Das Prinzip ist auf den ersten Blick denkbar einfach: Bewohner, die keine eigene Dachfläche zur Verfügung haben, können beim Start-up Remotesolar Anteile an einer großen Photovoltaik-Anlage mieten. Der Kunde kann die Größe seines gemieteten Anteils selbst bestimmen und, wenn er will, einen Batteriespeicher dazubuchen. Remotesolar kümmert sich um die Finanzierung, die Installation und die Wartung der Anlage. Dafür zahlen Kunden eine monatliche Miete von rund zehn Euro pro Kilowatt auf einen festgelegten Zeitraum von meist 20 Jahren. Es ist also so ähnlich wie Eigenverbrauch aus einer Photovoltaik-Anlage, nur dass der Strom über das Netz in das eigene Heim fließt.
Für die Umsetzung schließen Hausbewohner mit Remotesolar zwei Verträge ab: Der erste ist ein Mietvertrag über die Anteile an der Freiflächenanlage, optional mit Speicher. So zahlt beispielsweise ein Haushalt mit Anteilen am Solarpark von fünf Kilowatt und einer Kilowattstunde Batteriespeicher nach Angaben von Remotesolar eine monatliche Miete von 52 Euro in den ersten drei Jahren. Ab dem vierten Jahr steigt sie auf rund 58 Euro pro Monat. “Das ist eine reine Marketing-Entscheidung, die ersten drei Jahre vergünstigt anzubieten”, sagt Geschäftsführer Michael Schmitz. Die Vertragslaufzeit beträgt in der Regel 20 Jahre. Theoretisch sei auch ein kürzerer Zeitraum von zehn oder 15 Jahren möglich, so Schmitz. “Doch kürzere Zeiträume müssen wir anders bepreisen, weil wir einen Planungshorizont brauchen, um die Finanzierung der Solarparks umzulegen”, so der Gründer des Start-ups. Vorzeitig beenden können Kunden den Mietvertrag nur in Härtefällen.
Vierstufiges Preismodell für den Bezugsstrom
Der zweite Vertrag ist ein Stromliefervertrag, den Kunden mit Remotesolar als Energieversorger abschließen, sobald die Anlage aufgebaut ist. Das Preissystem ist gestaffelt nach Verfügbarkeit der unterschiedlichen Energiequellen und teilt sich in vier Fälle auf: Wenn vorhanden, beziehen Haushalte ihren Strom für durchschnittlich zwölf Cent pro Kilowattstunde aus der Erzeugung ihrer gemieteten Photovoltaik-Anlage. Dieser Tarif setzt sich zusammen aus einem Cent für den Solarstrom plus durchschnittlich elf Cent Netzgebühr. Steht nicht genügend Solarstrom zur Verfügung, beziehen Kunden ihren Strom aus dem von ihnen gemieteten Batteriespeicher zum selben Einkaufspreis. Die Speicher sind direkt an den Photovoltaik-Freiflächenanlagen installiert.
Wenn ein Kunde keinen Batteriespeicher gemietet hat oder wenn der Batteriespeicher leer ist, wird der Strom aus Mietanlagen oder Batteriespeichern anderer Kunden bezogen. Das kostet dann 25 Cent pro Kilowattstunde inklusive Netzgebühr. Nutzer, die Strom an andere abgeben, erhalten dafür neun Cent pro Kilowattstunde als Mietreduktion. Jeder Kunde kann selbst festlegen, zu welchen Uhrzeiten und wie viel Leistung er aus seinem Speicher für andere freigibt. Er kann auch einen bestimmten Ladezustand des Batteriespeichers für sich selbst vorbehalten.
Wenn diese drei Energiequellen nicht zur Verfügung stehen, kauft Remotesolar am Spotmarkt ein und gibt den Preis zuzüglich Netzgebühr weiter. “Wir übertragen den Kunden die Verantwortung, und wer zu Stoßzeiten, wie zum Beispiel um sieben Uhr morgens, viel Strom kaufen muss, für den wird es teuer”, sagt Schmitz. Der Mittelwert für den Preis am Spotmarkt beträgt nach Schmitz Einschätzung rund 23 Cent inklusive aller Gebühren. “Unsere Kunden sehen den Börsenstromtarif bisher nicht als großes Risiko”, sagt er. Aber es sei auch möglich, dass sich Kunden den Stromanbieter für den Reststrom frei auswählen. Wer das System einmal verstanden habe, könne damit viel Geld sparen.
Eigenverbrauch von Solarstrom mit Netzgebühr
Das Konzept von Remotesolar ähnelt also dem Eigenverbrauch von Haushalten, die eine Photovoltaik-Anlage auf dem eigenen Dach haben. Im Unterschied zur Anlage auf dem Dach fließt der Solarstrom jedoch durch das Stromnetz, was Gebühren verursacht und wodurch die Wirtschaftlichkeit eine größere Herausforderung ist. Das haben auch schon ähnliche Angebote in der Vergangenheit gezeigt.
