AFIR – Wie die EU die Zukunft der Elektromobilität gestaltet

Chargepoint, Ladesäule; Coffeeshop

Teilen

Mit dem AFIR will die EU ihre klimaneutralen Ziele erreichen, wie sie im Europäischen „Green Deal“ verankert sind. Für den Verkehrssektor bedeutet dies, dass die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 90 Prozent reduziert werden müssen. Dazu gehört auch die Vorgabe, dass alle Neuwagen bis 2035 emissionsfrei werden. Dies gelingt aber nur mit einem entschiedenen Ausbau der Elektromobilitäts-Infrastruktur. Das verstärkt das Vertrauen der Verbraucher und unterstützt die EU-Bürger und Flottenbetreiber ohne Bedenken auf E-Mobilität umzusteigen.

Mehr Stationen und bessere Bezahlmöglichkeiten

Die wichtigste Neuerung: bis 2025 soll für Elektro-PKWs alle 60 Kilometer eine Ladestation entlang der Fernstraßen und Autobahnen des transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-V) zur Verfügung stehen. Für schwere E-Nutzfahrzeuge wird es pro 120 Kilometer mindestens einen Ladepunkt und zwei LKW-Ladestationen auf sicheren Parkplätzen im TEN-V geben. Auch die Bezahlmöglichkeiten werden vereinheitlicht und komfortabler. An jeder Ladestation müssen Kunden die Möglichkeit haben, entweder kontaktlos (NFC) oder mit Karte zu zahlen. Weiterhin sollen alle Ladepunkte Ad-hoc-Laden ermöglichen. Das bedeutet: für die Fahrer entfällt die Pflicht, sich vorher anzumelden oder zu registrieren. Der Ad-hoc-Ladepreis pro Kilowattstunde wird dabei angezeigt.

Ziel der Initiative ist es, das Vertrauen der Fahrer in Elektrofahrzeuge zu stärken und Reichweitenängste abzubauen. Der Ausbau der nationalen Ladenetze soll dabei proportional zur Größe des Fahrzeugbestands erfolgen. Dadurch können Autofahrer sich ohne größere Sorgen Elektrofahrzeuge zulegen, da die europäische Infrastruktur leichter zugänglich ist, gut funktioniert und an jedem Ladepunkt bequeme Bezahlmöglichkeiten bietet.

Die Elektrifizierung wird die europäische Wirtschaft antreiben

Der europäische E-Mobilitätssektor wird in den kommenden Jahren voraussichtlich stark wachsen. Zum einen sorgt die langfristige Rechtssicherheit für eine flächendeckende Infrastruktur auf dem gesamten Kontinent und gibt den Fahrern das Vertrauen, mit ihrem Elektrofahrzeug überall hinfahren zu können. Zum anderen wird durch die Verpflichtung zu einer klaren und transparenten Preisauszeichnung den E-Autofahrern eine bessere Übersicht über alle Ladekosten gegeben. Dies schützt die Verbraucher vor möglichen Unklarheiten oder versteckten Kosten, insbesondere beim Roaming in verschiedenen Ländern.

AFIR bietet auch ein großes Potenzial für industrielle Investitionen, insbesondere in Ländern mit einer geringeren Verbreitung von Elektrofahrzeugen. Unternehmen, die in die Entwicklung von Elektrofahrzeugen investieren wollen, haben mit AFIR eine weitere Garantie, dass eine ausreichende Infrastruktur vorhanden ist und die Fahrer ihre Elektrofahrzeuge überall und mit allen verfügbaren Zahlungsmethoden laden können.

Wie werden die EU-Länder die AFIR umsetzen?

Im Rahmen von AFIR hat sich die EU ehrgeizige Ziele für den Aufbau der Ladeinfrastruktur gesteckt, doch die Finanzierung liegt weiterhin in der Zuständigkeit der Mitgliedsstaaten. Der Ball liegt also bei diesen. Die Gesetzgeber der Mitgliedsstaaten sind in der Verpflichtung, einen stabilen Rahmen für die erwartete Verbreitung an Elektrofahrzeugen zu schaffen, die in den kommenden Jahren auf Europas Straßen fahren werden.

Dies ist entscheidend für ein reibungsloses Ladeerlebnis in der gesamten EU. Die Einführung der AFIR in Deutschland hat dabei direkten Einfluss auf die bereits bestehende nationale Ladesäulenverordnung (LSV). Am 1. Juli 2023 ist die Dritte Verordnung zur Änderung der Ladesäulenverordnung in Kraft getreten. Damit wird in Deutschland eine mit den anderen EU-Mitgliedstaaten harmonisierte Regelung für ein einheitliches Bezahlsystem im Sinne der AFIR umgesetzt.

Ausblick: Der Erfolg hängt von der gemeinsamen Umsetzung ab

Mit AFIR macht die EU einen wichtigen Schritt nach vorn im Kampf für den Klimaschutz und gegen globale Erwärmung. Die Verordnung über die Infrastruktur für alternative Kraftstoffe hilft Elektromobilität zu fördern und Treibhausgase zu senken. Doch das ist kein Automatismus. Die europäischen Mitgliedsländer müssen nun garantieren, dass sie die ordnungsgemäße und umfassende Einführung der ehrgeizigen Ziele bis 2025 respektive 2030 tatsächlich unterstützen. Nur so wird die Ladeinfrastruktur in Europa verbraucherfreundlicher und transparenter und kann somit die weitere Entwicklung des E-Mobilitätsmarktes sicherstellen.

Jayson Dong, Chargepoint— Der Autor Jayson Dong ist Senior Manager Public Policy EU bei Chargepoint, einem der weltweit führenden und offensten Ladenetzwerk für Elektrofahrzeuge, und ist für den politischen Dialog des Unternehmens auf EU-Ebene zuständig. Vor seiner Tätigkeit bei Chargepoint arbeitete Jayson Dong bei einem großen spanischen Energieversorger im Bereich erneuerbare Energien und bei einem europäischen Verband für Elektromobilität, der sich auf erneuerbare Energien und übergreifende Strategien für E-Mobilität konzentriert. https://www.chargepoint.com/

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion@pv-magazine.com.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.

Popular content

Batteriespeicherkraftwerk, Windkraft
Sechs Vorhersagen für die Batterieindustrie 2025
20 Dezember 2024 Trotz volatiler Märkte steigt der Ausbau von Energiespeichersystemen, auch durch mehr Planungssicherheit dank Garantien.