Solarpower Europe: Wachstum des europäischen Photovoltaik-Marktes verlangsamt sich dramatisch – 65,5 Gigawatt Zubau für 2024 erwartet

Solarpower Europe, kumuliert installierte Leistung; Photovoltaik, EU-Länder

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In den vergangenen Jahren ist der Photovoltaik-Markt in der EU kräftig gewachsen – mit Steigerungsraten von 40 Prozent und mehr. Doch diese Phase scheint erstmal vorbei. Zwar vermeldet Solarpower Europe für dieses Jahr einen neuen Zubaurekord von 65,6 Gigawatt in den EU-Ländern, doch dies sind gerade einmal vier Prozent mehr als die 62,8 Gigawatt aus dem Vorjahr. Insgesamt sind damit etwa 338 Gigawatt Photovoltaik-Leistung in der EU installiert, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten „EU Market Outlook for Solar Power 2024 – 2028“ hervorgeht.

zehn größten Phoovoltaik-Märkte in Europa, 2023 und 2024

In fünf Ländern wuchs der Zubau und in fünf fiel er gegenüber 2023 geringer aus.Gerade einmal fünf der zehn größten Photovoltaik-Märkte in der EU haben 2024 mehr Photovoltaik-Leistung installiert als 2023. Dies sind Deutschland, Italien, Frankreich, Griechenland und Portugal, wobei das Wachstum bei jeweils rund einem Gigawatt lag. Für Deutschland als weiterhin größten Photovoltaik-Markt in der EU geht Solarpower Europe von einem Zubau von 16,1 Gigawatt in diesem Jahr aus, dahinter folgen Spanien mit 9,3 Gigawatt, Italien mit 6,4 Gigawatt und Frankreich mit 4,7 Gigawatt. Teils deutlich weniger als noch 2023 sind in Polen mit 4,2 Gigawatt und den Niederlanden mit 3,0 Gigawatt installiert worden. Die Top ten der EU-Märkte komplettieren Griechenland mit 2,9 Gigawatt, Österreich mit 2,5 Gigawatt sowie Ungarn und Portugal mit je 2,0 Gigawatt.

Weniger Dachanlagen installiert

Grund für die Abschwächung des Wachstums ist vor allem die schwächere Nachfrage nach privaten Dachanlagen. Der Druck auf die Haushalte, angesichts der Gaskrise in Photovoltaik-Anlagen oder Wärmepumpen zu investieren, sei deutlich gesunken. Nach den Zahlen von Solarpower Europe wird die Leistung der auf Hausdächern installierten Photovoltaik-Anlagen im Vergleich zu 2023 um 5 auf 12,8 Gigawatt zurückgehen.

Solarpower Europe erwartet, dass in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts das Segment der Photovoltaik-Freiflächenanlagen stärker wachsen wird als das der Dachanlagen. Dazu kommt, dass die Kosten für Photovoltaik-Anlagen in diesem Jahr um durchschnittlich 28 Prozent gesunken sind. Dies lag vor allem an den sinkenden Preisen für Photovoltaik-Komponenten, aber auch geringeren Vorlaufkosten für die Projekte, so Solarpower Europe weiter. Insgesamt wirkte sich dies auch auf die Investitionen aus. Sie gingen erstmals in den 2020er Jahren zurück – nach 63 Milliarden Euro 2023 auf 55 Milliarden Euro 2024.

Investmentsumme in Solar seit 2020
Erstmals in den 2020er Jahren ist die jährliche Investitionssumme in Photovoltaik in der EU zurückgegangen.

Grafik: Solarpower Europe/EU Market Outlook for Solar Power 2024 - 2028

„Die europäischen Entscheidungsträger und Netzbetreiber können den diesjährigen Bericht als gelbe Karte betrachten. Eine Verlangsamung des Solarausbaus bedeutet eine Verlangsamung der Ziele des Kontinents in Bezug auf Energiesicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Klima“, sagte Walburga Hemetsberger, CEO von Solarpower Europe. „Europa muss jährlich etwa 70 Gigawatt installieren, um seine Ziele für 2030 zu erreichen – wir müssen jetzt Korrekturmaßnahmen in Betracht ziehen, bevor es zu spät ist.“

780 Gigawattstunden Speicherkapazität bis 2030 notwendig

Dabei führe die mangelnde Flexibilität der Energiesysteme ebenfalls zu Einschränkungen für die Photovoltaik sowie einer negativen Preisgestaltung, die die europäische Energiesicherheit und Wettbewerbsfähigkeit untergrabe, so der Verband. Aus seiner Sicht würde ein flexibles, elektrifiziertes System die Day-Ahead-Energiepreise 2030 um 25 Prozent senken und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit der Photovoltaik um 71 Prozent steigern. Dazu brauche es neben anderen Flexibilitätsinstrumenten einen 16-fachen Anstieg der Batteriespeicher in der EU von derzeit 48 auf 780 Gigawattstunden im Jahr 2030.

Aussichten „weniger rosig“

Angesichts der Unsicherheiten prognostiziert Solarpower Europe die Jahre bis 2028 auch „weniger rosig“ als bisher, wie es vom Verband heißt. Bis 2028 könnte der jährliche Zubau auf 82 Gigawatt steigen. Dies entspreche einstelligen Wachstumsraten zwischen drei und sieben Prozent. Bis 2030 geht Solarpower Europe nach dem wahrscheinlichsten „mittleren“ Szenario von einer kumuliert installierten Photovoltaik-Leistung von 816 Gigawatt aus. Dies seien rund acht Prozent weniger als die 890 Gigawatt, die Solarpower Europe noch vor sechs Monaten prognostizierte. Wenn es ganz schlecht laufe und das „niedrige“ Szenario eintrete, dann könnte Europa sogar sein „REPowerEU“-Ziel von 750 Gigawatt verfehlen und nur etwa 650 Gigawatt erreichen.

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