Aufdachsystem Varista

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Bei Varista wird am 16. Oktober 2013 auf einem Ziegelschrägdach mit klassischen Dachhaken und Querprofilen ein Aufdachsystem aufgebaut. Für Varista ist zweierlei wichtig, womit das Unternehmen Kunden überzeugen will. Das Erste ist die hohe Qualität mit hohen Grenzlasten, um auch in schneereichen Regionen PV-Anlagen auf den Dächern realisieren zu können. Das andere sind kleine, aber feine Innovationen eines alten Konzeptes. Dies ist unter anderem der spezielle Nutstein im Kunststoffhalter, der durch seine Eigenschaften die Arbeit erleichtern und auch zu kürzeren Montagezeiten führen soll. Für den Monteur stellen Nutstein und Halter dabei eine untrennbare Einheit, so dass nur mit einem Teil und nicht mit mehreren Einzelteilen gearbeitet wird.
Besonders ist auch der Haken, dessen spezielle Eigenschaften zunächst kaum auffallen. Nach Ansicht von Varista machen der Verzicht auf Schweißverbindungen sowie die Form des Hakens die Unterschiede aus. Auf das Schweißen verzichten die Entwickler bei Varista, da sie hier Potenzial für Fehler sehen, wie zum Beispiel interkristalline Korrosion bei nicht identischen Materialpaarungen. Der Dachhaken kann bei Varista werksseitig oder vor Ort exakt auf die Lattungshöhe voreingestellt werden, so dass kein Unterfüttern notwendig ist. Auch bei verdrehten Dachsparren kann der Dachhakenbügel durch die Schraubverbindung exakt senkrecht ausgerichtet werden. Die Aufkantung der Grundplatte sorgt für eine hohe Stabilität, so dass auf eine seitliche Unterfütterung bei Versatz des Dachhakens auf dem Dachsparren verzichtet werden kann. Bei hohen Lasten verformt sich zwar irgendwann auch bei Varista der Haken, durch die besondere Form ist jedoch zunächst nicht der untere Schenkel betroffen.
Warum dies so wichtig ist, wurde in der Branche bisher wenig beachtet. Eine Verformung des unteren Schenkels führt schnell dazu, dass auf den Ziegel darunter Druck ausgeübt wird und dieser dann bricht, mit Dachundichtigkeiten als Folge. Es gibt sogar Haken, bei denen bereits bei zulässigen Lasten der empfohlene Mindestabstand Haken zu Ziegel nicht ausreicht und somit Ziegelbruch vorprogrammiert ist. Wenn sich zunächst nur der obere Schenkel verformt, bricht der Ziegel nicht so schnell (siehe Kasten auf Seite 64).
Montage
Bei der Mustermontage war Varista entsprechend der gerade gezeigten Firmenphilosophie auch nicht darauf aus, unbedingt das System mit der geringsten Montagezeit vorzuführen. Vielmehr wollte man zeigen, wie eine fachgerechte Montage mit ihrem System im Detail aussieht. Die Mustermontage fand somit am Firmensitz draußen an einem Musterdach statt und beinhaltete alle notwendigen Schritte inklusive der Ziegelbearbeitung mit einer Ziegelfräse.
Aus der kundenspezifischen Montageanleitung, die jedem Projekt beigelegt wird, ergibt sich die Position der Haken. Diese ergibt sich aus den Berechnungen zur Statik und berücksichtigt die verwendeten Profile und deren maximale Stützweiten und Kragmaße. Um die Sparren gleichmäßig zu belasten, werden die Haken dabei versetzt montiert. Die Ziegel wurden entnommen und dann mit einer Fräse bearbeitet. Die Fräse ist präziser und vor allem schonender zum Ziegel als die Bearbeitung mit Trennschleifer oder sogar einem Hammer.
Währenddessen schraubt der andere Monteur die ersten Haken mit immer mindestens zwei Holzschrauben am Sparren fest. Varista gibt dabei die Mindeststärke der Schrauben und die Einschraubtiefe in der Anleitung vor, die mitgelieferten Schrauben können ohne Vorbohren verarbeitet werden.
Die Abstände des Hakens vom unteren Dachziegel werden in der Montageanleitung mit fünf Millimetern angegeben. Um dies zu erreichen, kann der Haken an einer Schraubverbindung verstellt werden. Die Grundplatte weist dazu nebeneinander drei Langlöcher auf, um auch ein seitliches Justieren zu ermöglichen. Zusätzlich hat die Grundplatte, wie bei derartigen Haken üblich, mehrere Bohrungen. Wichtig ist für Varista auch hier eine hohe Qualität. Ein Unterfüttern des Hakens ist durch die Verstellungen nicht notwendig, so dass sich hier auch keine Probleme durch ungeeignete Unterlagen ergeben können.
Arbeiten mit dem Nutstein
Wenn alle Dachhaken angebracht sind, werden die Nutsteine im Langloch des Hakens lose eingeschraubt. Die Querprofile können dann anschließend einfach in die Kunststoffhalter eingeklickt werden, bleiben aber dennoch leicht verschiebbar. Wenn alle Profile eingeklickt sind, können diese leicht und zeitsparend ausgerichtet werden.
Beim Festschrauben der Profile verdreht sich zunächst der metallene Nutstein, der sich bis jetzt ohne Funktion im Kunststoffhalter befand. Durch ein Klicken ist dies auch akustisch gut wahrnehmbar. Ab diesem Zeitpunkt hat der Kunststoffhalter keine tragende Funktion mehr. Die Befestigung erfolgt über den Edelstahlnutstein, was auch die Statik der Verbindung sicherstellt. Sollte es notwendig sein, die Verbindung wieder zu lösen, verdreht sich der Nutstein so, dass der Kunststoffhalter wieder seine Haltefunktion aufnimmt. Dieser Vorgang ist laut Varista mehrmals möglich, ohne dass Kunststoffhalter oder Nutstein darunter leiden.
Wenn die Profile festgeschraubt sind, werden die Modulklemmen mit der gleichen Kunststoffteil/Nutstein-Kombination in die Profile geklemmt. Eine Feder sorgt zudem dafür, dass bei der Modulmontage die Klemme immer ganz nach oben geschoben ist. Wieder sind zunächst die Klemmen leicht verschiebbar, was die Montage erleichtert. Einmal festgeschraubt, übernimmt der Edelstahlnutstein die Kräfte. Wie immer beim Einsatz von Modulklemmen muss bei den Abständen zwischen den Modulen darauf geachtet werden, dass der Spalt zur Klemme nicht zu groß wird und diese ausreichend auf dem Modulrahmen aufliegt.
Für eine einfache Verkabelung bietet Varista Profile mit Kabelkanal an, in denen die häufig bei Modulen eingesetzten MC4- und MC3-Stecker von Multi-Contact einfach eingeklickt werden können. Wenn, was meistens der Fall ist, ein Profil ohne Kabelkanal bestellt wird, kann in den Nuten auch eine spezielle Omegaklammer eingesetzt werden. Die meisten Installateure nutzen jedoch bei derartigen Systemen Kabelbinder. Hier muss bei der Montage jedoch darauf geachtet werden, dass die Leitungen wirklich hochgebunden sind und vor allem die Stecker nicht auf der Dachhaut aufliegen.

