Neun Monate nach dem letzten Treffen trafen sich erneut Vertreter der Energiewendetechnologien mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zu einem virtuellen Roundtable zum Ausbau der Produktionskapazitäten. Dabei ging es um die aktuellen Herausforderungen, vor denen die Industrien stehen. Für die Photovoltaik sei die Einführung eines freiwilligen Segments „Made in Europe“ durch große Installationsbetriebe erörtert worden, hieß es vom Bundeswirtschaftsministerium nach dem Treffen. Fünf dieser Firmen, namentlich Enpal, 1Komma5°, EKD, Zolar und Eigensonne überreichten dabei eine gemeinsame Absichtserklärung, um ein solches Segment voranzutreiben. Sie wollten in Zukunft Photovoltaik-Pakete mit europäischen Komponenten anbieten. Ziel sei die Festlegung von Kriterien, zu deren Einhaltung sich die Unterzeichner verpflichten. Hierzu zählen der Einsatz von in Europa produzierten Komponenten, Zwangsarbeitsfreiheit sowie weitere Qualitätsmerkmale wie geringer Leistungsverlust über die Zeit oder eine CO2-arme Produktion.
In der Absichtserklärung heißt es, dass die Installateure ab 2024 mindestens zwei, ab 2025 mindestens drei und ab 2026 mindestens vier der ausgelisteten Kriterien erfüllen wollen. Diese beinhalten die Verwendung verschiedener Komponenten aus deutscher oder europäischer Herstellung und reichen von Modulen über deren Vorprodukte, Leistungselektronik, Energiemanagementsysteme, Speicher und Befestigungsmaterial. Das Kriterium „Photovoltaik-Modul aus deutscher/europäischer Produktion“ oder „Wechselrichter aus deutscher/europäischer Produktion“ müsse dabei immer mindestens erfüllt sein.
Meyer Burger hat den Vorschlag der Installationsbetriebe zur Stärkung des Absatzes von Komponenten aus europäischer Produktion „mit Interesse“ zur Kenntnis genommen, hält ihn aber nur für bedingt hilfreich. „Da dieser bisher keinerlei verbindliche Abnahmemengen und -bedingungen enthält, kann er lediglich zusätzlich zur Einführung von Resilienzboni und -auktionen auf Bundesebene wirken“, so der Photovoltaik-Hersteller. Die vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) erarbeitete Regelung zu Resilienzboni und -auktionen sei daher für einen Wiederaufbau der europäischen Solarindustrie geeigneter. Zudem wird er von vielen Akteuren innerhalb und außerhalb der Photovoltaik-Branche unterstützt.*
Ein weiteres Thema des Treffens seien die laufenden europäischen Abstimmungen zum sogenannten „Net Zero Industry Act” (NZIA) gewesen. Mit diesem europäischen Rechtsakt sollen Transformationstechnologien in Europa gestärkt werden und es werden ebenfalls nachfrageseitige Instrumente adressiert. So sollen bei zusätzlichen Ausschreibungen für erneuerbare Energien ergänzend zum Preis qualitative Kriterien stärker berücksichtigt werden, um auch regulativ die Nachfrage nach europäischen Produkten zu stärken. Zur Erarbeitung qualitativer Ausschreibungskriterien hat das Bundeswirtschaftsministerium die Deutsche Energie-Agentur (Dena) beauftragt. Diese hat die Studie am Dienstag veröffentlicht, allerdings war sie beim Auftraggeber zunächst nicht herunterzuladen. Das Dokument fehlte bei der offiziellen Veröffentlichung der Mitteilung.
Viele Photovoltaik-Hersteller hatten gehofft, dass im Zuge des Treffens auch die ersten Ergebnisse aus dem Interessenbekundungsverfahren veröffentlicht werden. Eigentlich hieß es, dass das Bundeswirtschaftsministerium bis Ende November die Projektskizzen für den Wiederaufbau großskaliger Photovoltaik-Produktionen in Deutschland bekannt geben wird, die dann am weiteren Auswahlverfahren teilnehmen. Doch bislang sind diese Ergebnisse nicht veröffentlicht. Eine Anfrage vom pv magazine, wann damit zu rechnen ist, blieb zunächst unbeantwortet.
