Im deutschen Stromnetz werden bis 2045 mehr als 500.000 Kilometer Kabel im Niederspannungsnetz, an die 300.000 Kilometer im Mittel- und Hochspannungsnetz und rund 500.000 Transformatoren benötigt. Das ergab eine Analyse, die der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und der ZVEI Verband der Elektro- und Digitalindustrie bei der Bergischen Universität Wuppertal in Auftrag gegeben haben. Insgesamt entspricht der Bedarf für unterschiedliche Netzkomponenten 50 bis 80 Prozent der aktuell vorhandenen Betriebsmittel.
Die Integration von Erneuerbare-Energien-Anlagen und Speichern sowie von Verbrauchern wie Wärmepumpen, Rechenzentren oder der Ladeinfrastruktur für Elektroautos ist hierbei nur einer von mehreren Gründen für den immensen Bedarf. „Zum einen haben viele Netzkomponenten das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und müssen getauscht werden, zum anderen wird das Stromnetz durch die grüne Transformation, die steigende Elektrifizierung und den wachsenden Anteil erneuerbarer Energien immer stärker gefordert“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung von BDEW und ZVEI.
Für die Verstärkung, Erneuerung und die teilweise Erneuerung der Stromnetze sei „neben Kapital und Fachkräften auch die Verfügbarkeit der notwendigen Technologien, wie Kabel oder Transformatoren“ erforderlich. All dies müsse durch entsprechende Rahmenbedingungen abgesichert, der Aufbau zusätzlicher Produktionsstandorte in Deutschland durch Planungs- und Investitionssicherheit flankiert werden. „Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen für den Ausbau Verteilernetzes weiter beschleunigt werden“, so Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Zudem sei „die Sicherung von Fachkräften, aber auch die Verfügbarkeit von Rohstoffen, beispielsweise durch eine europäische Rohstoffbank oder strategische Rohstoffpartnerschaften nötig“. Auch die Auskömmlichkeit der Investitionen für die BDEW-Mitgliedsunternehmen vergisst Andreae nicht zu erwähnen, das Gelingen des Netzausbaus setze „immer dessen Wirtschaftlichkeit für die Netzbetreiber durch einen angemessenen regulatorischen Rahmen voraus.“
Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, mahnt vor allem Kontinuität an: Nötig sei ein planungssicherer Rahmen, „in dem die Zielvorgaben zur Klimaneutralität unabhängig von aktuellen Regierungen als gesetzt angesehen werden.“ Der Netzausbau und die Bereitstellung der hierfür nötigen Betriebsmittel bringe hohe Wertschöpfung in den jeweiligen Regionen Deutschlands mit sich, doch es gebe auch „weltweit eine noch nie dagewesene Verschärfung der Nachfrage und weiterhin bestehende Lieferengpässe“. Deshalb seien „klare, beständige Entscheidungen, die für Investitionssicherheit sorgen“, erforderlich.
In der Analyse der „Erweiterungs- und Ertüchtigungsmengengerüste“ nennt die Studie der Bergischen Universität Zahlen, die bei der Photovoltaik deutlich über denen im Netzentwicklungsplan 2037/2045 liegen. Die Studie geht hier für das Jahr 2045 von 472 Gigawatt installierter Leistung aus, der Netzentwicklungsplan (NEP) von 400. Deutlich geringer – 166 gegenüber 160 Gigawatt – sind die Differenzen bei Windkraft an Land. Bei Elektromobilität prognostiziert die Studie hingegen mit 32,8 Millionen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen einen etwas kleineren Fuhrpark als der NEP (34,8 bis 37,3 Millionen Fahrzeuge), und auch bei Wärmepumpen geht die Studie mit 16 Millionen Stück von etwas geringeren Zahlen aus als der NEP (16,3 Millionen).
