Genau 5124 Besucherinnen und Besucher zählten die Veranstalter der Solar Solutions Amsterdam am ersten Tag. Am zweiten von drei Messetagen, für den derzeit noch keine Zahlen vorliegen, war die Expo Greater Amsterdam sichtlich besser gefüllt, an den gut 200 Messeständen herrschte reger Betrieb. Es sieht deshalb ganz danach aus, als würden die im Vorjahr für alle drei Messetage verzeichneten 14.877 Besucher diesmal übertroffen.
Im Vergleich zu den großen Messen in Europa und weltweit sind dies trotzdem niedrige Zahlen, zur „The Smarter E Europe“ in München werden 115.000 Besucher erwartet. Trotzdem sind in der 24.000 Quadratmeter großen Amsterdamer Messehalle, die komplett mit dachintegrierten, semitransparenten Solarmodulen bedeckt ist, reichlich große Namen vertreten. Die großen chinesischen Photovoltaik-Hersteller sind ebenso dabei wie beispielsweise SMA oder Fronius. Der Grund ist einfach: Der „Solar Trendrapport“ von DNE Research und Solar265, einem Schwesterunternehmen des Messeveranstalters Good! Events & Media, weist für 2023 eine neu installierte Leistung von 4,82 Gigawatt aus. Um, gemessen an der Einwohnerzahl, ein solches Volumen zu erreichen, müssten in Deutschland rund 22 Gigawatt installiert werden, also anderthalbmal mehr als die im vergangenen Jahr erreichten 14,6 Gigawatt.
Kleine Photovoltaik-Anlagen als Rückgrat des Marktes
Insgesamt hatten die Niederlande Ende 2023 eine kumulierte Photovoltaik-Leistung von 24,4 Gigawatt erreicht, das sind knapp 1,4 Kilowatt je Einwohner. Das Land hat damit Australien in dieser Disziplin im letzten Jahr eingeholt, Deutschland bereits 2020.
Getragen wird dieses Entwicklung ganz wesentlich von kleinen Photovoltaik-Anlagen. Laut „Solar Trendrapport“ haben 34 Prozent aller Wohnungen Solarmodule auf dem Dach – fast die Hälfte aller Wohnimmobilien im Eigentum und rund 20 Prozent aller Mietwohnungen. Die Niederlande sind auf einem guten Weg, ihr Ziel von 1,5 Millionen CO2-frei betriebener Gebäude bis 2030 zu erreichen. Bei Neubauten und Renovierungen von Gebäuden mit mehr als 250 Quadratmetern Wohnfläche sind Photovoltaik-Anlagen ab 2025 verpflichtend. Als Ziel gilt auch, ab 2026 pro Jahr 240.000 Wärmepumpen in bestehenden Gebäuden einzubauen.
Diese Zahlen illustrieren, warum die führende Solarmesse der Niederlande – die sich auch den Bereichen grüne Gebäudewärme, Speicher und Elektroauto-Ladetechnik widmet – so stark vom kleinteiligen Geschäft mit kleinen und mittleren Anlagen geprägt ist. Auch die Zusammensetzung von Ausstellern und Besuchern nach Branchen und Herkunftsländern unterscheidet sich deutlich von Messen wie „The Smarter E“. Im vergangenen Jahr kamen knapp 12.300 der 14.877 Besucher aus den Niederlanden. Bei den Branchen zählten 30 Prozent zum Bereich Installation, 20 Prozent waren allgemein dem Bereich Energie zuzuordnen. 16 Prozent kamen aus dem Bereich Beratung, zehn Prozent aus dem Handel.
Vier weitere Messetermine in Belgien und Deutschland
Es wird deshalb auf der Solar Solutions weniger über Megawatt-Projekte, die Perspektiven großer Batteriespeicher oder auch die Perspektiven der europäischen Photovoltaik-Industrie gefachsimpelt als über das Alltagsgeschäft von Solarteuren.
Aussteller aus dem Ausland, gerade auch aus Deutschland, nutzten die Messe zur Kundenpflege: Baywa re, IBC Solar oder ZSW sind Beispiele hierfür. Die Solar Solutions in Amsterdam ist aber bisweilen auch eine Art Probebühne für den Markteintritt in Europa oder für eine erste Präsentation von Produkten, die dann drei Monate später bei der „The Smarter E“ ihren Auftritt auf einer größeren Bühne haben. Der deutsche Montagesystem-Hersteller SL Rack etwa zeigte ein neues Fassadensystem und eine neue, weitgehend vormontierte Flachdach-Aufständerung. Der chinesische Wechselrichter-Hersteller SAJ zeigte unter anderem eine Lösung mit Hybridwechselrichter, Speichersystem und integriertem Elektroauto-Ladestation, deren Markteinführung für das kommende Jahr geplant ist. Eine Art Europa-Premiere absolvierte der ebenfalls aus China stammende Anbieter von Ladestationen Raedian. Das Unternehmen, das zwischenzeitlich zum internationalen Technologiekonzern ABB gehörte, ist in China schon seit Jahren aktiv und seit November auch auf dem europäischen Markt vertreten. Im Angebot sind derzeit Ladestationen für den privaten und halböffentlichen Bereich, ein DC-System für große Ladeleistungen soll im nächsten Jahr auf den Markt kommen.
Die Reihe lässt sich fortsetzen, die Solar Solutions ist eine Art Zwischending: Es gibt durchaus Produkteinführungen auch von großen Firmen, gleichzeitig aber hat die Messe einen überschaubaren Charakter, wie ihn sonst nur deutlich kleinere, rein lokale Veranstaltungen aufweisen. Das Konzept ist offenkundig erfolgreich, neben der Veranstaltung in Amsterdam hat sich inzwischen die Solar Solutions im belgischen Kortrijk (in diesem Jahr am 2. und 3. Oktober) und in Düsseldorf (27. und 28. November) etabliert. Außerdem gibt es am 17. und 18. April die Solar Solutions Bremen und vom 28. bis 29. Januar 2025 die Solar Solutions Leipzig. In Amsterdam findet die Messe dann wieder vom 11. bis 13. März 2025 statt.
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