Das Bundeswirtschaftsministerium hatte vor zwei Jahren das Ziel ausgegeben, ab 2024 jährlich 500.000 Wärmepumpen zu installieren. Das wird in diesem Jahr weit verfehlt: Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) geht von knapp 200.000 Neuinstallationen aus, 45 Prozent weniger als 2023. Im kommenden Jahr dürfte die Zahl auf rund 260.000 steigen, so der Verband – immer noch weit weniger als für die Klimaziele der Bundesregierung im Gebäudesektor nötig sind.
Den Marktrückgang gegenüber dem Vorjahr begründet der BWP mit einer starken Verunsicherung von Verbrauchern. Vor allem die Ankündigungen zur kommunalen Wärmeplanung und die nicht ausreichende Bekanntheit der Förderprogramme hätten Hausbesitzer zögern lassen. Das habe auch den Gesamtmarkt der Wärmeerzeuger stark zurückgeworfen. Allerdings gäben die steigenden Förderzahlen der KfW Hoffnung auf eine Erholung.
Hohe CO2-Preise allein treiben den Wärmepumpen-Markt nicht
Seine Erwartungen leitet der BWP aus Prognosen einer Branchenstudie ab, die der Verband in zwei Szenarien modelliert hat. Im ersten Szenario („Business as usual“) werden die aktuell geltenden Rahmenbedingungen fortgeschrieben. Darin werden auch Unsicherheiten über die Finanzierung der BEG-Förderung und Debatten über die Zukunft der Heizungsregelungen im Gebäudeenergiegesetz berücksichtigt. Der ab 2027 einsetzende europäische Emissionshandel (EU ETS 2) ist in diesem Szenario das dominierende Lenkungsinstrument.
Der Wärmepumpenmarkt würde sich in diesem Szenario in den kommenden beiden Jahren zwar leicht erholen. Ende der 2020er Jahre käme es jedoch erneut zu starker Kaufzurückhaltung. Hohe CO2-Preise lassen den Marktanteil der Wärmepumpe dann zwar stark steigen. Vor allem aber hätte der EU-Emissionshandel zur Folge, dass Verbraucher sparsamer heizen, statt eine neue Erneuerbare-Heizung zu installieren. Daher würde die Zielmarke von 500.000 jährlich installierten Wärmepumpen erst 2030 erreicht.
Szenario für 500.000 Wärmepumpen ab 2027
Im zweiten Szenario („Ambitioniertes Szenario“) zeigt die Studie einen Weg auf, der positive Impulse für die Wärmepumpen-Branche in Deutschland setzen soll. Teil dieses Szenarios ist, dass die neue Bundesregierung die Öffentlichkeit transparent auf den bevorstehenden Emissionshandel und steigende Preise vorbereitet. Zudem müsse die neue Legislaturperiode genutzt werden, um Entlastungen beim Strompreis zu erreichen. Insbesondere Absenkungen bei Netzentgelten, Stromsteuer und Mehrwertsteuer könnten Anreize zur Investition in die Wärmepumpe setzen.
Zu den Preissteigerungen bei den fossilen Energieträgern käme so ein positives Signal zur Nutzung des zunehmend erneuerbaren Stroms hinzu. Wenn zugleich verlässliche Rahmenbedingungen bei Förderung und Gebäudeenergiegesetz gelten, könnte der Wärmepumpen-Markt schnell auf das Niveau von 2023 steigen. Ab 2027 würden jährlich mindestens 500.000 Anlagen installiert.
„Die Branche hat hohe Erwartungen an die bevorstehenden Wahlen und einen möglichen Regierungswechsel“, sagt BWP-Geschäftsführer Martin Sabel. „Die Ergebnisse unserer Branchenstudie zeigen, dass sich die neue Regierung nicht allein auf den CO2-Emissionshandel verlassen darf, der ab 2027 europaweit für die Sektoren Gebäude und Verkehr eingeführt wird und erwartbar zu höheren Kosten für fossile Energieträger führen wird.“ Industrie, Handwerk und Gebäudeeigentümer benötigten positive Anreize zugunsten der erneuerbaren Alternativen, insbesondere der Wärmepumpe. Deshalb müsse parallel die Entlastung des Strompreises, etwa im Bereich der Stromsteuer und Netzentgelte, angegangen werden. „Die Flankierung über die im vergangenen Jahr geschaffenen Rahmenbedingungen der Heizungsförderung (BEG) und im Gebäudeenergiegesetz (GEG) sollte stabil gehalten werden.“
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