Sachsens Minister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft Wolfram Günther (Grüne) hat sich erneut für staatliche Maßnahmen zur Stützung der Solarindustrie stark gemacht und damit den Druck nicht zuletzt auch auf die eigenen Parteifreunde und deren Ampel-Koalitionspartner in der Bundesregierung sowie im Bundestag erhöht. Das Parlament müsse schnell handeln, so Günther in einer Mitteilung vom Mittwoch.
Der Minister äußerte sich positiv zu den am Dienstag vom Europäischen Parlament, dem Europäischen Rat und der Europäischen Kommission erreichten Beschlüssen zum „Net-Zero Industry Act“, die auch Maßnahmen für die Solarindustrie – insbesondere sogenannte Resilienzauktionen – umfassen. Damit bereite Brüssel „einen Weg, auf dem wir langfristig die mitteldeutsche Solarindustrie stärken können“; etliche der deutschen Photovoltaik-Hersteller haben ihren Sitz in der Region Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Die EU gebe mit den geplanten Maßnahmen den Mitgliedssaaten Instrumente an die Hand, um europäische Photovoltaik-Hersteller „vor unfairem Wettbewerb vor allem mit China zu schützen“. Günther wiederholte den von ihm bereits mehrfach erhobenen Vorwurf, chinesische Firmen hätten den europäischen Markt in den letzten Monaten „mit Modulen zu Dumpingpreisen überschwemmt“.
Der Grünen-Politiker drängt deshalb trotz der jüngsten EU-Beschlüsse zur Eile: „Die Rettung unserer strategisch wichtigen Solarindustrie“ könne nicht auf die Umsetzung der EU-Regeln warten, sondern müsse „ganz akut in den nächsten Tagen und Wochen auf nationaler Ebene erfolgen“. Der Bundesrat habe hierzu „auf sächsische Initiative hin“ entsprechende Forderungen formuliert und den Bundestag zur Umsetzung aufgefordert. „Dort liegt jetzt der Ball“, so Günther.
Mit einer Entschließung vom 2. Februar hatte die Länderkammer unter anderem die Verabschiedung des „Solarpakets 1“ durch den Bundestag spätestens mit Vorlage zur nächsten Sitzung des Bundesrates am 22. März 2024 gefordert. Darüber hinaus sollten kurzfristig sowohl Resilienz-Auktionen als auch Resilienz-Boni als Instrumente verfügbar gemacht werden. Sie würden, so heißt es in der Bundesrats-Entschließung, „von Wirtschaft und Wissenschaft im Rahmen des EEG empfohlen“. Tatsächlich besteht allerdings zumindest innerhalb der Solarbranche hierüber keine Einigkeit, wie auch die kontroverse Diskussion zu pv magazine-Berichten beziehungsweise Meinungsbeiträgen zeigt.
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Herr Günther weiß ganz genau das es keinerlei Belege für Dumping aus China gibt.
Auch die Behauptung das China den EU- Markt überschwemmt ist schlichtweg falsch.
Wenn der deutschen/europäischen Solarbranche geholfen werden soll, dann müssen die Anreize für den Anlagenbetreiber entsprechend attraktiver gestaltet werden. Bsp.: Höhere Einspeisevergütung, Abbau/Vereinfachung der Genehmigungs-/Anmeldeprozesse und eine Beschleunigung beim Netzausbau.
Sich jetzt über chinesische Importe zu beschweren ist lächerlich, denn ohne China wäre die Energiewende in Deutschland bereits Geschichte. Politisch wollte man vor vielen Jahren die Photovoltaik beerdigen und hat es auch fast geschafft. Nur durch das attraktive Preis-Leistung-Verhältnis und die Verfügbarkeit der chinesischen Komponenten hat man es überhaupt geschafft, die deutsche PV-Branche am leben zu halten. Der Boom der letzten Jahren wäre ohne China unmöglich gewesen.
Die deutschen und europäischen Modul-Hersteller zeichnen sich leider durch hohe Preise, niedrige Wattklassen und Arroganz aus. Zudem wusste so gut wie jeder Fachmann, dass es so kommen würde, wie es jetzt der Fakt ist – Der Vorsprung der chinesischen Hersteller ist uneinholbar und kleine Hersteller (es gibt nur kleine Modul-Hersteller in Deutschland) haben Null-Chance. Da werden staatliche/europäische Geldspritzen rein gar nichts ändern.