Vorteile:

  • Für die meisten Dachziegel einsetzbar
  • Individuelle Betreuung durch Varista
  • Umfangreiche Planungshilfen bis hin zur Ertragsprognose durch das kostenpflichtige Varista-Tool
  • Die besondere Form des Dachhakens reduziert die Gefahr eines Ziegelbruchs
  • Zahlreiche Verstellmöglichkeiten des Hakens, um auf vielfältige Situationen am realen Dach reagieren zu können
  • Sehr gut handhabbarer Nutstein mit integriertem Kunststoffhalter. Im nicht verschraubten Zustand liegt der Kunststoffhalter in der Nut und lässt ein leichtes Verschieben des Nutsteins zu, hält ihn jedoch sicher in der Nut. Im verschraubten Zustand hält der Nutstein die Kräfte, das Kunststoffteil wird funktionslos. Der Übergang Kunststoff zu Nutstein ist durch ein Klicken klar erkennbar
  • Gleicher Nutstein für die Befestigung der Profile am Haken und der Modulklammern am Profil
  • Es sind mehrere Übergänge unverschraubt zu verschraubt möglich ohne Funktionsversagen. Dies erleichtert Änderungen während der Montage
  • Großer Abstand Modul zur Dachhaut für eine gute Hinterlüftung
  • Sehr hohe Schneelasten zulässig, ohne dass Blechziegel notwendig sind
  • Profil mit Kabelkanal zum direkten Einklicken von MC4- und MC3-Steckern
  • Optional Omegaschelle, die in die Nut passt

Nachteile:

  • Klemmen müssen entsprechend der Rahmenhöhe bestellt werden
  • Spaltbreite und Auflage bei den Reihenklemmen muss beachtet werden
  • „normales“ Aufdachsystem ohne besondere Optik Mustermontagezeit: 40:53 Minuten inklusive Einmessen, Ziegelbearbeitung, Verkabelung.

Bemerkungen
Klassiker kennt jeder, diese laufen aber manchmal Gefahr, durch Innovationen überholt zu werden. Dies gilt nicht für die immer noch häufigen Aufdachanlagen, vor allem aber nicht für das Varista-System.
Es sind hier keine großen Besonderheiten, sondern gerade die kleinen Feinheiten, die zu einem sehr guten System führen. Die hohen möglichen Lasten, die Details, die die Arbeit erleichtern, der einfache Aufbau, all dies führt zu einem System, das wenig fehleranfällig ist. Dort, wo es prinzipbedingt Probleme geben kann, wie Ziegelbeschädigungen durch ein Nachgeben des Hakens, hat sich Varista die richtigen Gedanken gemacht und die Lösungen gut umgesetzt. Dass durch den sehr sorgfältigen Musteraufbau keine Rekordzeit erzielt wurde, sollte dabei nicht täuschen: So kann ein einfach zu montierendes, hochstabiles und dauerhaftes System aussehen.
Verformung von Dachhaken vermeiden
Verformungen von Dachhaken können auch vor einem Überschreiten von Grenzlasten zu Druck auf dem unteren Ziegel führen. Wie weit sich der Haken durchbiegt, hängt neben der Last und den Eigenschaften des Hakens dabei auch von der Montagesituation wie der Art, Anzahl und Position der Schrauben und dem Material ab, auf dem der Haken montiert wird. Gerade durch eine Montage auf weichem Holz, wie dies bei Latten oder der Unterfütterung häufig der Fall ist, kann sich ein Durchbiegen des Hakens gegenüber dem lastfreien Fall ergeben, das deutlich über dem Mindestabstand zwischen Haken und Ziegel liegt. Dass sich der Haken nach Rückgang der Last meistens in seine ursprüngliche Position zurückbewegt, bringt dem dann bereits zerbrochenen unteren Ziegel nichts. Das Dach ist in diesem Fall bereits undicht.
Lesen Sie mehr zu Einschätzung, Tests und Berechnung dieser Verformung unter www.pv-magazine.de Geben Sie den Webcode 0652 in das Suchfeld ein.

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