Das Energie-Marktforschungsunternehmen Bloomberg New Energy Finance (NEF) schätzt, dass sich die Zahl der zugelassenen Elektroautos auf 730 bis 1000 Millionen bis 2040 erhöhen wird. Angesichts der schon heute stark strapazierten Stromnetze – man denke nur an die Hitzewelle und ihre Folgen in diesem Sommer im „Tesla-Land“ Kalifornien – stellt sich damit zugleich die Frage, ob die Netze dadurch nicht heillos überlastet wären. Und wie viel Strom würde eigentlich gebraucht?
Strombedarf erhöht sich durch Elektroautos nur moderat
Colin McKerracher, leitender Analyst bei BloombergNEF, hat darauf laut „teslamag.de“ eine Antwort, die viele überraschen dürfte: Er geht davon aus, dass sich der Strombedarf bei einer Milliarde Elektroautos gerade mal um neun Prozent erhöhen würde. Rechne man den elektrischen Schwerlastverkehr und Elektrobusse hinzu, käme man auf 15 Prozent. Beides klingt verkraftbar und auch Analyst McKerracher sieht darin kein Problem. Er ist sogar überzeugt davon, dass man es bei entsprechender Vorbereitung verkraften könnte, wenn 2050 fast alle elektrisch unterwegs wären, womit die Steigerung des Strombedarfs bei 27 Prozent im Vergleich zu heute liegen würde.
Norwegen weist den Weg
Um die Zahlen zu untermauern, die manchen Skeptiker auf den Plan rufen dürften, wählt McKerracher das Beispiel Norwegen. Hier liegt der Anteil an Stromern bei den Neuzulassungen inzwischen bei 80 Prozent. Jeder Fünfte im Land ist schon heute elektrisch unterwegs. Der norwegische Stromverbrauch sei, so der Analyst, dadurch aber nur um 1,4 Prozent gestiegen.
Der Analyst räumt allerdings ein, dass sich dieses Beispiel nur bedingt übertragen lässt, da durch die niedrigen Temperaturen in Skandinavien allgemein viel Strom gebraucht werde, was den Elekrtoauto-Anteil relativ klein erscheinen lasse.
Aber auch ohne den Blick ins kalte Norwegen liefert die BloombergNEF-Prognose Zahlen für 2022, bei denen sich die meisten Menschen wahrscheinlich verschätzt hätten. Den Berechnungen zufolge sollen die rund 27 Millionen PKW, die bis zum Jahresende auf den Straßen unterwegs sein werden, rund 60 Terawattstunden Strom pro Jahr benötigen. Das seien nur 0,2 Prozent des Gesamtbedarfs und, so McKerrachers plastischer Vergleich, nicht mehr als der Stromverbrauch des Stadtstaats Singapur. (Karl Lüdecke)
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Ich halte diesen Artikel etwas unglücklich, da der Eindruck entsteht, man wolle den Stromverbrauch von Elektrofahrzeugen unter den Tisch kehren.
2023 wurden in Deutschland bis Ende Oktober 424.600 Elektrofahrzeuge angemeldet. Mit durchschnittlich 14000 km pro Jahr und 20 kWh / 100 km benötigen diese Fahrzeuge geschätzte 1,2 TWh.
2023 werden wir etwa 25 TWh weniger Last im deutschen Stromnetz haben. Dafür wurden 2022 im Saldo 27,3 TWh exportiert. Damit steigt der Verbrauch um ca. 2,3 TWh. Für etwa 250000 Wärmepumpen blieben damit plausible 4400 kWh übrig.
Im gleichen Zeitraum wurden 11,7 GW PV und 2,7 GW Wind zugebaut, die zusammen ca. 17,1 TWh zusätzlichen Strom produzieren werden.
Energiewende bedeutet doch, dass wir fossile Energiequellen durch erneuerbare Energien ersetzen. Dies muss Zug um Zug geschehen.
Da Elektromobilität spielend leicht Lastverschiebung zulässt, haben wir es hier quasi mit einem idealen Verbraucher zu tun.
Wo wollen wir kurzfristig denn ansonsten im Sommer mit dem ganzen Strom hin, wenn der Startschuss für den Speicherausbau bislang nachhaltig verpasst wurde.
