Der Mieterstrom-Spezialist Solarimo, ein Tochterunternehmen des französischen Energiekonzerns Engie, errichtet im Berliner Bezirk Spandau Photovoltaik-Anlagen mit 808 Kilowatt Gesamtleistung. Teilweise werden hierbei nach Angaben des Unternehmens auch bereits vorhandene Anlagen integriert. Das auffälligste Merkmal des Konzepts, das Solarimo für die Projektentwickler Patrizia und Kauri CAB Berlin umsetzt, ist aber die Nutzung denkmalgeschützter Gebäude.
„Havelufer Quartier“ heißt das rund 95.000 Quadratmeter große Areal, auf dem 1700 Wohnungen teils als Neubau und teils durch Kernsanierung bestehender Gebäude entstehen. Ziel des Projekts sei es, „einen campusartigen Mix aus Leben, Wohnen und Arbeiten mit überörtlicher Attraktivität zu entwickeln“. Besonders hervorgehoben wird von den Entwicklern, dass Miet- und keine Eigentumswohnungen entstehen.
Insgesamt ist das neue Quartier trotzdem eine Adresse für eher gut situierte Interessenten. Rund 230 Wohnungen entstehen zwar mit öffentlicher Förderung durch die städtische Wohnungsbaugesellschaft Howoge, allgemein liegt das Mietniveau aber deutlich über 20 Euro pro Quadratmeter (kalt).
Das Solarstrom-Konzept hat neben einer Wärmeversorgung durch Kraft-Wärme-Kopplung und Nahwärme dazu beigetragen, dass die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) dem Quartier ein „DGNB-Gold“-Zertifikat verliehen hat. Die Gesellschaft hat für dieses Zertifikat einen Katalog von Kriterien entwickelt, von denen für die „Gold“-Bewertung jedes zu mindestens 50 und alle zusammen im Durchschnitt zu 65 Prozent erfüllt sein müssen. Deutlich strenger ist die höchste Stufe (Platin) mit 65 beziehungsweise 80 Prozent.
Erste Gebäude mit Photovoltaik-Anlage sind Solarimo zufolge bereits bezogen, 2025 soll das gesamte Quartier fertiggestellt sein. Auf den Dachflächen von 20 Wohnprojekten entstehen Photovoltaik-Anlagen, die Gesamtleistung von 808 Kilowatt entspricht knapp 475 Watt pro Wohnung. Der jährliche Stromertrag wird auf 781 Megawattstunden taxiert, also 460 Kilowattstunden pro Wohnung. Zu den denkmalgeschützten Gebäuden mit Photovoltaik gehört zum Beispiel eine mehr als 100 Jahre alte Halle mit einem Sheddach. „Nach wie vor“, sagt Daniel Budisky, bei Solarimo verantwortlich für das Projekt, „hält sich in der Branche hartnäckig das Vorurteil, dass Denkmalschutz und nachhaltige Stromversorgung sich ausschließen.“ Mit dem „Havelufer Quartier“ sei in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutzamt das Gegenteil bewiesen worden.
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Ich dachte Solarimo wäre längst pleite.
Schon ewig nichts mehr von denen gehört.
Sind mal als Mieterstrom-Pionier gestartet und dann mit dem Abgang der Gründer in der Versenkung verschwunden.
Gerüchten zufolge wurden die Geldhähne in der Pariser Konzernzentrale von Engie (ehemals Gaz de France) abgedreht…
Hallo Hannes Meurer,
SOLARIMO existiert nach wie vor. Abgesehen von einem Wechsel in der Geschäftsführung, fokussieren wir uns weiterhin auf unser Kernthema Mieterstrom, wie das Projekt Havelufer unter Beweis stellt, und betreuen mittlerweile zudem Onsite PPAs mit PV.
808 KWp für 1.700 Wohnung ?
Das ist kaum der Rede wert !
Die Leistung pro Wohnung liegt deutlich unter dem Niveau einer Balkonanlage 🤷
Hallo Thomas Wagner!
Rein rechnerisch fehlen im Projekt Havelquartier rund 1.000 kWh pro Jahr. Unser Ziel ist es, das bestehende Dachflächenpotenzial unter Berücksichtigung sämtlicher Normen maximal auszunutzen. In diesem Fall lag dieses bei 808 kWp – mehr Fläche war nicht nutzbar.
Als Mieterstromanbieter verpflichten wir uns jedoch, die Vollversorgung für die Mieterstromkunden sicherzustellen. Der fehlende Strom wird über die Strombörse beschafft, wobei wir als SOLARIMO darauf achten, dass dieser aus anderen erneuerbaren Energien stammt.
Die neue Generation von Balkonkraftwerken liegt derzeit bei 0,8 kWp. Mit 0,47 kWp liegen wir in diesem Projekt darunter. Nicht alle 1.700 Wohnungen verfügen über einen Südbalkon, dessen Ausrichtung als einzige eine maximale Stromerzeugung sicherstellen würde. Daher sollte hier der produzierte Strom und nicht die installierte Leistung bewertet werden. Die potenzielle Gesamtleistung aller einzubeziehenden Balkonkraftwerke liegt nach Berechnung unterhalb der installierten PV-Anlage von SOLARIMO.
Wir danken dir für deinen Kommentar, Thomas Wagner, und hoffen, die Ausführungen konnten ein wenig Klarheit bringen, weshalb die Leistungen auf den ersten Blick nicht wie erwartet ausfallen.