Es ist das erste Null-Energiekostenhaus von Octopus Energy in Deutschland, was in dieser Woche im brandenburgischen Mahlow eröffnet wurde. Das Unternehmen verspricht energiekostenfreies Wohnen. Bereits seit zwei Jahren setzt Octopus Energy das Konzept als „Zero Bills Home“ erfolgreich in Großbritannien um, wie es erklärte. In den Häusern werden Smart Meter, Batteriespeicher, Wärmepumpen und Photovoltaik-Anlagen installiert. Sie sind zudem mit Software ausgestattet, um den Energieverbrauch zu optimieren. Damit, so Octopus Energy weiter, zahlen die Bewohner für mindestens fünf Jahre keine Energiekosten.
Zur Eröffnung des ersten Hauses in Deutschland stellte Octopus Energy sein Wohnkonzept vor. Zugleich unterzeichnete es einen Partnerschaftsvertrag mit Roth-Massivhaus. Das Berliner Unternehmen will das Konzept der Null-Energiekosten-Häuser in sein Portfolio aufnehmen und soll weitere Gebäude nach dem Konzept in Deutschland bauen. In den kommenden Monaten will Octopus Energy noch weitere Hausbau-Partner für die Umsetzung seines Konzepts in Deutschland gewinnen.
Aktuell sucht Octopus Energy erstmal Mieter für das Null-Energiekosten-Haus in Mahlow, unweit von Berlin und dem Flughafen BER gelegen. Dazu gebe es ein Inserat auf der Immobilienplattform Immoscout24. Die ersten Mieter sollen dabei nicht nur keine Energiekosten haben, sondern auch ein Jahr mietfrei in dem Haus leben dürfen, so das Unternehmen.
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Interessante Marketing-Idee, „Null-Energiekosten-Haus“.
Die größere und viel spannendere Frage wird beim Bauen in Zukunft der Umgang mit Ressourcen insgesamt. Und das auch aus Kostensicht – wenn man unter Kosten nicht nur den €-Preis versteht. Z.B. in der Zementherstellung (spannendes Projekt dazu derzeit in Schleswig-Holstein zur CO2 reduzierten Zement-Herstellung) und die Wiederverwendbarkeit von Materialien allgemein.
Das alte Mantra: Altes weg, neues rauf bzw. grüne Wiese weg, neues Haus drauf, geht nicht mehr lange gut. Nicht zuletzt auch aufgrund der Raum- und Bevölkerungsentwicklung. Was tun mit all den bestehenden Gebäuden ab 2040? Gründstücke, die früher (vor 10 bis 20 Jahren) vllt. 700 bis 800 qm hatten, haben heute in Neubaugebieten noch 400 bis 500. Die qm der neuen EFH gehen ebenfalls deutlich sichtbar zurück. Und dann? Was kommt danach? Das 80qm EFH? Tiny-House? Wer weiß? Der Traum vom (großen) Eigenheim im Grünen (in einer wirtschaftlich für viele Menschen hochattraktiven Umgebung) stirbt einen langsamen Tod – das scheint mir unter den heutigen Bedingungen und der absehbaren Zukunftsperspektive quasi unausweichlich.
Aus der Sicht des Unternehmens finde ich den „Null-Energiekosten“ Ansatz lobenswert, ist es doch ein Anfang der benötigten Denkweise für eine Zukunft, die wir verbessern wollen.
Da haben sich die Marketingleute mal was überlegt. Leute die sich mit PV auskennen werden das aber als „Geschwätz“ erkennen. Es wird ja in keinem Wort erwähnt, dass die Autarkie bei 100% liegt, sondern von einem „Zero Bills Home“ geredet. Ich vermute, dass die Einspeisevergütung hier über dem Reststromzukauf liegt. Das ist jetzt wirklich nix besonderes. Habe ich bei meinem Haus auch geschafft und das ist Baujahr 1870. Inklusive Mobilität. Enspeisevergütung 100€/mo Strombezug inklusive Grundgebühr 60€/mo. Wird vermutlich noch länger als 5 Jahre so funktionieren. Vielleicht sollte ich mein Haus mal als „negative Bills Home“ bewerben.
