EEBus – Gibt es bessere Alternativen?

Pressebild Markus Große Gorgemann, energielenker Gruppe

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Um den Energieverbrauch an die unbeständige Erzeugung anpassen zu können, kommen vorrangig Speicher zum Einsatz. Deren Anschaffung ist jedoch teuer. Stattdessen ist es wirtschaftlicher, das Auto dann zu laden oder die Wäsche dann zu waschen, wenn der Strom gerade günstig zur Verfügung steht. Voraussetzung dafür ist eine Kommunikation zwischen den jeweiligen Geräten, Plattformen oder anderen Komponenten. Und genau dafür soll EEBus als herstellerunabhängige Kommunikationsschnittstelle sorgen.

Es ist also eine große und wichtige Rolle, die die Gründer der EEBus Initiative bereits 2012 für den EEBus vorgesehen haben. Seitdem ist viel passiert, mal hat das Erneuerbare-Energien-Gesetz den Ausbau beschleunigt, mal wurde der Ausbau gebremst. Heute befinden wir uns mitten in der Energiewende. Trotz der frühen Aktivitäten der EEBus Initiative steckt die standardisierte Kommunikationsschnittstelle allerdings nicht in jeder Ladestation oder in jeder Wärmepumpe. Warum das so ist, hat seine Gründe:

Ursprünglich war der EEBus eine proprietäre Technologie, da die technischen Spezifikationen nicht öffentlich waren. Das änderte sich 2016, nachdem im Mai die Ankündigung der Offenlegung erfolgt war. Von da an konnte jeder die Dokumentation einsehen. Allerdings nur, wenn er seine Kontaktdaten hinterließ – keine Spur also von einem Open-Source-Gedanken, wie ihn ähnliche Initiativen pflegen. Auch stellten viele enttäuscht fest, dass die Dokumentation unvollständig ist und sich allein damit das Protokoll nicht implementieren lässt. Daran hat sich bis heute leider nichts geändert.

Wer etwas recherchiert, findet den möglichen Grund dafür: Aus mutmaßlich wirtschaftlichen Interessen besteht seitens der Initiative erst gar nicht der Wille zur Verbesserung ihres Angebots. Vor einigen Jahren gab es zwei Anbieter auf dem Markt, die eine EEBus-Implementierung mit einem Technologie-Stack unterstützen konnten: die Firmen Bosch und KEO. Bosch hat die Entwicklung des Stacks mittlerweile wieder eingestellt. Damit ist KEO aktuell der einzige Anbieter für einen EEBus-Stack.

Bevorzugung eines Unternehmens?

Dies ist insbesondere deshalb problematisch, weil die EEBus Initiative es mittlerweile geschafft hat, die Schnittstelle als Standard in Gesetze und Normen einzubringen. Zuletzt zu sehen war dies, wenn auch nur optional, in der Definition der FNN-Steuerbox, mit der Ladestationen und Wärmepumpen netzdienlich geregelt werden sollen. Aus der Monopolstellung und der unvollständigen Dokumentation des Protokolls ergeben sich Marktvorteile für KEO, die es der Konkurrenz schwer bis unmöglich machen, eine Alternative anzubieten.

Der Umstand, dass der vorsitzende Vorstand der EEBus Initiative laut Handelsregister bis Anfang des Jahres gleichzeitig auch Geschäftsführer von KEO war und weiterhin über die Hauptgesellschafterin mit über 45 Prozent an KEO beteiligt ist, erzeugt einen Beigeschmack. Auch die Geschäftsadresse von KEO und der EEBus Initiative ist identisch.

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Abgesehen von diesen Verflechtungen bleibt das EEBus-Protokoll selbst für erfahrene Informatiker schwer zu durchschauen. Die Komplexität des EEBus ist enorm gewachsen und bringt damit auch Hürden für die Energiewende mit sich. Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, dass aktuell verfügbare Komponenten, die den EEBus unterstützen, nur selten mit anderen Komponenten, die den EEBus implementieren, kompatibel sind. Selbst wenn also versucht wird, Interkompatibilität herzustellen, gelingt die Kommunikation häufig nur, wenn die Komponenten vom gleichen Hersteller stammen.

Alternativen

Aus diesem Grund haben sich auf dem Markt alternative Protokolle für Teilaspekte gebildet. So gibt es etwa das Sunspec-Protokoll, welches auf Modbus basiert, für Wechselrichter oder das OCPP-Protokoll, welches die Kommunikation mit Ladestationen abdeckt. Beides sind gute Beispiele dafür, wie willkommen solche Lösungen sind, wenn sie offen und einfach gestaltet sind.

Ein Lichtblick sind öffentliche Open Source-Projekte, die sich zum Ziel gesetzt haben, den EEBus für alle zugänglich zu machen. Die Entwicklungen stecken jedoch noch in den Kinderschuhen. Zudem ist dies kein leichtes Unterfangen und aufgrund der Komplexität werden die möglichen Lösungen auch für Hersteller nicht einfach zu integrieren sein. Projekte dieser Art lassen aber darauf hoffen, dass zukünftig ein Gleichgewicht im Markt geschaffen wird.

Auch wenn dies aufgrund der bereits bestehenden Gesetze und Normen schwierig ist: Ich wünsche mir eine einfache Alternative, ähnlich wie Sunspec oder OCPP, mit der alle Marktteilnehmer einfach, schnell und kostengünstig die Energiewende vorantreiben können. MQTT ist so ein Protokoll: es ist Open Source, einfach und sicher. Es fehlt lediglich eine standardisierte Struktur, um eine fertige Lösung für die breite Masse zu erhalten.

Markus Große Gorgemann ist seit rund fünfzehn Jahren im Erneuerbare-Energien-Sektor tätig. Bei der energielenker Gruppe ist der Informatiker bis heute in verschiedenen leitenden Positionen beschäftigt, in denen er seine Fähigkeiten auf dem Gebiet der Softwareentwicklung sowie seine Kenntnisse im Bereich Energiemanagement zum Einsatz bringt. Bei der Entwicklung eigener Produkte legt die energielenker Gruppe Wert auf deren Herstellerunabhängigkeit. Die Expertise der Beschäftigten zu Software-Schnittstellen bildet hierfür die Voraussetzung.

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