Die Netzbetreiber veröffentlichen jährlich die von den Anbietern präqualifizierte Leistung in den Regelenergiemärkten. Die kürzlich veröffentlichten Zahlen zeigen einige spannende Entwicklungen in der Primär- und Sekundärregelleistung. Während die präqualifizierte Leistung in der Primärregelleistung (FCR) deutlich zurückgegangen ist, bleibt die Leistung in der Sekundärregelleistung (aFRR) relativ konstant. Insgesamt übernehmen Batteriespeicher einen immer größeren Teil der Verantwortung für die Netzstabilität.
Rückgang der präqualifizierten Leistung in der FCR
Nachdem die insgesamt präqualifizierte Leistung im FCR-Markt in den vergangenen Jahren konstant geblieben war, ist die Leistung in 2024 gegenüber dem Vorjahr um über 35 Prozent auf 4,5 Gigawatt zurückgegangen. Dies liegt zum einen am deutlichen Rückgang der präqualifizierten Leistung aus Wasserkraftwerken, zum anderen am Ausstieg aus Kernenergie und Kohleverstromung.
Mich hat der Rückgang der präqualifizierten Leistung der Wasserkraftwerke etwas überrascht, da sich die in Deutschland insgesamt installierte Leistung von Laufwasserkraftwerken und Pumpspeichern nicht verändert hat. Eventuell haben einige der bisher präqualifizierten Anlagen mit älterem Baujahr die Auffrischungs-Präqualifikation verpasst. Eine einmal erteilte Präqualifikation gilt nämlich nur für fünf Jahre und muss dann wiederholt werden.
Weiterhin starkes Wachstum für Batteriespeicher
Als einzige Technologie mit einer Zunahme der Präqualifikationsleistung in der Primärregelleistung gehen Batteriespeicher hervor. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 180 Megawatt an neuen Speichern präqualifiziert. Damit wurde sogar der Zuwachs von 2022 auf 2023 übertroffen. Mit der präqualifizierten Leistung übertreffen Batteriespeicher mittlerweile den gesamten deutschen Bedarf (589 Megawatt) zuzüglich der maximalen Exportleistung (176 Megawatt). Das bedeutet, dass Speicherbetreiber in Zukunft immer öfter auf alternative Märkte ausweichen müssen, um eine Kannibalisierung im Primärregelleistung-Markt zu vermeiden.
Veränderte Zusammensetzung der präqualifizierten Leistung in der Sekundärregelleistung
Die Entwicklung der präqualifizierten Leistung in der Sekundärregelleistung zeigt ein anderes Bild. Die insgesamt präqualifizierte Leistung liegt mit 22,5 Gigawatt (POS) und 23,7 Gigawatt (NEG) nur leicht unter dem Vorjahresniveau. Während die Präqualifikationsleistung von Atom-, Stein- und Braunkohlekraftwerken in der Sekundärregelleistung deutlich zurückgegangen ist, zeigt sich bei den Wasserkraftwerken ein Wachstum von knapp 10 Prozent. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Sekundärregelleistung für die Betreiber von Wasserkraftwerken eine wichtigere Rolle als die Primärregelleistung spielt. Im folgenden Diagramm ist die Entwicklung der präqualifizierten Leistung der positiven Sekundärregelleistung dargestellt.
Neben den Wasserkraftwerken, hat der Anteil von „sonstigen“ Technologien und Batteriespeichern zugenommen. In der positiven Sekundärregelleistung ist die präqualifizierte Leistung von Batteriespeichern von 60 auf 330 Megawatt gestiegen. Die Zunahme von 270 Megawatt ist damit noch größer als in der Primärregelleistung. Das deutet darauf hin, dass einige Betreiber von Speichern ihre Anlagen nachträglich für die Sekundärregelleistung präqualifiziert haben. Aufgrund der hohen Sekundärregelleistung-Preise in 2023 ist dies nicht verwunderlich.
Fazit
Die für Regelenergie präqualifizierte Leistung liegt immer noch deutlich über dem ausgeschrieben Bedarf. Batterien und Pumpspeicher werden durch das Abschalten von konventionellen Kraftwerken zu einem immer wichtigeren Bestandteil der Netzstabilisierung. Mittelfristig sehe ich durch den Zuwachs an Speicherleistung keinen Mangel an Regelenergie.
— Der Autor Christian Schäfer berät Investoren, Projektentwickler und energieintensive Unternehmen bei Investitionen in Großspeicher. Außerdem betreibt er die unabhängige Analyseplattform Regelleistung-Online. Zuvor war er Senior Berater bei der Arup Deutschland GmbH, Mitbegründer der Adaptive Balancing Power GmbH und Portfoliomanager im Kurzfristhandel bei der MVV Energie AG. —
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Die Abnahme der PRL-Leistung und die Zunahme der SRL-Leistung der Wasserkraftwerke ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass durch das schnelle An- und Abfahren bereits Schäden an den Anlagen entstanden sind, sodass immer öfter auf die vorgelagerten Batterien zurückgegriffen wird. Reicht die Batterie nicht aus, wird die Turbine für die SRL gestartet.
Siehe etwa https://issuu.com/zekmagazin/docs/zek_20hydro_05_202020/s/11244129