Kann wirklich jeder, der ein eigenes Dach hat erreichen. Möglichst große PV installieren und die Heizung auf Wärmepumpe umrüsten und es ist schon größtenteils erreicht. Wenn man möchte kann man noch etwas dämmen oder alternativ ne noch größere PV bauen. Den 20 Jahre alten Kühlschrank, dessen Dichtungen nicht mehr richtig schliesst gegen einen effizienteren tauschen kann auch helfen.
Mit Wärmepumpe werden aber die 60€/Monat für Strom nicht mehr reichen. Und die 100€/Monat Einspeisevergütung stammen aus (für PV-Anlagenbesitzer) besseren Tagen.
Insgesamt scheint es mir bei diesem „Zero-Bill-Haus“ stark in Richtung Etikettenschwindel zu gehen, der aus dem guten Ruf des Null-Energiehauses, das das hauptsächlich dank guter Dämmung erreicht, Vorteile für sich schöpfen will, wenn die Kunden nicht richtig nachdenken. Wenn man dem Konzept etwas positives abgewinnen will: Es wäre mal ein Anfang. Aber eigentlich sind wir doch schon viel weiter?
Baller eine sehr große PV-Anlage drauf und fertig ist die Laube.
Marketing halt. Nicht zu ernst nehmen 😉
@JCW Die Anlage ist aus 2023 mit entsprechener Einspeisevergütung. Die 60€/mo reichen mit Wärmepumpe und E-Auto allerdings mit geringer Fahrleistung wegen kurzer Pendelstrecke. Das Auto und das Haus beziehen zu fast 100% nur PV-Strom, die WP kommt auf fast 70% Autarkie. Es muss also nur sehr wenig zugekauft werden (ca. 2000kWh/a). Die Krux ist die Größe der PV mit ca. 30 kWp. Und eine (Luft-)Wärmepumpe die deutlich über JAZ 4 liegt.
…oder man senkt die Haustemperatur im Winter einfach auf frische 8 °C ab. Hilft auch Energiekosten zu sparen.
Man muss den Zahlen vom Chrisdo einfach glauben, sonst hätte er nicht so kompetent geschrieben. Die PV eine schöne Sache (bei mir 22kWp) jedoch die grausamen Monate Dezember, Januar und teilweise auch Februar wie auch November, die machen einen dicken Strich unter der Rechnung. Grau und dunkel und wochenlang, sehr oft nicht einmal 1kWh Energie am Tag, eben an den Tagen wenn die Wärme (spricht Energie) im Bereich einiger Dutzend kWh dringend nötig ist. Irgendeine Batterie mit komischen 10..15kWh kann man getrost in der Zeit vergessen. Wann soll sie aufgeladen werden wenn von der dicken PV Anlage nur ein paar kWh am Tag, die sowieso sofort verbraucht sind, fließt? Bleibt also das Netz um die im Beispiel vom Chrisdo 2000kWh/a zu holen. 0 Autarkie. Stattdessen in den Frühling-, Sommermonaten Energie im Überfluss (gestern 128kWh nicht zu ‚gebrauchen‘ an einem einzigen Tag!). Es bleibt das größte Problem der Übertragung des Überflusses aus den sonnigen Monaten in die kalte Dunkelheit. Wäre ich einige Jahre junger hätte ich das Projekt mit einem Silo und 200000l (vielleicht etwas mehr) heißes Wasser für den Winter um tatsächlich von einer echten Autarkie reden zu dürfen, umgesetzt. Zu spät. Somit wird das Netz als Speicher vom April bis September benutzt um für die Kältemonate einen autarkischen Überschuss zu haben (-30% von der ‚gespeicherten‘ Energie mit einem Prosumer-Vertrag).
Ist die Aussage „Null-Energiekostenhaus von Octopus Energy in Deutschland“ wie vieles in dieser mitlerweile von Betrügern und anderen geldgierigen mit List und Hinterhältigkeit heimgesuchten Brange, gleichzusetzen mit der der Erkenntnis, wieder einmal alles nur Verbrauchertäuschung?
Oder ist über Marketing alles erlaubt?
Wann gaukelt uns jemand vor, es gibt das „Null Kosten Haus“?
Ist es nicht unerträglich, was in diesem Land alles möglich ist und für was sich auch dieses Pressemedium vor den Karren spannen läst?