Elektromobilität betrachte ich daher nicht als ein zu lösendes Problem, sondern als einen wichtigen Teil der Lösung!
Stellt sich hier die Frage, ob in den Berechnungen auch der Strom abgezogen wurde, der bei der Produktion, dem Transport und dem Betrieb von Tankstellen für Diesel und Benzin eingespart wird?
Man kann sich relativ leicht merken: 1 Mio E-Fahrzeuge in Deutschland benötigen rund 20 TWh Strom. Das sind knappe 5% des heutigen Gesamtstrombedarfs und deutlich weniger als in den letzten Jahren eingespart wurde. So schnell wird unser Netz also nicht überlastet. Kriegt man endlich mal das dringend benötigte Lastmanagement hin, dann verlieren sowohl Ertragsspitzen als auch die berüchtigte Dunkelflaute ihre Schrecken.
Kaum, bei 20 kWh / 100 km Verbrauch wären das 100.000 km pro Jahr.
Tatsächlich verbrauche ich 12 kWh / 100 km im Sommer und 16 kWh im Winter bei 20 km Fahrstrecke. Aber es gibt auch größere BEVs …
Sollten es nicht 2 TWh sein?
1 Auto = 10.000km ==20kwh/100km * 100*100km =2000kWh=2MWh
1 Mio x 2mwh=2TWh
Wenn ich das schon lese: „Diese Zahlen…, die manchen Skeptiker auf den Plan rufen dürften, …“. Was gibt es denn zu skeptiken an harten Zahlen, außer dass man mit unterschiedlichen Verbräuchen und Fahrleistungen natürlich in die ein oder andere Richtung drehen könnte? Ein Faktor 2 ist da schnell erreicht, je nachdem ob man mit 15.000km/Jahr und 20kWh/100km oder mit 10.000km und 15kWh rechnet. Aber das entscheidende ist doch die Größenordnung, und die läge im ungünstigsten Fall bei 100% E-Autos bei 25% Mehrbedarf des bisherigen Stromverbrauchs.
Ich rechne allerdings mit wesentlich geringeren Zahlen, weil die Menschen nicht doof sind. Obwohl E-Bikes (eigentlich Pedelecs) überhaupt nicht subventioniert sind und deutlich teurer als normale Fahrräder, verkaufen sie sich wie geschnitten Brot. Der Verbrauch liegt bei nur einem Zehntel dessen eines Batterie-Autos, das auch noch unmöglich teuer ist. Dazu werden sie sehr robust und wartungsarm gebaut. Mein S-Pedelec mit Hinterradmotor, Zahnriemen und Getriebe im Tretlager hat nach 18000km in 2,5 Jahren noch nie eine Werkstatt gesehen, nur die Bremsbeläge muss ich ab und zu tauschen, was sicher nicht jedermanns Sache ist bei einer hydraulischen Scheibenbremse mit Doppelkolben. Und gesalzenen Straßen setze ich das Rad wegen der Elektronik auch nicht aus. Aber ansonsten fahre ich an jedem Stau vorbei und habe nie Parkplatzsorgen.
Etwas gemein ist allerdings die Gesetzgebung: Normale Pedelecs sind auf 25km/h begrenzt, also geringfügig unter der innerörtlich weit verbreiteten Geschwindigkeitsbegrenzung von 30km/h, ebenso verhält es sich bei den S-Pedelecs mit 45 bzw. 50km/h. Das verleitet Autofahrer regelmäßig dazu, sich unter Gefährdung des Radfahrers langsam an ihm vorbeizudrücken. Dabei gibt es keinen technischen Grund, warum man die Geschwindigkeitsgrenzen nicht nach oben anpassen könnte. Die Fahrräder können sowieso schneller fahren, wenn man sie mit der eigenen Körperkraft antreibt. Wenn es S-Pedelecs für 45km/h gibt, kann man auch normale Pedelecs so bauen, dass sie 30 gut bewältigen. Der Unterschied zwischen 45 und 50 ist noch mehr vernachlässigbar. Meines liegt bergab mit 60 immer noch wie eine 1 auf der Straße.