Wer kennt es nicht, das lästige Rangieren zwischen viel zu engen Stützen in Parkhäusern – und bald auch unter Carports, die Gewerbebetriebe zunehmend installieren müssen. Ein typischer Parkplatz ist 2,50 Meter breit und Ingenieure sehen alle fünf bis sieben Meter eine Stütze vor. Doch muss das so sein?
„Wir können viele Stellplätze mit wenig Stützen überdachen“, sagt Andreas Lammers, der zusammen mit Philipp Oostenryck letztes Jahr das Start-up Roof Plus gegründet hat. Zwei Oberträger, die quer zur Parkrichtung angeordnet sind, stabilisieren zusammen mit Fachwerksträgern in Längsrichtung das Dachsystem. „Diese Konstruktion ermöglicht eine effiziente Lastverteilung und Stabilisierung des gesamten Dachaufbaus“, sagt Lammers. Die Stahlkonstruktion kann ihm zufolge sowohl in der Länge als auch in der Breite bis zu 20 Meter überspannen. Vier Parkplatzüberdachungen hat Roof Plus in der kurzen Zeit bereits umgesetzt. Das überzeugte die pv magazine Jury, das System mit einem „spotlight“ auszuzeichnen.
Hohe Laster, Fischzuchtanlagen und Schwimmbäder
Besonders bei Truckports, von denen Roof Plus schon einen gebaut hat, ist es wichtig, dass es wenig Stützen gibt, damit die großen Fahrzeuge ungehindert rangieren können. Neben dem klassischen Parkplatz- und Lagerplatzsegment möchte Roof Plus in Zukunft auch Sonderflächen bedienen, wie zum Beispiel Kanalüberdachungen oder Deponieteiche. Ein etwas außergewöhnlicher Use-Case erreichte Oostenryck von einem Forellenzüchter aus Süddeutschland: „Er fragte, ob wir sein Wasserbecken mit einer solaren Überdachung bebauen können, weil er hohe Verluste durch Fischreiher habe.“ Ein Dach für ein städtisches Schwimmbad mit über 500 Kilowattpeak haben sie bereits realisiert.
Highlights und spotlights
Das sagt die Jury:
Roof Plus: Gewerbeparkplatz-Carport mit großer Spannweite
Gegen eine Überdachung mit Photovoltaik kann kaum jemand etwas haben, spenden sie doch Schatten und dienen der Energiewende. Wären da nicht die Stützen, die manchmal nerven. Roof Plus hat ein System entwickelt, das in Länge und Breite 20 Meter überspannen und sich in zwölf Jahren amortisieren kann. Es eignet sich damit auch für Truckports und Kanalüberdachungen oder Deponieteiche. Man sollte es im Blick haben, so die Jury, die das System mit einem pv magazine spotlight auszeichnet.
Die Juroren: Volker Quaschning ist Professor für regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin. Hans Urban ist langjähriger Experte und Consultant für Photovoltaik, Speicher und E-Mobilität. Winfried Wahl leitet das Produktmanagement bei Longi Solar in Deutschland.
Mehr Infos, bisherige Preisträger (seit 2014) und alles zur Bewerbung unter: www.pv-magazine.de/highlights
Einsendeschluss für die nächste Runde: 31. Juli 2024
Zu Beginn eines jeden Projekts erstellt das Start-up anhand der Baupläne oder mittels Google Maps mehrere Konzepte, die auf die jeweilige Flächennutzung abgestimmt sind. Die Kosten für eine solare Überdachung variieren je nach Gegebenheiten vor Ort. „Es kann teuer werden, wenn eine neue Infrastruktur mit Trafo gebaut werden muss“, sagt Oostenryck. Der Business-Case rechne sich mit Eigenverbrauch. „Wenn man das Investment für den Bau einer Solar-Überdachung auf 25 Jahre umlegt und die AC-Seite bereits vorhanden ist, erreicht man Stromgestehungskosten unterhalb von zehn Cent pro Kilowattstunde“, so Oostenryck. Seiner Berechnung zufolge amortisiere sich die Anlage bereits in weniger als zwölf Jahren (mehr auf Seite 36).
Die Stahlstruktur der solaren Überdachungen funktioniert nach einem Baukastensystem, aus dem man einzelne Komponenten zusammenstellen kann, um die Größe oder Form der Überdachung anzupassen. Durch die Rohre der Stahlstruktur kann man Kabel für Beleuchtung, Photovoltaik-Anlage und auch für eine Ladeinfrastruktur führen. Andere Rohre dienen wiederum der Abführung des Regenwassers. „Am Tiefpunkt unserer Konstruktion haben wir wasserführende Rinnen, die wie Regenrinnen bei einem normalen Dach entlang der Traufe führen“, sagt Oostenryck. Über Fallrohre wird das Regenwasser in das Abwassersystem des Kunden geführt.
Der Aufbau des Solardachs geht nach Aussage von Roof Plus schnell. „Die vorgefertigten Stahlbauteile müssen vor Ort nur noch verschraubt werden“, sagt Lammers. Das gesamte Stahlgerüst sei demontierbar und könne an einen anderen Standort umziehen oder mit dem Areal mitwachsen.
Herausforderungen sehen die Gründer eher in formalen Prozessen: „Diese Art Überdachungen benötigen eine Baugenehmigung und potenzielle Auflagen aus den Genehmigungsverfahren müssen berücksichtigt werden“, sagt Oostenryck. Auch wenn Roof Plus noch jung ist, die Stahl-Expertise kann sich sehen lassen. Die Stahlfertigung und -montage als Unterbau für Photovoltaik-Anlagen kommen nämlich vom 170 Jahre alten Schwesterunternehmen Bochumer Eisenhütte. Das Start-up übernimmt das Photovoltaik-Geschäft, angefangen von der Produktentwicklung über Marketing und Vertrieb bis zum Projektmanagement.
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