Die Entwicklungs- und Erprobungsprojekte zur Nutzung von Photovoltaik auf der Nordsee gehen in eine weitere Phase. Der niederländische Offshore-Photovoltaik-Spezialist Oceans of Energy will in dem von der EU geförderten Projekt BAMBOO (Build scalable modular bamboo-inspired offshore solar systems) gemeinsam mit Partnern standardisierte Blöcke entwickeln, die genau zwischen vier Windkraftwerke in einem Offshore-Windpark passen. In der jetzt gestarteten Phase soll das Design für einen 150-Megawatt-Block entstehen, der als Baustein für große Solarkraftwerke im Gigawatt-Maßstab dienen kann. Das im BAMBOO-Projekt angestrebte Ergebnis ist der Beweis für die Durchführbarkeit einer solchen Anlage mit 100 bis 200 Megawatt Leistung, das Gewinnen von Finanzmitteln und der Bau innerhalb eines Windparks des Vattenfall-Konzerns noch vor Ende dieses Jahrzehnts.
Oceans of Energy hat 2019 einen Kilometer vor der niederländischen Nordseeküste die nach eigenen Angaben weltweit erste für hohen Wellengang geeignete Offshore-Photovoltaik-Anlage in Betrieb genommen; die Anlage war mit 50 Kilowatt allerdings noch sehr klein. Bis 2025 will das Unternehmen eine 500-Kilowatt-Anlage im Offshore-Windpark Hollandse Kust Noord von Shell/Eneco in Betrieb nehmen. Ein vergleichbares Projekt verfolgt die Firma Solarduck in einem Offshore-Windpark des Energiekonzerns RWE (Oranje Wind; ehemals Hollandse Kust West VII).
Als wichtige Vorteile für die Platzierung innerhalb eines Windparks nennt Oceans of Energy die bessere Nutzung der Flächen, mehr Kontinuität in der Energieproduktion und eine höhere Energieausbeute sowie außerdem reduzierte Kosten. Letzteres ist in der Tat ein zentraler Grund, denn die aufwendige Netzanbindung einer Offshore-Anlage wäre allein für den Transport des Solarstrom-Ertrags kaum rentabel.
Die Koordination des Projekts obliegt der italienischen Zertifizierungs- und Ingenieurgesellschaft RINA. Neben Oceans of Energy sind vier weitere Technologieentwickler (Solarge, TKF, Pauwels Transformers, SolarCleano) und fünf Technik- und Umweltberatungsunternehmen beteiligt (außer RINA noch ABS, Aquatera Ltd., Aquatera Atlantico und WavEC). Zu den drei Forschungseinrichtungen im Verbund gehören das deutsche Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP sowie Sirris (Belgien) und MARIN (Niederlande), das Meeresforschungs-Netzwerk European Marine Board und, als potenzieller Kunde, der Offshore-Windparkentwickler Vattenfall. Das Konsortium will „die verbleibenden Herausforderungen“ für großflächige Offshore-Solaranlagen in neuen und bestehenden Windparks lösen. Die hierfür formulierten Ziele sind allerdings auch aus früheren Projekten schon bekannt, es geht insbesondere um den Nachweis der Robustheit und Leistung der Solarmodule unter Offshore-Bedingungen und auch darum, die Auswirkungen auf die Umwelt zu erforschen.
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Ob sich wohl die Schwimmer einer solchen Anlage auch noch für die Gewinnung von Wellenkraft benutzen ließen?
Einige dieser Anlagen sind ja so gebaut, dass deren Schwimmer die Wellen so wenig wie möglich mit machen und statt dessen der Höhenunterschied zur Wasseroberfläche für die Energiegewinnung genutzt wird. Das würde die mechanische Belastung senken und zusätzlichen Energieeintrag bereitstellen, besonders da bei Wetterlagen mit starkem Wellengang selten viel Sonne auf die Wasseroberfläche trifft.