Das Amtsgericht Charlottenburg hat am Mittwoch ein vorläufiges Insolvenzverfahren gegen die Eigensonne GmbH eröffnet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellten die Richter den Rechtsanwalt Florian Linkert. Zu den genauen Gründen sind in der veröffentlichten Bekanntmachung keine Gründe genannt. Klar ist aber, dass Eigensonne schon länger Schwierigkeiten hatte und nach Investoren und Käufern suchte.
Das Berliner Unternehmen bietet Photovoltaik-Anlagen zum Kauf und zur Miete an. Damit ergeben sich verschiedene Auswirkungen für die Kunden durch die Insolvenz. Dazu hat pv magazine zwei Rückmeldungen eingesammelt.
Zum einen von Christian Langen, Gründer von Dynago, und Tobias Schütt, ehemaliger Chef von DZ-4 und mittlerweile freier Berater. Sie gehen in ihrer Einschätzung vor allem auf die Kunden ein, die eine Photovoltaik-Anlage von Eigensonne gemietet haben. Die Kunden, die bereits eine Anlage auf dem Dach hätten und bei technischen Problemen die Hilfe von Eigensonne bräuchten, hätten wohl in der laufenden Insolvenz die größten Schwierigkeiten.
Zum anderen wendet sich Stefan Arnold, Geschäftsführer von Calosol, an jene Kunden von Eigensonne, die dort eine Photovoltaik-Anlage kaufen wollten. „Die Insolvenz eines namhaften Anbieters ist für die gesamte Branche nicht schön. Das führt zu zusätzlicher Verunsicherung gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Marktlage“, erklärte Arnold. Die Leidtragenden seien nun die Kunden, die bereits eine Anlage gekauft und bestellt hätten, aber wohl keine geliefert bekommen. Arnold verwies auf ihr Widerrufsrecht. Die Kunden könnten von dem Vertrag zurücktreten, sofern sie die letzte Komponente noch nicht geliefert bekommen haben. Wie lang die Unterschrift unter dem Kaufvertrag her sei, sei zweitranging. Arnold geht sogar noch weiter und will mit einem Installateursnetzwerk „eine Rettungsaktion für Eigensonne-Kunden starten“, wie er erklärt. „Den Käufern einer Eigensonne-Photovoltaik-Anlage bauen wir die Anlage mit gleichwertigen Komponenten zu dem von Eigensonne im Kaufvertrag vereinbarten Preis und unabhängig von der Region“, sagt Arnold.
Christian Langen und Tobias Schütt weisen außerdem auch auf die strategischen Optionen hin, die Eigensonne nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens hat, sofern die Banken frisches Kapital geben oder sich ein Investor findet. Dann nämlich könnte das Unternehmen weitermachen wie bisher, also Neukundengeschäft sowie Service für Bestandsanlagen fortführen. Wahrscheinlich werde dann aber ein Schuldenschnitt notwendig und es sei fraglich, ob sich gerade für das langfristige Mietmodell neue Kunden finden lassen, so Langen und Schütt. Die zweite Option wäre, dass sich Eigensonne auf die Betreuung der bestehenden Photovoltaik-Anlagen seiner Kunden fokussiert. Nummer drei ist dann Schütt und Langen zufolge das Ende des Unternehmens oder, wie sie schreiben, die „Beendigung des Kapitels Eigensonne“.
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Es wird nicht die letzte Insolvenz bzw. Not-Fusion bleiben!
Der Fire Sale ist in vollem Gange!!!
gerade die Mietmodelle sind und bleiben eine Idee, die eigentlich nicht zukunftsfähig ist. Der Kunde wird immer übervorteilt. Lieber an die örtlichen Handwerker wenden, auch wenn es zZ. schwer ist, aber da ist das Geschäftsmodell viel breiter und die Risiken definitiv kleiner.
Die Branche erlebt gerade wieder ein Stahlbad. Würde mich wundern, wenn es nach der Bereinigung nicht weiter geht. Nur ist die Marge dermaßen gering, dass es echt schwierig ist, Kapitalgeber zufrieden zu stellen.
‚Rettungsaktion für die Kunden von Eigensonne‘. Die Preise sind bekanntermaßen deutlich gesunken und heute eine Anlage zu einem Preis von vor 3 /5 /8 Monaten zu bauen klingt nicht nach Rettungsaktion für Kunden, sondern eher nach Selbstoptimierung? Retten muss man ggf. die Kunden deren Anlagen halb fertig sind etc.
Und es geht wieder los….erinnert mich stark an 2013, wo viele „Fake it Till you make it-Unternehmen“ von der Bildfläche verschwanden und leider sehr viele solide Firmen mit in den Abgrund gerissen haben!
Warten wir ab, welche weiteren Unternehmen da bald folgen.
Auch ich habe eine PV-Anlage auf Mietbasis, aber nicht von „Eigensonne“. Ich meine dass es gleich ist, ob ich sie Bar oder auf Mietbasis bezahle. Wenn die Firma insolvent ist, bekomme ich so oder so keine Unterstützung mehr und muss mich im Reparaturfall nach einer anderen Lösung umschauen. Ich bin zuversichtlich, dass es kein Domino-Effekt werden wird.
Guten Tag, beim Mieten zahle ich immer 1,5 bis 2 mal so viel als wenn ich kaufe. Selbst im Nachgang die Kaufoption zu wählen, ist immer noch mehr als wenn ich bei anderen Anbietern das gleiche Angebot einhole.
Wenn eine Firma Insolvenz anmeldet, ist das immer schlecht. Natürlich geht der direkte Service verloren. Aber in den ersten 2 bis 5 Jahren (Wechselrichter), 10 Jahren (Speicher) oder 15 bis 30 Jahren (Module), greifen die Garantien der Hersteller. Ich als Endkunde muss natürlich eine Menge an Geduld, Zeit und Mühen aufbringen, um Ersatz zu bekommen. Da lässt es sich einfacher leben, wenn ich die Firma direkt an der Hand hätte, die sie installiert hat.
Stark vereinfacht wie beim Internet: Router mieten und mehr zahlen und Service dabei haben oder selbst kaufen, immer günstiger sein, aber dafür sich selbst um Ersatz kümmern.