Für die „Wachstumsphase“, wie Schmitz sie bezeichnet, pachtet das von ihm mit zwei weiteren Geschäftspartnern im Februar 2023 gegründete Start-up selber bestehende Solarmodule in Freiflächenanlagen oder auf Hallendächern und vermietet diese dann weiter an seine Kunden. Durch zwei Business Angels erfolgte eine Kapitalerhöhung, die nach Schmitz Aussage nun für die Gehälter reiche. “Was wir jetzt brauchen, ist eine Partnerschaft für den operativen Betrieb”, sagt er. Aktuell habe er bereits 1000 Kunden auf der Warteliste für die ersten Verträge.
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Es ist immer wieder schön zu lesen, auf welche irrsinnige Ideen irgendwelche Influenzer etc. kommen.
Immer schön unter dem „Deckmäntelchen“ -> Du kannst Strom (Kosten) sparen.
Ich stell mir gerade vor, vor meiner Tür stehen 2 Personen von Zeugen Jehovas…
(die „Kumpels“ gibt es hier in Norway übrigens auch. Nachdem die mich gefragt haben, wie sie mir helfen können und ich gesagt habe, beim Rasenmähen…
…den Rasen habe ich dann selber mähen müssen 🤣)
Ich finde das Konzept klingt schon recht interessant. Bei eher klein dimensionierter Miete scheint mir das preislich ungefähr bei plus minus Null gegenüber einem Ökostromanbieter raus zu kommen. Und durch die Cloud (inklusive Speicher) könnte sich ein Solarstromanteil von 60 bis 70% ergeben. Den bietet keiner der Ökostromanbieter. Dafür ist halt auch noch ein kleiner Anteil Kohle- und Gasstrom mit drin, weil ein Anteil einfach am Spotmarkt eingekauft wird.
Mich würde sehr interessieren, ob es schon ein ähnliches Unternehmen gibt, bei dem man neben der Photovoltaik auch noch einen Anteil an einem Windpark mit mietet.
Das ist ja nicht neu….mit dem gleichen Konzept ging schon Enyway bankrott. Das Produkt Change kam 2018 auf den Markt und bot jedem ein Stück PV von der Größe ab einer Pizza…
Kann man jetzt halt nochmal probieren um zu scheitern.
Zum Glück war unsere PV Anlage nicht Umsetzungsbereit zu dem Zeitpunkt, sonst wären wir jetzt auch unter den Gläubigern….
12 Monate mal 10 Euro/kWp mal 20 Jahre = 2400 Euro/kWp
Fazit: Alter Falter, was für ne Abzocke! Aber jeden Tag steht ein Dummer auf…
(Die überteuerten Preise von Enpal und Co. verfolgen ja ein ähnliches Abzock-Geschäftsmodell.)
Ja, ist mir auch aufgefallen. Ist aber sicher nur ungenau erklärt worden. Die 10€ sind sicherlich je kWp. Bei 5 kWp mit 5 kWh Speicher sind das dann 90€/Monat. Eigenverbrauch bei 3.600 kWh p.a. dann ca. 50%=Einspeisung 2.500 kWh x 9 cent/kWh = 225€ p.a. Autarkie 70%, heisst dann noch Reststrombedarf von 30%=1.080 kWh zu 23 cent einkaufen. Also ist man folglich mit bummeligen 100€/Monat dabei. Rechnet sich, wenn der Strompreis weiterhin mit 4% p.a. steigen wird, weil ich die 70% für 20 J. gesichert habe. Oder wie?
Da ist es doch gleich besser und einfacher einen stundenbasierten Börsentarif zu nehmen und seinen Stromverbrauch zeitlich dahingehend zu optimieren, was man mit diesem angepriesenen Model ja auch machen sollte. Viel zu komplex und undurchsichtig. Bei solchen Bindungszeiten würde ich so einen Vertrag nie unterschreiben nur um etwas Stromkosten zu sparen. Die Haushalte die es da betrifft sind meist Wohnungen, welche rund 3000kWh/Jahr verbrauchen. Die zahlen bei einem Stromtarif wie Tibber, Awattar usw. auch nur rund 50€/Monat.
Bei uns in Österreich geht das schon deutlich smarter. Speise in eine österreichweite Community ein, was der Stromversorger selbst betreibt. Schicke dort individuelle Angebote an andere Mitglieder zu Preisen die ich selbst definiere. Meine Abnehmer zahlen genau den Preis, ohne Zusatzgebühren. Abrechnen tut das alles der Stromversorger. Meine Tochter bekommt ihn zb. geschenkt, muss nur Netzgebühr zahlen. Da die Preise dort knapp über den regulären Einspeisetarifen liegen, kauft jeder sehr günstig ein, wenn der Verbrauch mit der Erzeugung gut korreliert. Habe eine relativ große PV Anlage und versorge so schon 15 Haushalte mit Strom, ohne Zwischengebühren. Ein Wasserkraftwerk kommt demnächst auch hinzu und versorgt die Community dann 24h am Tag mit günstigen Strom.
http://www.pvberatung.at
Schöne Grüße aus dem bergigen Oberösterreich
Habe ich es überlesen oder fehlt tatsächlich die angepriesene Wirtschaftlichkeitsbetrachtung im Artikel?