Im vergangenen Monat wurde das Geschehen auf den europäischen Energiemärkten im Wesentlichen durch eine Kombination aus ungewöhnlichen Witterungsverhältnissen und bedeutenden geopolitischen Faktoren bestimmt. Das Ergebnis war ein erheblicher Anstieg der Preise für Energierohstoffe und eine erhöhte Volatilität.
In Zentraleuropa herrschte ungewöhnlich regnerisches Wetter bei nahezu jahreszeitlich üblichen Temperaturen, während es in Großbritannien – wo der Temperaturrekord für Mai deutlich gebrochen wurde – und den nordischen Ländern ungewöhnlich warm war. Windschwache Zeiten im vergangenen Monat stützten die Strompreise am Spotmarkt in Nordeuropa, die Strompreise in Deutschland lagen jüngst bei zeitweise über 200 Euro pro Megawattstunde. Überschattet wurde dies jedoch durch den Rekord-Ausgleichsenergiepreis in Deutschland, der Anfang Juni auf knapp 10.000 Euro pro Megawattstunde stieg. Dieser extreme Preisanstieg ist auf eine geringere Solarstromproduktion als prognostiziert in den Morgenstunden, begrenzte französische Exportkapazitäten nach Deutschland und einen Mangel an flexibler Kraftwerksleistung zurückzuführen.
Zudem kam es in Deutschland aufgrund von solarer Überproduktion zu negativen Strompreisen in den Mittagsstunden, die die zunehmende Häufigkeit solcher Preisvolatilitäten durch den Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen unterstreichen. Diese Volatilität dürfte andauern bis flexible Batteriespeicherlösungen mehr an Bedeutung gewinnen. Unterdessen zeigten die französischen Exporte im Mai eine Verbesserung, erholten sich jedoch nicht vollständig. Die französische Kernenergieproduktion blieb robust und wurde in Zeiten geringer Nachfrage flexibel heruntergefahren. Trotz der insgesamt schwachen Energienachfrage in Zentraleuropa, die zeitweise unter die Werte von 2023 fiel, kam es in Südeuropa zu einem leichten Nachfrageanstieg gegenüber dem Vorjahr.
Auf dem Gasmarkt trieben unterdurchschnittliche Einspeicherungen und Bedenken, die Füllstände könnten im Winter nicht ausreichen, die Preise nach oben, auch unterstützt durch die Warnung des österreichischen Öl- und Gaskonzerns OMV vor einem möglichen Lieferstopp durch Gazprom, obgleich dieser bisher noch nicht eingetreten ist. Durch die norwegischen Wartungsarbeiten und die LNG-Verknappung reduzierte sich das verfügbare Gasangebot; die EU-Speicherfüllstände fielen unter die Rekordwerte von 2020, blieben Anfang Juni aber über dem Fünf-Jahres-Durchschnitt. Das Vertrauen, die Speicher vor dem Winter komplett zu füllen, ist geschwunden; stattdessen soll mit LNG ein stärkerer Puffer geschaffen werden, um das russische Gas zu ersetzen. Eine starke asiatische Nachfrage, Hitzewellen in Südasien und fragile LNG-Exporte haben den Markt belastet und führen zu den geringsten LNG-Importen der EU in über vier Jahren.
Vor diesem Hintergrund stiegen auch die Kohleimporte nach Asien erheblich, um dem höheren Kühlbedarf gerecht zu werden und die Vorräte aufzufüllen. Zudem trieb ein engerer Gasmarkt in Kombination mit der Eindeckung spekulativer Short-Positionen die europäischen Preise für Emissionszertifikate in die Höhe. Die Anfang Juni durchgeführten Wahlen zum Europäischen Parlament könnten jedoch die optimistische Stimmung am Emissionsmarkt kippen lassen, da zunehmende wirtschaftliche Sorgen und militärische Bedrohungen dazu führen könnten, dass die grüne Energiewende-Politik des aktuellen Parlaments einer stärker an der Industrie ausgerichteten Strategie weichen muss.