*Anmerkung der Redaktion: Wir haben das Statement von Meyer Burger am 29.11.2023 nachträglich im Artikel ergänzt.
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Ist das wirklich alles?:
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2023/11/20231128-habeck-trifft-branchenvertreter-zum-4-roundtable-zur-starkung-der-deutschen-transformationsindustrien.html
Deutsche Solarhersteller werden doch wirklich verar***t (wieder). In USA reagieren die Politiker innerhalb zwei Wochen und tun was notwendig ist. Hier dauert es Jahre! Und dann wird eine freiwillige Lösung vorgeschlagen. Investoren sollen die Politiker verantwortlich halten für die Verluste und die Bürger sollen die Politiker verantwortlich halten für die fehlende „actions“ um eine europäische Energiemarkt aufzubauen so wir nicht länger von China und USA abhängig sind (und manipuliert werden können).
Europäische Solarhersteller sterben in diese Wochen (buchstäblich) und dann können die Chinesen wieder die Preise erhöhen (wie das letzte mal wo europäische Politiker auch so unintelligent waren). Dann können China Taiwan attackieren und wir kriegen keine solarprodukte mehr von China wenn Europa sich über ein Angriff auf Taiwan beschwert. Oder wir können die von Trump‘s USA bekommen, aber er braucht die Solarmodule dann selbst!
Europäische Solar Wertschöpfungskette bringt insgesamt mehr als 100.000 Jobs. Die verschwinden jetzt weil deutsche Politiker nicht handlungsfähig sind und trotzdem keine Boni oder 40% Minimum für Europäische Solarmodule einführen wollen. Wurde eigentlich versprochen aber jetzt gab es ja manche Wochen Wartezeit wo (Chinesische) Lobbyisten das notwendige tun könnten…
Wir werden uns jetzt aus deutsche Investitionen wegziehen und überlegen rechtliche Schritte um Erstattung zu bekommen.
„Wir werden uns jetzt aus deutsche Investitionen wegziehen und überlegen rechtliche Schritte um Erstattung zu bekommen.“
Wer ist , wir ?
Wer hat diese 4 Strukturvertriebe denn in den vergangenen Jahren daran gehindert, deutsche Komponenten wie z.B. Solarwatt, Meyer Burger, E3/DC, SMA oder Varta zu verkaufen? Wer tut es jetzt aktuell?
Für mich ist diese „Absichtserklärung“ ohne jegliche Verbindlichkeit pure Heuchelei und ein schönes PR-Stöckchen, über das wieder viele artig springen.
Viele mittelständische Solarteure und PV-Betriebe haben den deutschen Herstellern über die Jahre die Treue gehalten, ohne dass darüber groß berichtet wurde.
Während die oben genannten Strukturvertriebe überwiegend auf China gesetzt und im Falle von Enpal sogar direkt vor Ort beim Chinesen eingekauft haben.
Die meisten deutschen Hersteller können sich durchaus sehr gut von chineseischen Herstellern differenzieren, sei es durch Produkt-Features, Service oder Vertriebs-Modell. Nur muss man den daraus entstehenden Mehrwert sowie den höheren Preis eben auch dem deutschen Kunden überzeugend verkaufen können, und genau daran sind die oben genannten Strukturvertriebe überwiegend gescheitert bzw. man hatte einfach erst gar kein Interesse daran und hat lieber ein im Kern chinesisches Produkt durch geschicktes Labelling zu einem deutschen Produkt umetikettiert.
Im Grunde wird diese „Absichtserklärung“ in vielen Fällen aber ohnehin hinfällig, denn ich gehe mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass einige der Unterzeichner in 12 Monaten nicht mehr in der heutigen Form existieren werden, insbesondere Zolar, Eigensonne und EKD. Sei es weil sie fusioniert sein werden, an einen Konzern verkauft und dort integriert oder einfach abgewickelt sein werden.
Der Markt wird enger und bietet nicht genug Platz für mehr als 2-3 große bundesweite Strukturvertriebe.
@Jürgen H
….dann überlegen du mal….
Willkommen am Weltmarkt.
Da sind andere Firmen längst angekommen.
Niemand braucht Firmen die nur durch Förderung bestehen können. Macht auch gar keinen Sinn bei der Solarindustrie, denn die meisten Komponenten werden eh importiert aus China….
