druckfestigkeit und Nagetierschutz über Jahrzehnte – ein entscheidender Vorteil gegenüber ungeeigneten Unterputzrohren, die dennoch oft fälschlicherweise eingesetzt werden.
Umdenken erforderlich: Qualität als Haltung
Die Verwendung von Premium-Komponenten mag im ersten Moment kostenintensiver erscheinen, zahlt sich in einer wirtschaftlichen Gesamtbetrachtung aber dauerhaft aus. Weniger Wartungsaufwand, geringere Reparaturkosten und eine längere Lebensdauer der Anlage sind klare Vorteile. Aus diesem Grund scheint ein Umdenken notwendig: Es reicht nicht aus, auf die Einhaltung technischer Normen zu vertrauen. Entscheidend ist ein tief verankertes Bewusstsein für Qualität – und das auf allen Ebenen:
- Planung: Bereits bei der Planung muss auf die Auswahl hochwertiger Materialien geachtet werden. Kabelschutz und Verbindungstechnik sollten als integraler Bestandteil der Projektstrategie verstanden werden.
- Schulung: Installateure und Techniker benötigen regelmäßig aktualisierte Schulungen, um auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben. Fachwissen ist der beste Schutz vor Installationsfehlern.
- Kontrollen: Regelmäßige Wartung und präventive Inspektionen, etwa durch thermografische Drohnenbefliegungen, helfen, Fehler frühzeitig zu erkennen und Schäden zu verhindern. Laut Experten wie Marc Gerseker weisen 70 bis 80 Prozent der inspizierten Anlagen Fehler auf, die ohne solche Maßnahmen oft unentdeckt bleiben.
Mehr Verantwortung für alle Beteiligten
Qualitätsmanagement ist eine gemeinschaftliche Aufgabe, die alle Beteiligten – vom Planer über den Installateur bis hin zum Betreiber – betrifft. Wer an vermeintlichen Kleinigkeiten spart, riskiert erhebliche finanzielle und sicherheitstechnische Konsequenzen.
Fazit: Kleine Komponenten, große Wirkung
Die Bedeutung von C-Teilen in Photovoltaik-Anlagen erscheint unter diesen Vorzeichen in einem neuen Licht. Eignung, Qualität und korrekte Handhabung der verwendeten Teile entscheiden mit über die Betriebssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Rentabilität der gesamten Anlage. Der Appell an die Branche lautet daher: Investieren Sie in hochwertige Materialien, achten Sie auf eine sorgfältige Installation und setzen Sie auf regelmäßige Wartung.
— Der Autor Thaddäus Nagy ist Geschäftsführer von EMC-direct. Gemeinsam mit seinem Team durfte er allein in den vergangenen zwei Jahren europaweit zum Bau mehrerer Dutzend PV-Freiflächenanlagen beitragen. Produkte des Dorstener Spezial-Zulieferers für Kabelschutz und Befestigungstechnik kommen unter anderem in den größten PV-Projekten Österreichs und Dänemarks zum Einsatz. —
Für weiterführende Informationen und detaillierte Praxisbeispiele steht das umfassende Whitepaper „Sichere Energie für morgen: Häufige Schadensursachen an Photovoltaikanlagen kennen und vermeiden“ zum Download zur Verfügung.
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