Die Installation eines Energiemanagers (HEMS) und die Verbindung zu den verschiedenen Geräten sollte so einfach sein wie der Anschluss eines Kopfhörers per Bluetooth, sagte Gunnar Steg von Volkswagen, der gleichzeitig Vorstandsmitglied der EEBus-Initiative ist. Dass heutige Systeme soweit noch nicht sind, machte die Diskussion auf dem pv magazine Focus Event am Donnerstag als Sideevent zur The Smarter E in München deutlich.
Mehr als 300 Teilnehmer aus der Branche verfolgten die Vorträge und beteiligten sich mit Fragen und Problemfällen aus der Praxis an der Diskussion. Es zeigte sich die Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Kunden, die im Prinzip alles automatisch so steuern wollen, dass sie Stromkosten einsparen und ihre Geräte schonend betreiben, und den tatsächlichen Möglichkeiten der einzelnen Managementsysteme. Aufgrund der Komplexität des Themas genügt es auch nicht, nur eine Liste an Features beim Kauf einfach abzuhaken.
Stattdessen muss man sich tiefgründig mit jedem einzelnen Anwendungsfall beschäftigen und sich auch darüber klar werden, ob ein System lokal mit extra Hardware oder über die Cloud arbeitet. Thomas Haupt, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität München, stellte eine Marktübersicht mit einem Vergleich verschiedener Energiemanagementsysteme vor (Details dazu und zum gesamten Focus-Themengebiet finden Sie in der Juni-Ausgabe des pv magazine, unter anderen in den Artikeln Auf der Suche nach den Unterschieden und Blick in die Black Box (Premium Content)). Sein wichtigster Hinweis an die Teilnehmer lautet: „Auf die Kompatibilitäten achten!“ Für die Kunden dürften aber auch die Preisunterschiede relevant sein, die zum Teil ganz erheblich sind.
Sonderfall Heimspeicher
Interessant ist auch, dass zwar viele Energiemanager dezidiert Wärmepumpen oder Wallboxen steuern können, den Heimspeicher aber nur auslesen ohne ihn konkret zu steuern – eine Funktionalität, die für das Laden aus dem Netz wichtig ist. Auch einer der in der Veranstaltung geschilderten Problemfälle lässt sich womöglich auf diesen unzureichenden Durchgriff zurückführen. Dabei speiste die Heimbatterie ins Elektroauto ein, sobald das Auto Netzstrom bezog. Dem Kunden gelang es nur mit Mühe und auf eigene Faust, das zu unterbinden.
Ein weiteres wichtiges Thema bei den Batteriespeichern sprach Nico Orth von der HTW Berlin an. Er wies darauf hin, dass es bei der Auswahl von effizienten Batteriesystemen nicht auf die maximalen Wirkungsgrade bei Wechselrichtern ankomme. Gerade nachts entladen sich die Systeme bei sehr niedrigen Leistungen. Installateure sollten somit vor allem den Teillastwirkungsgrad und die Effizienz auf den einzelnen Umwandlungspfaden im Blick behalten. Hierbei komme es Studien der Hochschule zufolge zwischen den Geräten zu Effizienzunterschieden von bis zu 30 Prozent.
Dynamische Tarife und bi-direktionales Laden
Ein drittes wichtiges Qualitätsmerkmal ist die Prognosefähigkeit eines Energiemanagementsystems. Nur mit einer guten Prognose lassen sich die dynamischen Tarife gerade in einem Gebäude mit Photovoltaik sinnvoll nutzen. Allein dadurch lasse sich vermeiden, dass der Batteriespeicher noch am Morgen mit Netzstrom geladen wird, wenn kurz darauf die Sonne aufgeht und ihn ohnehin füllt. Auch die Prognose des Nutzerverhaltens kommt zum Tragen, wenn ein Fahrplan für die Steuerung verschiedener Verbraucher festgelegt wird.
Noch fehlt es aber an einfachen und allgemeinverbindlichen Standards, bemängelte Markus Große Gorgemann, Energielenker Solutions. Auch EEBus erscheine ihm noch als zu kompliziert und zu wenig verlässlich, um tatsächlich eine reibungslose Anbindung der Produkte unterschiedlicher Hersteller sicherzustellen.
Dennoch sei die derzeitige Situation nur eine Momentaufnahme, betonten die Experten. Die Entwicklung gehe gerade sehr schnell voran. Einer der Auslöser für den Entwicklungsschub sei die Verfügbarkeit von Smart Metern und die Einführung dynamischer Tarife sowie Netzentgelte. Interessant waren hier die Ausführungen von Markus Hackmann von P3 automotive. Er testet bereits bi-direktionales Laden. Er erteilte Kunden, die glauben, dass sie nach dem Roll-out keinen Heimspeicher mehr benötigen, eine Absage. Es sei effizienter, aus dem Auto in einem Schwung und mit hoher Leistung den Heimspeicher zu laden, als die niedrigen Verbräuche des Haushalts direkt aus dem Fahrzeug zu beliefern. Er versprach aber hohe Einsparungen und ein deutliches Plus an Autarkie, sobald die Technologie sich sich breit durchsetze und die Preise sinken.
Vielen Dank an die Partner des pv magazine focus 2024
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Meine Lebens- und Berufserfahrung zeigt, Konzerne/Unternehmen brauchen Komplexität, darum wird versucht diese Komplexität zu den Verbrauchern zu tragen, sie in neue Abhängigkeiten zu bringen.
Dyn./flex. sind so ein Beispiel um Abhängigkeiten zu erzeugen. Komplexe Technik soll gekauft werden, damit dann im Sommer (Mrz – Okt) der Speicher noch nachts, vor Sonnenaufgang geladen werden soll (Prognose: bedeckter Himmel) aber dann kommen doch 2 kW vom Dach und der Speicher wäre auch voll geworden. Jetzt soll noch bessere Technik her, usw. usf.
Der Vorteil der PV ist die Einfachheit, zwei Kabel genügen, alles andere ist fast überflüssig. Aber so sind wir nicht gestrickt – und das ist der Vorteil den die Konzerne nutzen möchten.
Also zwei Gänge zurück schalten, überlegen und es dann angehen. Wer will schon Sklave seiner Technik sein.
Das gilt auch für die Netze !
Es reicht vollkommen aus, die Ortsnetztrafo und deren Abgänge zu überwachen, dann ist alles im Griff: Heute und Morgen !! Dazu selbstverständlich große Erzeuger und Verbraucher, aber nicht Haushalte in E/2FH und MFH. Die Netzbetreiber wissen selbst, wo ein Schleppanzeigeinstrument ausreicht und wo genauere Daten zukünftig erforderlich werden.
15+ Mio E/2FH Haushalte mit sog. Smart Metern zwangszu“beglücken“ ist ein Overkill: Kosten, datentechnisch und im Hinblick auf die Informationelle Selbstbestimmung.