Der Erneuerungs- und Erweiterungsbedarf beträgt der Studie zufolge bei Hochspannungsleitungen 34.520 Kilometer, das entspricht 48 Prozent des Bestands (von 2022). Bei Mittelspannungskabeln sind es 262.193 Kilometer und damit 51 Prozent des Bestands, bei Niederspannungskabeln 525.948 Kilometer (45 %). Der Bedarf für Hochspannungs-/Mittelspannungstransformatoren summiert sich der Studie zufolge auf 5450 Stück beziehungsweise 68 Prozent des Bestands. Am höchsten ist der relative Bedarf bei Mittelspannungs-/Niederspannungstransformatoren mit 493.669 Stück, das sind 78 Prozent des Bestands. In Summe erfordern dies für die Netzbetreiber eine „Verdoppelung bis Verdreifachen der jährlichen Erneuerung- und Erweiterungsmengen“, für Hersteller der erforderlichen Komponenten sei eine starke Erhöhung der Produktionskapazitäten nötig.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Druckluftkabel sind die neue Technologie-Option für den Ausbau und den Neubau des elektrischen Energieübertragungsnetzes.
Sie können unterirdisch verlegt werden (was die Trassenfindung vereinfacht und die Leitungslänge stark reduziert) und haben höhere Übertragungsleistungen bei kleinerem Bauraum als VPE Kabel. Dadurch werden auch die Verluste im Betrieb stark reduziert.
Druckluftkabel werden deshalb sehr schnell zum neuen Standard für den Netzausbau werden.
Entschuldigung, aber machen Sie für Ihre eigene Technologie hier Werbung?
Wie ist Übertragungsleistung im Vergleich zu konventionellen Erdkabel für AC oder HGÜ?
Eine hier noch nicht „gestreifte Fragestellung“ möchte ich nachschieben:
I. Braucht man derart grössere Leitungskapazitäten
aus entsprechend höherem Gesamtbedarf an el. Energie
und/oder auch aus „unsymmetrischer Struktur“ , insofern als
starke Erzeuger und starke Verbraucher von Energie teils zu weit auseinader liegen ?!
II. Lässt sich etwaig der zusätzlche Bedarf an Energie-Übertragungs-Medien
dadurch etwas minimieren/optimieren,
indem künftige Energie-hotspots
bewusst näher zu Gross-Verbrauchern realsiert werden ?!
Alles Gute – und Glück auf !
Wolfgang Gerlach
Lieber Wolfgang
Das geht eher nicht. Man könnte zum Beispiel Berlin in den Norden verschieben, wo es Windkraft hat. Oder Frankfurt könnte man an die Schweizer Grenze verschieben, weil Deutschland viel Strom aus der Schweiz bezieht (mehrere GW). Die Verschiebung einer Stadt kostet jedoch einige Tausend Milliarden Euro und ist auch recht teuer.
Im kleinen Rahmen geht es teilweise schon, aber im Grossen und Ganzen nicht.
Moin Wolfgang, definitiv!
Großelektrolyseure werden in energiereichen Regionen geplant, ebenso neue Industrieansiedlungen, weil es günstiger ist, die Energie direkt von der Quelle zu beziehen oder ggf einen eigenen Windpark zu betreiben.
Weiterhin werden Batteriespeicher genutzt, um aus den Spitzen ökonomischen Gewinn zu erwirtschaften.
Wenn man wüsste, wo überproportional häufig mit Stromüberschuss zu rechnen ist, dann wird das sinnvoll sein. Nicht gerade für ganze Siedlungen, aber bestimmte industrielle Großverbraucher werden darauf schauen, wo das Stromangebot hoch ist.
Die norddeutschen Windkraftwerke werden wahrscheinlich anziehender sein, als süddeutsche PV-Anlagen. Das bayerische Chemiedreieck könnte sich langsam nach Mecklenburg verlagern.
Warum sollte ein Unternehmen den Standort wechseln, wenn der Strompreis überall in Deutschland gleich ist? Das Unternehmen hat durch den Wechsel keinen Vorteil.
