Blackbox Stromspeicher: So viel sparen Unternehmen wirklich

Großspeicher, Enviria, Fotomontage

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Der Photovoltaik-Ausbau in Deutschland boomt. Mit einer installierten Leistung von 14 Gigawatt im vergangenen Jahr wurde das Zubauziel der Bundesregierung von 9 Gigawatt deutlich übertroffen. Damit Solarenergie auch dann genutzt werden kann, wenn die Sonne nicht scheint, bedarf es entsprechender Speicherlösungen. Das hat auch die Bundesregierung erkannt und arbeitet mit Hochdruck an einer Speicherstrategie. Auch wenn der erste Entwurf noch sehr vage ist, steht fest: Leistungsstarke Speicher bei großen Dachanlagen sollen von der Ausnahme zur Norm werden. Dabei drängt sich die Frage auf, welche Ersparnisse sich dadurch wirklich erzielen lassen und ab wann sich die Investition rechnet.

Eine genaue Aussage darüber zu treffen, ist schwer und hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Ausschlaggebend sind vor allem der Eigenverbrauch, die Lastspitzen und der Strompreis auf dem Spotmarkt. Während sich Eigenverbrauch und Lastspitzen recht sicher vorhersagen lassen, stellen die Spotmarktpreise eine Herausforderung dar. Insbesondere, wenn bei einer Finanzierung gegenüber der Bank eine Prognose über 10 oder 20 Jahre abgegeben werden soll. Auch wenn sich die Preise nach einem zwischenzeitlichen Hoch im Jahr 2022 wieder einigermaßen beruhigt haben, befindet sich der Markt weiterhin in einer Ausnahmesituation. Analysten sind sich einig, dass die Volatilität in Zukunft hoch bleibt.

Allgemein unterscheiden wir zwischen unabhängigen (“Stand Alone“) und integrierten Speichern. Unabhängige Speicher sind in der Regel deutlich größer und übernehmen in den allermeisten Fällen ähnliche Aufgaben wie Kraftwerke: Sie stellen die Frequenz- und Spannungshaltung sicher. Integrierte Speicher werden hingegen meist mit einer Photovoltaik-Anlage kombiniert und sollen vor allem den Eigenverbrauch abdecken. Wir bei Enviria spezialisierenuns auf den Bereich „Commercial & Industrial“, weshalb sich unsere Erfahrungswerte größtenteils auf letzteren Typ beziehen. Genauer gesagt auf die Kombination größerer Photovoltaik-Dachanlagen mit mehr als 100 Kilowatt Leistung mit Batteriespeichern ab einer Kapazität von 50 Kilowattstunden. Mithilfe intelligenter Speicherlösungen sind durch eine zielgerichtete Einbeziehung des Spotmarkts, Lastspitzenkappung und die Optimierung des Eigenverbrauchs signifikante Einsparungen und Zusatzerlöse erzielbar.

Mit Speichern von den Vorteilen des Spotmarkts profitieren

Der Einsatz von Speichern bietet viele Vorteile am Spotmarkt. Wenn etwa zur Mittagszeit viel Solarenergie verfügbar ist, kann der Speicher geladen werden. Entweder mit Solarstrom vom eigenen Dach oder mit kostengünstigem Strom aus dem Netz. Die gespeicherte Leistung kann anschließend am Spotmarkt wieder verkauft werden, wenn weniger Energie verfügbar und der Preis entsprechend höher ist, etwa in den Abendstunden. Dabei dient der Speicher gewissermaßen als Puffer zwischen dem öffentlichen Netz und dem Standort. Durch eine Optimierung der Vermarktung von Photovoltaik-Erzeugungsmengen können so einerseits Zusatzerlöse von bis zu 25 Prozent erzielt werden. Andererseits sind aber auch erhebliche Kosteneinsparungen auf der Beschaffungsseite möglich. Mit einer Spotmarktoptimierung können bis zu 30 Prozent der Strombezugskosten eingespart werden. Unabhängige Speichern ermöglichen Arbitragegewinne von jährlich rund 180.000 Euro pro Megawatt installierter Leistung.

Einsparungen durch Lastspitzenkappung

Weitere Einsparungen sind durch Lastspitzenkappung oder “Peak Shaving„ möglich. Dieser Ansatz beinhaltet die gezielte Reduzierung der Stromspitzen während Zeiten höchster Nachfrage. Der Speicher wird dabei eingesetzt, um die zusätzliche benötigte Energie bereitzustellen. Das führt zu einer signifikanten Kostensenkung, da so die teuren Spitzenlasttarife umgangen werden. Durch diesen Prozess sind unserer Erfahrung nach Einsparungen von 30 bis 40 Prozent realistisch.

Eigenverbrauch mit Hilfe von Speichern optimieren

Auch der Eigenverbrauch kann durch Speicher optimiert werden. Statt selbst produzierte Energie sofort zu nutzen oder ins öffentliche Netz einzuspeisen, kann diese gespeichert werden. Somit ist Solarenergie immer genau dann verfügbar, wenn sie benötigt wird. Aufgrund der geringeren Abhängigkeit von externen Stromquellen sinken dann auch die Stromkosten. Standorte mit einem hohen Solarstrom-Anteil an ihrem Gesamtstromverbrauch können von Einsparungen von bis zu 20 Prozent profitieren.

Amortisation schon nach wenigen Jahren möglich

Das Einsparpotenzial von Stromspeichern ist folglich groß. Aber um festzustellen, ab wann sich ein Speicher rechnet, sind natürlich auch die Investitionskosten entscheidend. Als groben Richtwert sprechen wir bei kleinen Gewerbespeichern mit bis zu 100 Kilowattstunden von Preisen von etwa 800 bis 900 Euro pro Kilowattstunde. Größere Gewerbespeicher im Megawattstunden-Bereich können teilweise bereits für 350 Euro pro Kilowattstunde realisiert werden. Dementsprechend amortisieren sich größere Speicher meist schneller. Für ein optimales Ergebnis müssen Speicher und Photovoltaik-Anlage ideal aufeinander abgestimmt werden. Leider werden viele Photovoltaik-Anlagen noch immer auf den Eigenverbrauch optimiert. Dabei können leistungsstärkere Anlagen die Amortisation in vielen Fällen beschleunigen. Allgemein gilt: Je größer die Anlage, desto kleiner der Strompreis aus Eigenerzeugung für den Kunden. Wenn dies berücksichtigt wird, kann sich ein Speicher in vielen Fällen schon nach fünf bis sechs Jahren lohnen.

Marvin Mertens, Enviria— Der Autor Marvin Mertens ist Head of Power Products bei Enviria. Das Start-up macht die Energiewende für Unternehmen radikal einfach. Er betreut unter anderem die Entwicklung der Energiespeicher als Teil der Solarstromlösungen von Enviria. Zuvor war er als Energie- und Unternehmensberater tätig und hat einen Master in Wirtschaftsingenieurwesen. https://enviria.energy/

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