Solarworld wird sich im vierten Quartal von etwa 500 Zeitarbeitern an seinen deutschen Standorten trennen und seine Produktionsmengen reduzieren. Der deutsche Photovoltaik-Hersteller reagiert damit nach eigenen Angaben auf die sich seit dem zweiten Halbjahr massiv gewandelten Veränderungen auf den weltweiten Photovoltaik-Märkten. „Wir erleben gegenwärtig wieder massives Dumping auf dem Solarmarkt. Nachdem China seine Solarförderung für das zweite Halbjahr abrupt ausgebremst hat, drängen erneut große Mengen chinesischer Überproduktion zu Preisen weit unter Herstellkosten auf die Märkte“, erklärte Solarworld-Sprecher Milan Nitzschke auf Anfrage. Auf diese aktuelle Situation müsse der Hersteller nun reagieren.
Die Reduzierung der Zeitarbeitsstellen erfolge zum 1. Oktober um rund 300 am sächsischen Standort in Freiberg und zum 1. Dezember um rund 200 im thüringischen Arnstadt. Festangestellte Mitarbeiter seien von den Kürzungen nicht betroffen. „Wir bedauern die Maßnahmen und sind zuversichtlich nach Wiederbeleben des Solarmarktes Fertigung und Beschäftigtenzahl wieder zu erhöhen“, sagte Nitzschke weiter.
Die Analysten von Roth Capital hatten in einem aktuellen Report darauf hingewiesen, dassden Photovoltaik-Herstellern aufgrund massiver Überkapazitäten und einer eher rückläufigen weltweiten Nachfrage ein neuer Abschwung sowie stark sinkende Preise in den kommenden 1,5 Jahren drohe. Sie rechnen mit einem Ungleichgewicht von etwa 20 Gigawatt bei Angebot und Nachfrage mindestens bis zum Jahresende 2017. Die durchschnittlichen Verkaufspreise für Solarmodule könnten im laufenden Jahr um 20 bis 30 Prozent sinken und der Trend werde sich dann voraussichtlich auch 2017 fortsetzen.
Auch die Analysten vonBloomberg New Energy Finance (BNEF) erwarten eine ähnliche Preisentwicklung angesichts der massiven Überkapazitäten. Die Folge wird wohl eine neuerliche Marktkonsolidierung in der Solarindustrie sein, zumal einige große chinesischen Photovoltaik-Hersteller bislang auch unvermindert an ihren Ausbauplänen festhielten.
Luc Grare, Senior Vice President Sales and Marketing bei REC Solar, bestätigte ebenfalls kürzlich in einem pv magazine-Interview den neu ausgebrochenen Preiskampf auf den Photovoltaik-Märkten weltweit. Die Hersteller wie REC seien gezwungen, sich daran zu beteiligen. "Wir sind dazu gezwungen, den Kampf aufzunehmen und uns zu wehren. Andernfalls müssten wir unsere Fabrik stilllegen und das ist bei Modulproduktionen mit so einfach, wie vielleicht bei Siliziumfertigungen, diese dann auch entsprechend der Marktlage wieder schnell hochzufahren. Natürlich schauen wir, wo wir unsere Module am besten zu marktgerechten Preisen absetzen können", soGrare im Interview.
Für die kommende Woche hat Solarworld bereits eine technische Handelsaussetzung der zwei Anleihen FRN IS. 2014/2019 Serie 1116 und FRN IS. 2014/2019 Serie 1017 angekündigt. Grund dafür ist, dass der deutsche Hersteller ein vertraglich vorgesehenes Recht ausübe, die aufgelaufenen Zinsen gemeinsam mit der Hauptforderung am Fälligkeitstag zurückzuzahlen. Der Nennbetrag der Anleihen erhöht Solarworld zufolge um die Höhe der aufgelaufenen Zinsen, die pro Stück bei 8,89 und 9,14 Euro lägen. Die Anleihen haben eine Laufzeit bis 2019. (Sandra Enkhardt)
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