Neue Aufträge Mangelware – wie passt das mit den Zahlen der Bundesnetzagentur zusammen?

Installation, Solarmodul

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Wir haben vergangene Woche über die Photovoltaik-Zubauzahlen berichtet und dabei einmal genauer analysiert, wie sich das Segment bis 30 Kilowatt Leistung entwickelt hat. Seit Monaten ist von Nachfrageeinbruch und Kaufzurückhaltung gerade privater Haushalte zu hören. Doch wenn man nicht allein auf die Zahlen der Bundesnetzagentur zum Veröffentlichungsdatum schaut, sondern die Daten nach Registrierungsdatum von vergangenem und diesem Jahr filtert, dann ist das Segment bis 30 Kilowatt in den ersten Monaten sogar gewachsen. Eine genauere Analyse zeigt auch, dass die kleinen Anlagen bis 10 Kilowatt hinter dem Vorjahresniveau zurückbleiben, jedoch durch die Anlagen zwischen 10 und 30 Kilowatt überkompensiert werden.

Auf den Artikel erreichten uns etliche Reaktionen von Installationsbetrieben. Sie zeigen, dass viele Firmen aktuell schwer zu kämpfen haben. Neue Aufträge sind vielerorts Mangelware. Das kann bei gleichbleibendem Zubau von Photovoltaik-Dachanlagen bedeuten, dass viele neue Unternehmen in den vergangenen Monaten in den Markt eingestiegen sind und andere ihre Kapazitäten ausgebaut haben. Das kann aber auch bedeuten, dass die Zubauzahlen der Bundesnetzagentur die Auftragslage nur verzögert wiedergeben. Sie würden dann die Situation auf dem Markt nur ungenügend beschreiben.

Wir geben im Folgenden anonymisiert wieder, wie ein Installationsbetrieb aus Deutschland die Auftragssituation beschreibt. Der Geschäftsführer schreibt, ab 2021 seien die Nachfragen nach Photovoltaik-Anlagen explosionsartig nach oben geschossen und hätten bis Mitte 2023 angehalten. Das stellt sich wie folgt dar:

Im Rückblick auf die letzten Jahre kann ich Ihnen, für unser Unternehmen folgende Zahlen mitteilen:

  • 2019: 55 Angebote erstellt, 42 Aufträge erhalten
  • 2020: 65 Angebote erstellt, 56 Aufträge erhalten
  • 2021: 123 Angebote erstellt, 105 Aufträge erhalten
  • 2022: 248 Angebote erstellt, 203 Aufträge erhalten
  • 2023: 176 Angebote erstellt, 126 Aufträge erhalten
  • (bisher) 2024 : 31 Angebote erstellt, 23 Aufträge erhalten (hinzu kommen nochmal 24 Aufträge zum Umbau auf Speicher oder für Speichererweiterungen)

Die zeitliche Abwicklung von Projekten hat sich in dem Zeitraum auch deutlich verändert:

  • 2019/2020: Kundenanfrage, 3 Tage später Vororttermin (mit Aufmaß und Beratung) danach eine Woche später Angebot. Nach Auftrag 5 Tage später Material bestellt und Netzanmeldung erstellt, 1 Woche später Material geliefert, 3 Wochen später netztechnische Stellungnahme, danach Anlage errichtet und fertig gemeldet. (Projekt realisiert in 3-4 Wochen)
  • 2021: Kundenanfrage, 3 Wochen später Vororttermin (mit Aufmaß und Beratung) danach 3 Wochen später Angebot. Nach Auftrag 14 Tage später Material bestellt und Netzanmeldung erstellt, 12 Wochen später Material geliefert, 18 Wochen später netztechnische Stellungnahme, danach 6 Wochen später Anlage errichtet und fertig gemeldet. (Projekt realisiert in 25-30 Wochen)
  • 2022: Kundenanfrage, 5 Wochen später Vororttermin (mit Aufmaß und Beratung) danach 4 Wochen später Angebot. Nach Auftrag 3 Wochen später Material bestellt und Netzanmeldung erstellt, 36 Wochen später Material geliefert, 20 Wochen später netztechnische Stellungnahme, danach 8 Wochen Anlage errichtet und fertig gemeldet. (Projekt realisiert in 56 Wochen)
  • 2023: Kundenanfrage, 8 Wochen später Vororttermin (mit Aufmaß und Beratung) danach 6 Wochen später Angebot. Nach Auftrag 4 Wochen später Material bestellt und Netzanmeldung erstellt, 36 Wochen später Material geliefert, 20 Wochen später netztechnische Stellungnahme, danach 12 Wochen Anlage errichtet und fertig gemeldet. (Projekt realisiert in 66 Wochen)
  • 2024: Kundenanfrage, 3 Tage später Vororttermin (mit Aufmaß und Beratung) danach eine Woche später Angebot. Nach Auftrag 5 Tage später Material bestellt und Netzanmeldung erstellt, 2 Wochen später Material geliefert, 6 Wochen später netztechnische Stellungnahme, danach 3 Wochen Anlage errichtet und fertig gemeldet. (Projekt realisiert in 9 Wochen)

Auf Nachfrage von pv magazine erklärt der Geschäftsführer des Installationsbetriebs, dass stellenweise noch Anlagen aus dem Jahr 2022 abgearbeitet werden. Für einige wenige dieser Anlagen liege noch keine netztechnische Stellungnahme vor, die jedoch Voraussetzung für eine Meldung im Marktstammdatenregister sei. Bei den Installationen habe das Unternehmen den Montagerückstand Mitte Juni 2024 aufgeholt.

„Die Anlagen, die jetzt im Marktstammdatenregister gemeldet werden, stammen noch aus den Jahren 2022 und 2023. Deswegen kann bei Weitem nicht behauptet werden, dass Photovoltaik boomt, beziehungsweise nicht eingebrochen ist“, schreibt er.

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