Als die Urlauber wegblieben, fing für Bernhard Seiler das Abenteuer an. Der Montageleiter und sein Team nutzen die touristenfreien Wochen vor Weihnachten, um die Photovoltaikanlage auf dem Jungfraujoch zu installieren. „Dadurch störten wir am wenigsten“, erklärt Seiler.
Allerdings handelten sich die Monteure damit die zu dieser Jahreszeit üblichen Windgeschwindigkeiten von 60 Stundenkilometer und mehr ein. Die Tem peraturen lagen dabei oft unter 15 Grad minus. „Daran gewöhnt man sich“, so Seiler. „Doch alle zwei bis drei Stunden mussten wir eine Pause machen. Dann wurden die Hände zu kalt“.
Die weite Anfahrt, der Ausfall bei schlechtem Wetter und die nötigen Qualifikationen der Monteure verteuern die Installation deutlich. „Die Montage kostet hier rund vier mal so viel wie weiter unten“, sagt Projektleiter Rudolf Minder.
Vier Schrauben brachten die Monteure pro Modul an. Später wird der Wind mit bis zu 250 Stundenkilometern daran rütteln. Das ist mehr als doppelt so schnell wie bei einem mittelschweren Orkan.
Die Montage musste vor allem wegen der extremen Kälte schnell gehen. „Wir haben deshalb überall die gleichen Schrauben verwendet“, erklärt Seiler.
Die Betreiberfirma sol-E Suisse aus Bern hat sich für Module aus kristallinem Silizium von Kyocera entschieden, da sie mit diesen Zellen auch eine Anlage im Tiefland betreibt und die Erträge vergleichen will. „Die Anforderungen an den Blitzschutz sind hier höher“, sagt Minder. „Trotzdem sind alle qualitativ guten Zellen dafür geeignet“.
Nach drei Wochen Arbeit sind die zirka 85 Quadratmeter Wandfläche mit 12 Kilowatt Leistung fertig installiert und warten auf die Sonne. Die Strahlung ist stärker als im Tiefland. „Dadurch entstehen zwar höhere Ströme, was wir in der Auslegung berück sichtigen mussten“, sagt Minder, aber auch der Ertrag steigt deshalb im Vergleich zu Anlagen im Tiefland. Dazu tragen auch Schneefelder bei, die zusätzlich Sonnenlicht auf die Zellen reflektieren, und vor allem die Kälte: Der Wirkungsgrad steigt mit fallenden Temperaturen. Was möglich ist, zeigt eine Forschungsstation der Fachhochschule Bern auf dem Joch. Ihre Ergebnisse lassen erwarten, dass die neue Anlage 70 Prozent mehr Ertrag bringt als vergleichbare in tieferen Lagen.
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