Die Netzentgelte sind regional unterschiedlich. Mit der letzten Reform sollte erreicht werden, dass nicht die Gegenden, in denen der Ausbau am besten läuft, die höchsten Netzentgelte nehmen müssen, sondern die, wo der Ausbau schleppend verläuft. Söder war gegen diese Reform.
Kann nicht durch mehr Speicher bei Fotovoltaik und Großspeicher bei Firmen und Zwischenspeichern von Energie in e Autos viele Netzkabel eingespart werden
Ich gehe schon seit Jahren mit folgender Idee umher:
Eine Stromboerse fuer Jedermann! Jeder PV-Anlagenbesitzer (auch Private) sollte die Moeglichkeit haben seinen produzierten Strom ueber diese Boerse an zubieten und zu verkaufen. Die Abnehmer waeren wohl meist private Verbraucher. Die Verkaeufer und Kaeufer kaemen ueber die zu schaffende Plattform zusammen oder auch ueber andere Kontaktformen.
Technischer Ansatz fuer die Abwicklung: Zuerst muss der gesetzliche Rahmen geprueft werden. Auch steuerlich sollte der Staat hierfuer Verguenstigungen schaffen. Fuer die Platform waere ein gemeinnuetziger Verein oder eine Genossenschaft denkbar. Die Plattform sollte nur mit einer Software ohne Verwaltungsangestellte funktionieren. Der Stromerzeuger meldet sich mit seinen persoenlichen Daten an inkl. der Nummer seines Zaehlers. Ebenso sein Verkaufspreis und seine Menge in Kwh pro Jahr. Ebenso koennen Verbraucher sich so aehlich anmelden. Kommen nun zwei zusammen, so werden die verhandelten Daten festgehalten (Vertag). Die Plattform sollte auch den Geldfluss kontrollieren und nach der Lieferung vollziehen, sowie Abgaben an die Plattform und Abgaben an die anderen Beteiligten (Stromleitungseigner, Stromzaehlerbetreiber, Staat/ Steuer, usw.) durchfuehren.
Ich denke dass huer noch einige Details bedacht werden muessen. Die Grundidee aber viele PV Anlagenbetreiber kreierrn wuerde bzw. bestehende Betreiber ihre Anlagen ausbauen wuerden.
Wenn bei ihnen jemand die Idee fuer interessant haelt, bitte veroeffentlichen bzw. An Interessierte weiterleiten (evt. auch Unis, Vereine, Institute, usw.).
MFG H.lang, derzeit auf einem Schiff auf dem Atlantik kurz vor NYC.
Das Problem wird sein, wie man damit umgeht, wenn ein Verbraucher nicht den Strom eingekauft hat, den er verbraucht. Das ist schon bei den wenigen Börsenteilnehmern heute manchmal problematisch. Dann kommt für Kleinverbraucher das Preisrisiko. Um das weitgehend zu reduzieren, bräuchte es eine hohe Überkapazität. Damit wären die Stromproduzenten in 99% der Zeit erpressbar, der Strompreis würde auf Null gedrückt.
Sie müssen sich bei jedem Marktmodell überlegen, ob es die 3 Kriterien erfüllt: Versorgungssicherheit, günstiger, stabiler Preis und Umweltfreundlichkeit. Im übrigen hat der Staat eine Versorgungspflicht, und der kann er nur nachkommen bei einem Leitungsgebundenen Gut, wenn er den Markt nicht dem freien Spiel der Kräfte überlässt.
Da sieht man, wo es hinführt, wenn man notwendige Änderungen jahrelang vor sich herschiebt: Die Rampe wird immer steiler, die man hoch muss. Danke Merkel, danke GroKo und FDP. Die „Freiheitsenergien“ sind auch längst vergessen. Wie soll man diesen Berg schaffen, ohne die Umlenkung von Konsum- in Investitionsmittel?