Der Landesverband erneuerbare Energie Nordrhein-Westfalen (LEE NRW) sieht den Photovoltaik-Zubau auch im ersten Halbjahr 2024 auf einem guten Weg, allerdings mit gravierenden Einschränkungen. Eine Auswertung der im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur von Januar bis Juni bislang neu registrierten Anlagen ergab eine installierte Gesamtleistung von 1,06 Gigawatt und damit ein ungefähr gleich hohes Niveau wie im ersten Halbjahr 2023 (1,09 Gigawatt). Die aktuellen Zahlen ändern sich erfahrungsgemäß noch durch Nachmeldungen und Korrekturen, in aller Regel nach oben.
Nach den ersten sechs Monaten dieses Jahres liegt NRW damit bundesweit auf dem dritten Platz: Bayern führt der Auswertung zufolge mit deutlichem Abstand und 1,84 Gigawatt vor Baden-Württemberg (1,20 Gigawatt). Die Auswertung stellt den Ausbau in Bezug auf die Bevölkerungszahl (installierte Leistung je Einwohner) allerdings nicht dar – hier steht das bevölkerungsreichste Bundesland (nach den Juni-Zahlen der Bundesnetzagentur) mit 57 Watt je Einwohner im ersten Halbjahr deutlich schlechter da, nämlich auf dem zwölften Platz. Bundesweit führen hier Sachsen (178 Watt) und Schleswig-Holstein (139 Watt) vor Bayern (131 Watt).
Der Vorsitzende des LEE NRW, Hans-Josef Vogel, sieht als Gründe für den anhaltend starken Zubau die gestiegenen Energiepreise und „den Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger sowie von Industrie- und Gewerbebetrieben, sich mit eigenen Photovoltaik-Anlagen unabhängiger zu machen“. Dies zeige sich nicht zuletzt auch in der hohen Zahl von Stecker-Solargeräten. Hier hatte kürzlich auch eine Auswertung der Kleines Kraftwerk DE GmbH – wenn auch für einen anderen Zeitraum – NRW im Bundesvergleich auf dem ersten Platz gesehen.
Der LEE NRW ermittelte für das erste Halbjahr rund 42.400 der so genannten Balkonkraftwerke, sie machen mit 39,8 Megawatt etwa vier Prozent des Gesamtzubaus in dem Bundesland aus. Demnach läge die Durchschnittsleitung der Anlagen bei knapp 940 Watt – ein deutliches Indiz dafür, dass viele von ihnen tatsächlich nicht an Balkonen von Mehrfamilienhäusern montiert werden, sondern an oder auf Einfamilienhäusern. Das sieht offenbar auch Hans-Josef Vogel so, seiner Einschätzung nach sind die Mini-Anlagen für viele Haushalte „ein Testballon, oft erfolgt danach der Kauf einer größeren Photovoltaikanlage“ – eine Möglichkeit, die in Mietwohnungen kaum besteht.
Insgesamt erfolgt der Zubau in NRW ganz überwiegend auf Gebäuden: 905,1 Megawatt und damit 85 Prozent der Neumeldungen des ersten Halbjahres entfallen auf dieses Segment. Als „einen bitteren Wermutstropfen“ bewertet der LEE NRW den Umstand, dass mit 67,8 Megawatt nur sechs Prozent des Zubaus auf Freiflächen stattfand. Er teilt sich zudem auf 61 Anlagen auf, die Durchschnittsleistung von rund 1,1 Megawatt zeigt also, dass es sich ganz überwiegend um kleinere Freiflächenanlagen handelt. Der LEE NRW zählte denn auch nur fünf Projekte mit mehr als fünf Megawatt. „Auch wenn NRW bei den jüngsten Solarausschreibungen für das sogenannte 1. und 2. Segment leichte Zuwächse verzeichnen konnte, muss bei den großflächigen Solaranlagen endlich mehr kommen“, fordert Hans-Josef Vogel.
Neben der seit langem geforderten Einrichtung einer „Taskforce Solarenergie“ als Komplementär zur bestehenden „Taskforce Windenergie“ müsse die Landesregierung dafür sorgen, dass die Potenziale auf Freiflächen einschließlich Agri-, Floating- oder Parkplatz-PV sowie an Autobahnen und Bundesstraßen besser genutzt werden.
Der Landesverband verweist hierbei einerseits auf die Solar-Strategie der Bundesregierung, der zufolge der Solarausbau zur Hälfte auf Gebäude und zur Hälfte auf Freiflächen entfallen soll; tatsächlich lag der Freiflächen-Anteil im ersten Halbjahr bundesweit bei rund einem Drittel. Außerdem, so der LEE NRW, sei gerade „ein klimaneutrales Industrieland, das Nordrhein-Westfalen werden soll“ dringend auf kostengünstigen Strom ausgewiesen, wie ihn große Freiflächenanlagen erzeugen können.
Trotz des geringen Anteils großer Freiflächenkraftwerke auf der einen und des hohen Anteils kleiner Stecker-Solargeräte auf der anderen Seite ist die durchschnittliche Anlagenleistung im ersten Halbjahr 2024 mit 10,5 Kilowatt gegenüber dem Vorjahreszeitraum (9,5 Kilowatt) merklich gestiegen – vorbehaltlich einer genaueren Auswertung könnte dies ein Indiz dafür sein, dass weniger private Anlagen mit in diesem Segment typischen Leistungen von 5 bis 15 Kilowatt installiert wurden. Manche Kritiker könnten dies auch als Hinweis darauf deuten, dass der Boom bei den Mini-Anlagen zumindest teilweise zulasten „richtiger“ privater Photovoltaik-Anlagen geht.
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Nicht zuletzt sind Balkonkraftwerke um Dimensionen günstiger als ‚richtige‘ PV-Anlagen, und das nicht etwa weil diese Anlagen im Einkauf so teuer wären, sondern weil die Solateure nach wie vor Mondpreise für das Komplettpaket einschl. Installation aufrufen.
Hinzu kommt, dass Viele bei Balkonsolar ohne Registrierung noch von den alten Zählern profitieren.
Les2005
Die Solateure sind die schlimmen 🙂 …..
Vielleicht liegt es einfach auch an Qualität.
Und Beratung….
Ich kann als Solateur nicht ohne angesprochen zu werden durch den Baumarkt gehen, auch das Telefon klingelt jeden Tag und es wird nach Unterkonstruktion und Montagehilfe gefragt. Auch die Anmeldung ist vielen zu viel Arbeit. Wenn dann der Netzbetreiber feststellen muss das 3 Balkonkraftwerke auf dem Haus geschraubt wurden ist guter Rat teuer ;-)…..
Vielleicht einfach mal die Onlinekönige meiden und die Anlage beim Solateur um die Ecke anfragen . Unsere Marge ist seit 2019 immer die gleiche. Erfolg und Auslastung geben uns Recht . Gruß aus dem Urlaub….Jochen von SP Solar GmbH.