Unterdessen kündigte Portugal jüngst eine mögliche Revision seiner ehrgeizigen Klimaziele 2030 an, um die Verbraucherkosten zu kontrollieren. Dies könnte andere europäische Länder darin bestärken, diesem Beispiel zu folgen. Die Nachricht löste eine rege Diskussion darüber aus, ob die Europäische Kommission ihre Ziele nach unten anpassen und somit den hohen Kosten für deren Erreichung bis zum Ende des Jahrzehnts Rechnung tragen sollte, oder die aktuellen Ziele beibehalten und eine pozentielle Nichteinhaltung durch Mitgliedsstaaten riskieren sollte.
— Der Autor Andy Sommer ist seit 1992 als Analyst in der Energiebranche aktiv und bewertet seit 2008 für Axpo die globalen Märkte. Seit einigen Jahren führt er das Team „Fundamental Analysis & Modeling“, mit dem er für interne und externe Kunden Einschätzungen zu den Energiemärkten in Europa und weltweit erstellt. Das Team konnte mit seinen Services im Jahr 2021 den Energy Risk Award für „Research in European Power“ gewinnen. www.axpo.com —
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Mittags Überfluss-PV . morgens / abends / in kalter jahresZeit Mangel an PV ?
Einfachste, preiswerteste Abhilfe / bzw Optimierung wäre längst möglich:
3 Module an den Längskanten zum DreiEck verbinden – und senkrecht aufstellen – gibt:
Gut 10% höherer WirkungsGrad aus „natürlicher“ Belüftung
MittagsMaximum deutlich reduziert
Abends / morgens deutlich mehr PV-Strom
weniger PlatzVerbrauch
weniger „WetterEmpfindlichkeit“
bessere, teils „natürliche“ Reinigung … + + +
Schön, wenn diesbezüglich endlich um-gedacht würde
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BioGasErzeugung.
Zur Zeit Schrumpfung, da „staatlicherseits nicht förderungswürdig“
DIESE Förderung wäre aber immens wichtiger als -beispielsweise- per neuer HeizungsGesetze:
Wir werfen –nicht mehr– kostenlose natürliche EnergieBringer auf den Müll
wo diese dann per „natürlicher Degeneration“ nutz-lose Wärme erzeugen /
Methan freisetzen, welches hunderte-fach klimaschädlicher als CO2
Sondern wir nutzen in WohBlocks ab etwa 300 Bewohnern organische Abfälle + Toiletten-Substanzen
zur BiogasErzeugung —
300 Menschen = etwa 25 kW Strom Dauerleistung // bzw im Winter etwa dreifache Heizkraft, was im ersten + letzten „kalten“ Monat zum Heizen reichen könnte !
Wir machen bei neuen Siedlungen eine separate Leitung fürs ToilettenWasser
— und nutzen den BioTonnen- und Papier-Müll zusätzlich fürs BioGas
Was Beides auch eine eigenständige „NotVersorgung“ ermöglicht
Für Interessierte. Es gibt mittlereile Klein-Biogas-Anlagen ab etwa 1 000.– (ein-tausend) Euro !
Alles Gute !
Wolfgang Gerlach
Biogas ist schön, wenn es aus Rest- und Abfallstoffen gewonnen wird. Wenn extra Gas-Mais dafür angebaut wird, ist es eine ökologische Katastrophe und außerdem sehr flächenineffizient. Eine PV-Anlage produziert 50mal mehr Strom auf der gleichen Fläche, und trägt dabei keinen Stickstoff ins Grundwasser ein, der Boden unter den Modulen ist dank Grasnarbe gegen Erosion geschützt und statt eines gewaltigen Pestizideinsatzes ist eine PV-Fläche ein Biotop für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Weil die Politik nicht so doof ist, wie von doofen Journalisten, die nicht differenzieren können, gerne getan wird, ist dieses Gas-Mais-Biogas staatlicherseits nicht mehr förderungswürdig.
Dass Kohleimporte wegen hohen Kühlbedarfs (hier: in Asien) steigen, könnte eigentlich Vergangenheit sein. Wenn etwas gut zusammenpasst, dann ist es die PV-Stromproduktion zum Kühlstrombedarf. Da ist es sogar egal, ob man kleine, dezentrale PV-Anlagen baut, oder große Freiflächenanlagen. Eine Speicherung kann als superbilliger Kältespeicher erfolgen. Scheint aber noch nicht Allgemeinwissen zu sein. Man muss es positiv sehen: Es gibt noch viel Raum, um positive Veränderungen zu erreichen, die sich auch wirtschaftlich rechnen.