Jinko Solar: Solarindustrie steht vor Konsolidierung

Modulfabrik, Shanxi, Jinko Solar, Luftaufnahme

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Aktuell lässt sich in Deutschland eine Konsolidierung auf dem Installationsmarkt für private Photovoltaik-Dachanlagen feststellen. Doch auch weltweit steht eine notwendige, durch Überkapazitäten getriebene Marktbereinigung an. Davon ist Frank Niendorf, General Manager Europe bei Jinko Solar, überzeugt. Er meint damit die Solarindustrie. „Die Konsolidierung wird wahrscheinlich Hersteller aus der zweiten Reihe nicht verschonen und auch zu Verschiebungen unter den ganz großen Photovoltaik-Herstellern aus China führen“, sagt er im Gespräch mit pv magazine.

Es sei ein harter Kampf um Absatzmärkte entbrannt.  Aktuell liege das Modulpreisniveau in einigen Segmenten unter den Herstellungskosten, wie Niendorf sagt. Dies schlägt sich natürlich auch in den Bilanzen der Modulhersteller nieder. Jinko Solar ist als letzter großer Photovoltaik-Hersteller aus China noch an der US-Börse Nasdaq gelistet. Daher veröffentlicht das Photovoltaik-Unternehmen regelmäßig Quartalsberichte. Der letzte war der für das erste Quartal 2024, in dem Jinko Solar als einer der wenigen Modulhersteller noch positive Quartalsergebnisse vorweisen und einen Quartalsverlust vermeiden konnte.

In der Bilanz zeigt sich, dass die Absätze von Solarmodulen, Zellen und Wafern von Jinko Solar um mehr als 50 Prozent auf fast 22 Gigawatt gestiegen sind. Der Umsatz lag im Jahresvergleich jedoch um 1,2 Prozent niedriger. Er betrug im ersten Quartal  3,19 Milliarden US-Dollar, wobei Jinko Solar immer noch einen Nettogewinn von 84,4 Millionen US-Dollar verbuchen konnte.

Damit ist Jinko Solar noch besser aufgestellt als viele seiner inländischen Konkurrenten, die zwar nicht mehr an der Nasdaq gelistet sind, jedoch ihre Finanzprognosen an der chinesischen Börse veröffentlichen. Kürzlich legte eine Reihe großer Photovoltaik-Hersteller Zahlen für das erste Halbjahr vor, fast alle erwarten herbe Verluste. Zu nennen ist dabei etwa Longi Solar, das für das erste Halbjahr mit einem Nettoverlust von umgerechnet mindestens 660,2 Millionen US-Dollar rechnet. Im Vorjahreszeitraum machte Longi Solar noch deutliche Gewinne, doch mittlerweile schlugen sich der erhebliche Preisverfall und Abschreibungen auf Bestände nieder, hieß es von Longi Solar. Ähnlich gelagert auch die Situation bei JA Solar: Der Photovoltaik-Hersteller erwartet wegen des verschärften Wettbewerbs, der zu einem kontinuierlichen Preisverfall geführt habe, bis zu 166 Millionen US-Dollar im ersten Halbjahr.

„Unter 100 Gigawatt vertikal integrierten Photovoltaik-Kapazitäten werden die Unternehmen kaum Chancen haben“

Frank Niendorf, Jinko Solar
Frank Niendorf ist General Manager Europe bei Jinko Solar.

Foto: Jinko Solar

Dies sind nur einige der großen Unternehmen, in China gibt es aber auch noch hunderte von mittleren und kleineren Photovoltaik-Herstellern, die aktuell unter enormem Wettbewerbsdruck stehen. „Ich glaube, unter 100 Gigawatt vertikal integrierten Photovoltaik-Kapazitäten werden die Unternehmen kaum Chancen haben, am Markt zu bestehen“, sagt Niendorf weiter. Es gebe weltweit etwa 1,3 Terawatt an Produktionskapazitäten und die weltweite Nachfrage liege bei etwa 500 bis 600 Gigawatt. Er glaube nicht, dass der Markt auf kurze Sicht die den Kapazitäten entsprechende Größe erreichen werde. Zudem bauten auch viele Photovoltaik-Hersteller auch noch weiter Kapazitäten aus. „Die Konsolidierung wird kommen“, so Niendorfs Prognose.

Zugleich ist er froh, dass das Management bei Jinko Solar früh den Trend von Perc zu Topcon erkannt hat. Die Technologie-Umstellung auf n-type-Topcon-Produkte sei bei Jinko Solar weitgehend abgeschlossen. In der jetzigen Marktlage die Kosten für die Umrüstung der Produktionslinien stemmen zu müssen, sei eine zusätzliche Belastung, sagt Niendorf. Diese bleibt Jinko Solar erspart. Nach der aktuellen Prognose erwartet das Unternehmen für dieses Jahr einen Absatz von insgesamt 100 bis 110 Gigawatt, vornehmlich an Solarmodulen, aber auch Zellen und Wafern. Knapp 90 Prozent davon sollen n-type-Solarmodule sein. Bis zum Jahresende will Jinko Solar dafür Produktionskapazitäten von 120 Gigawatt für Wafer, 110 Gigawatt für Solarzellen und 130 Gigawatt für Solarmodule zur Verfügung haben. In der Massenproduktion will der Hersteller dabei für seine n-type-Solarzellen eine Effizienz von 26,5 Prozent erreichen.

Speicher als weiteres Standbein

Doch nicht nur in die Weiterentwicklung seiner Photovoltaik-Technologie investiert Jinko Solar auch in schwierigen Zeiten weiter, es schaut auch nach neuen Geschäftsfeldern. Naheliegend dabei scheinen Speicher. Im vergangenen Jahr zur Intersolar Europe präsentierte Jinko Solar seinen Heimspeicher. In diesem Jahr folgten Speicher fürs Gewerbe und Großanlagen. „Speicher sind jetzt das neue große Ding“, sagt Niendorf. Er rechnet damit, dass das Speichergeschäft das Potenzial hat, langfristig so groß zu werden wie das Modulgeschäft. Zumindest für Jinko Solar soll es zu einem weiteren wichtigen Standbein werden.

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