Deutschland und Europa wird in den nächsten Jahrzehnten ohnehin an weltweitem Einfluss verlieren, dafür sorgt schon alleine der demografische Wandel. Deshalb benötigen wir in einer globalisierten Welt stabile Partnerschaften und keine peinlichen Rettungsversuche, nur weil ein paar Firmen jetzt das große Heulen anfangen …
Die deutsche Solarbranche hatte schon immer zu wenig Einfluss im Gegensatz zur alten Energiewelt, jetzt entsteht sogar innerhalb der deutschen Solarbranche ein Grabenkampf. Aber klar, bevor die Lichter bei manchen ausgehen, wehrt man sich mit allem was der letzte Strohhalm so hergibt, auch wenn der eigene Markt darunter massiv leiden wird. Verrückt …
Wir bedanken uns bei Wolfram Günther und anderen politischen Akteuren für die Initiativen. Unserer Standpunkt zur aktuellen Situation haben wir an diversen Stellen, auch hier in den Kommentaren, transparent formuliert.
Das nun etwas in Gang kommt was dafür sorgt, dass wir als Europäische Union eine strategische Kompetenz behalten und gleichzeitig Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen gesichert werden, ist mehr als zu begrüßen.
Warum genau soll dann diese Aktion auf Biegen und Brechen und ohne Nachdenken noch in den nächsten Tagen und Wochen entschieden werden und zwar zum Wohle von Solarboni?
Wie kann man einer Industrie helfen, die nicht einmal „helle genug ist“, die tatsächlichen Vorteile ihrer Produkte auch entsprechend öffentlich zu machen:
Es ist jahrelang bekannt, dass man deutlich mehr Eigennutzen von einer BalkoSolar hat, deutlich weniger -zwangsweise- an NetzBetreiber verschenken muss, wenn man KühlMöbel per ZeitSchaltUhr nachts abschaltet. –
Aber wer „bewirbt“ DAS — und warum denn nicht ?!
So eine SchaltUhr macht sich meist in 1 bis 2 Monaten bezahlt – und „verdient“ anschliessend pro KühlSchrank gut 5 Euro monatlich. Pro GefrierTruhe deutlich mehr.
Zum besseren Verständnis:
Normalerweise müssen KühlMöbel nachts NetzStrom nutzen –
Mit SchaltUhr nachts abgeschaltet schadet das dem Inhalt nicht, weil tagsüber wieder (per Solar) voll nachgeladen wird (ein KühlSchrank braucht etwa 50 W pro Stunde) — anstatt sonst überschüssigen SolarStrom zu verschenken.
Am meisten Nutzen hat ein Vollzeit arbeitendes, kinderloses, ausser Haus arbeitendes Paar, weil deren BalkonSol
nur dann tatsächlich was bringt, wenn diese für noch für nahe 1.000.– Euro einen „StromSpeicher“ dazukaufen —
während die Kombination SchaltUhr/KühlMöbel für ca 10.– Euro etwa den gleichen wirtschaftlichen Nutzen bringen wird.
Vielleicht wird der „SchaltUhrTrick“ ja verschwiegen, um mehr StromSpeicher verkaufen zu können ?!
Wolf Gerlach
Hallo Herr Gerlach,
interessanter und unkomplizierter Ansatz. Wie lange bleibt denn die Temperatur im Kühlschrank in einem für die Lebensmittel ungefährlichen Bereich? Von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang liegen ja gern mal 10-14 Stunden.
Balkonstromer schrieb:
„Von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang liegen ja gern mal 10-14 Stunden.“
Man muss ja nicht die ganze Zeit abschalten. Aber man kann eben ein paar Stunden verschieben.
Allerdings aufpassen, ein Zeitschalter verbraucht schon einmal 1-3W und damit an einem Tag zwischen 24 und 72Wh. Bei kleinen Anlagen kann das schonmal mehr sein als die ganze Ausbeute an einem Wintertag. Aber man kann ja im Winter den Zeitschalter auch mal entfernen.