TU Berlin schließt Spezialisierungslücke

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Einer Studie des Wissenschaftsladens Bonn zufolge brauchen 70 Prozent der Solarunternehmen in den nächsten Jahren deutlich mehr Personal. Aber auch wenn es viele Bewerber gibt, haben sie oft nicht die gesuchte Spezialisierung. Laut Studie vermissen 46 Prozent der Firmen branchenspezifische Kompetenzen bei den vorhandenen Berufs- und Studienabschlüssen. Neben grundlegendem solartechnischen Wissen fehlen Kenntnisse über spezielle technische Verfahren in der Dünnschichttechnologie, der Waferfertigung oder der spezifischen Anwendungschemie.

Derzeit behilft man sich vielerorts dadurch weiter, dass man Arbeitskräfte mit hohem finanziellen und zeitlichen Aufwand im Betrieb oder durch externe Bildungsanbieter weiterqualifiziert.

Praxisnähe gefragt

Der neue von der TU Berlin in Kooperation mit der Berliner Renewables Academy organisierte Masterstudiengang Global Production Engineering for Solar Technology, kurz GPE Solar, soll hier Abhilfe schaffen. „Wir wollen eine praxisnahe Ausbildung von Ingenieurstudenten anbieten“, beschreibt Studiengangskoordinator Carsten Reise die Motivation der TU für die Einrichtung des Studiengangs, der sich an diejenigen richtet, die einen Bachelor of Engineering abgeschlossen haben.

So zeichnet sich das Studium, das auf zwei Jahre angelegt ist, nicht zuletzt dadurch aus, dass es ein sechsmonatiges Firmenpraktikum beinhaltet. Innerhalb der fünf Module des Curriculums können sich die Studenten ein individuelles Studienprogramm erstellen. Thematisch gliedert sich das Lehrangebot in die Bereiche Produktion, Engineering, Management, interkulturelle Kommunikation und spezielle Profile. Das Lehrpersonal setzt sich nach eigenen Angaben sowohl aus international renommierten Hochschuldozenten als auch aus Praktikern aus der Industrie zusammen. „Eine Besonderheit des Studiums ist es, dass das Curriculum in Zusammenarbeit mit Firmen der Solar branche abgestimmt wird“, sagt Berthold Breid, Vorstand der Renewables Academy, deren Anteil an dem Studiengang unter anderem darin besteht, Firmenkontakte herzustellen.

Mehr als eine Vertiefung

Zwar sprießen schon seit geraumer Zeit allerorts Studienangebote im Bereich erneuerbarer Energien aus dem Boden, doch der neue Studiengang füllt eine Lücke, um die sich bislang noch keine Universität gekümmert hat. Momentan existieren mindestens sieben Diplom- und Bachelorstudiengänge, die auf erneuerbare Energien ausgerichtet sind, aber die Fächer Solarenergie oder Solartechnik bieten sie lediglich als Vertiefungsrichtung an. Dies gilt sowohl für die Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin als auch für die Hochschule Bremerhaven, die Universität Stuttgart und die Fachhochschulen in Bingen, Gelsenkirchen, Weihenstephan und Nordhausen. „Bei den derzeitigen Ausbildungsangeboten wird zwar zum Teil die Planung von Solaranlagen berücksichtigt. Der Bereich Produktion wurde aber bisher ebenso wenig abgedeckt wie der des Business Developments“, erklärt Breid.

Führende Hersteller der Solarbranche stehen dem neuen Studiengang aufgeschlossen gegenüber. „Solche neuen Ausbildungsmöglichkeiten begrüßen wir außerordentlich“, sagt Sabina von Thümmler, Personalleiterin der Ersol Solar Energy. Die Firma Q-Cells wäre ebenfalls an künftigen Absolventen des TU-Studienangebots interessiert. Und auch die Firma Solon verweist darauf, dass es Spezialfunktionen im Unternehmen gebe, bei denen es hilfreich oder sogar zwingend sei, über ausreichende Photovoltaikkenntnisse zu verfügen.

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Global Production Engineering for Solar Technology

Absolventen des viersemestrigen Studiums an der Technischen Universität Berlin erwerben als Abschluss den Master of Science. Die Studiengebühren betragen 13.900 Euro, die in vier Raten zahlbar sind. Hinzu kommen 200 Euro Semestergebühren pro Semester. An Voraussetzungen sollten Bewerber einen Bachelor of Engineering mit guten Abschlussnoten und Englischkenntnisse mitbringen. Wünschenswert sind außerdem Deutschkenntnisse und eine einjährige Berufserfahrung. Interessenten müssten sich bis zum 15. Juli an der TU bewerben.

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06 / 2008 | www.photovoltaik.eu

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