Die Erosion scheint mir so derartig weit zu gehen, dass es unumkehrbar ist.
Nach den unsäglichen Lieferengpässen der europäischen Hersteller kommen Sie einfach beim Preis nicht mal in die Nähe der Chinesen.
Auch die Praktikabilität bleibt zwischenzeitlich teilweise zurück bei den WR.
Die Energiewende funktioniert entweder mit überwiegend chinesischem Material oder gar nicht. Ist nicht der erste und wird nicht der letzte sein.
Sperren wir PV und Smartphone aus Europa aus, endet die Energie- und die Digitalisierung in Europa.
Klarer Widerspruch. Auch die deutschen Hersteller sind inzwischen bereits seit Monaten wieder voll lieferfähig. Und die Kosten z.B von Solarwatt Glas-Folie und SMA gegenüber z.B. Longi und Huawei sind sehr sehr dicht beieinander. Aber man muss den Mehrwert der deutschen Produkte natürlich auch herausstellen und verkaufen können. Und daran scheitern die großen Strukturvertriebe überwiegend, weil sie mit ungeschultem Personal übers Internet verkaufen und dabei am Ende vor allem mit dem günstigsten Preis punkten müssen. Da zählt dann jeder Euro und man macht es sich leicht indem man einfach auf die Chinesen setzt.
Herr Meurer, wie kommen Sie darauf, dass die Kosten von Solarwatt nah dran an Longi seien?? Da sind Welten zwischen. Nebenbei auch im Mehrwert. Nur leider anders als sie denken. Denn die deutschen Hersteller sind leistungsmäßig immer noch hinten dran. Auch wenn Solarwatt relativ nah dran ist. Ändert aber nichts an höheren Installationskosten pro Wp durch die niedrigere Leistung des Moduls.
Und auch bei Wechselrichtern ist das Delta riesig.
Allein vor der Kontrolle, die aus den BSW-Vorschläge oder dieser „Absichtserklärung“ an Bürokratie erwächst, kann einem nur grauen. Die EU-Lieferketten, die jetzt bald jedes mittelständische Unternehmen kontrollieren darf, führen zu einem unerträglichen Kontrollaufwand.
Wettbewerbsfähiger wird man durch Marktabschottung, was es am Ende ja nur ist, sowieso nicht, im Gegenteil. Hier werden nur Privilegien geschaffen.
Und für den Käufer bedeutet es nur höhere Kosten.
Ja, ich „beabsichtige“ auch vieles.
Was dann gemacht wird, hängt von allen möglichen „Umständen“ ab.
In diesem Fall von der zukünftigen Höhe der chinesischen, koreanischen oder vietnamesischen Industriesubvention (man will und muß ja was verdienen).
….@Meurer…Problem ist leider, das z.B.SMA schlechtere Qualitäten verkauft als Huawei und auch die Abwicklung mit SMA nicht positiver ist als bei anderen. Deutlich negativer sogar !
Es gibt keine Begründung qualitativ SMA vor Huawei zu propagieren. Selbst im Service und Technik sind deutsche Unternehmen abgeschlagen. Sorry ,das ist Realität und muss ich als SMA Solarpartner leider so sagen.
Konkretes Beispiel: SMA STP 10.0 bekommt man für 1.600,- € (netto) im Einkauf, der vergleichbare Huawei SUN2000-10KTL liegt bei 1.400,- € (netto). Das sind 12,5% Unterschied, hochgerechnet auf den Gesamt-Preis einer 10 kWp PV-Anlage sprechen wir dann aber nur noch über ein paar wenige %. Und nun möge der Endkunde mal versuchen, bei Huawei einen deutschsprachigen Support-Experten an die Strippe zu bekommen. Ich vermute er wird scheitern, anders als bei SMA, die außerdem noch ein bundesweit engmaschiges Netzwerk an Fachpartnern haben.
Ähnliche Beispiele finden sich auch bei Modulen und Speichern. Es lohnt sich genau hinzuschauen und nicht allem zu glauben, was Politik und Lobbyisten von sich geben.
Sicherlich müssten sich die deutschen Hersteller aber auch mehr auf ihre Stärlgen besinnen und diese selbstbewusst vermarkten, anstatt nur zu jammern und nach Subventionen zu schreien…