Das Jahr 2023 war zweifellos positiv für die Solarbranche. Wir sehen weltweit ein steigendes Bewusstsein für die dringende Notwendigkeit CO2-Emissionen zu reduzieren. Gleichzeitig haben die gesunkenen Modulpreise und die auf einem hohen Preisniveau verbliebenen konventionellen Energieträger einen erheblichen Schub für die Solarbranche bedeutet. Dies hat zur Entstehung großer Märkte und zum Aufbau beträchtlicher Kapazitäten entlang der gesamten Wertschöpfungskette geführt. Jedoch stand die Branche auch vor einigen Herausforderungen. Die steigenden Zinsen erschweren nicht nur den Aufbau von Infrastruktur, sondern auch von Photovoltaik-Kraftwerken. Zudem sehe ich die dominante Position chinesischer Hersteller von Solarmodulen kritisch, denn damit ist der Weltmarkt nicht ausgewogen resilient aufgestellt.
Für das Jahr 2024 behalten wir weiterhin die bereits genannten relevanten Themen im Blick. Hinzu komm der Fokus auf die sinnvolle Nutzung von Photovoltaik in Kombination mit Ackerbau (Agri-PV) und der Schutz der Biodiversität, um vorhandene Flächen nachhaltig zu nutzen. Ebenso wichtig ist die Entwicklung technischer und regulatorischer Lösungen wie zum Beispiel im Bereich Speicher und Umspannwerke, um den steigenden Anteil von Solar- und Windstrom zuverlässig in die Netze zu leiten und dabei kostengünstigen und sauberen Strom bereitzustellen.
In Bezug auf die politischen Erwartungen für dieses Jahr unterstütze ich das “Solarpaket“, wodurch Prozesse vereinfacht und der Zubau stabilisiert werden können. Jedoch reichen die Ansätze nicht aus, um die von der Bundesregierung in den kommenden drei Jahren angestrebte Verdoppelung des Photovoltaik-Ausbautempos zu sichern. Dafür sind weitere Entscheidungen und Regelungen notwendig, wie etwa Prozessvereinfachungen und -beschleunigungen, die Kompensation gestiegener Finanzierungskosten und Maßnahmen zum Bürokratieabbau und Marktöffnungen.
Auch die politischen und regulatorischen Herausforderungen auf europäischem Level erfordern eine klare Strategie. Wir müssen einerseits die niedrigen Kosten für die Errichtung und den Betrieb von Photovoltaik-Anlagen bewahren und gleichzeitig die europäische Solarindustrie wiederaufbauen. Letzteres muss über öffentliche Förderung verfolgt werden, ohne das erste, arbeitsplatzintensive Ziel zu kompromittieren. Hier gibt es bereits gute Vorschläge, wie beispielsweise einen Resilienzbonus für Anlagen, die mit europäischen Produkten ausgestattet sind. Außerdem muss das Marktdesign so überarbeitet werden, dass der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien langfristig angereizt und gleichzeitig eine stabile, perspektivische CO2-neutrale Versorgung volkswirtschaftlich günstig erreicht wird.
Mir ist wichtig zu betonen, wie bedeutend Investitionen in saubere und dezentrale Energien für Unternehmen sowie Menschen sind. Diese Investitionen ermöglichen nicht nur die Kontrolle der eigenen Energiekosten, sondern auch die Senkung des CO2-Fußabdrucks und sind die Grundlage für eine attraktive, nachhaltige und damit zukunftsfähige Entwicklung.
— Joachim Goldbeck, ein angesehener Experte mit mehr als 25 Jahren Erfahrung und zahlreichen Patenten im Bereich der Photovoltaik, ist CEO der Goldbeck Solar Gruppe. Seine Expertise spiegelt sich in mehreren hochrangigen Positionen wider: 2019 war er Mitglied des Beirats der Bundesregierung für nachhaltige Finanzen. Seit 2014 ist er Vorsitzender des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar) und 2023 wurde er in den Vorstand des Weltenergierates in Deutschland berufen. —
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