Die Firmenname Roto ist seit vielen Jahrzehnten als Bauzulieferer bekannt. Vor einigen Jahren kamen Indachsolarsysteme hinzu, seit kurzem das Roto Sunroof. Brechen auch in Bad Mergentheim sonnige Zeiten an?
Erich Rosenkranz: Roto kann auf mehr als 70 Jahre als Zulieferer für den Bau zurückblicken. Weltweit haben wir 3800 Mitarbeiter, die mehr als 600 Millionen Euro Umsatz im Jahr erwirtschaften. Für uns war der Entschluss, in die Solarbranche einzusteigen, folgerichtig. Wir sind schon lange Spezialist für Wohndachfenster und Eindeckrahmen. Das Dach wird schon in naher Zukunft neben dem Schutz vor Wind und Niederschlägen eine zweite, wesentliche Aufgabe erfüllen: Es erzeugt Strom und Wärme. So entwickelt sich das Schutzdach zum Nutzdach.
Sie haben im vergangenen Jahr das Roto Sunroof auf den Markt gebracht. Wie ist der Start gelaufen?
Erich Rosenkranz: Roto Sunroof hat einen fulminanten Start erlebt. Anscheinend haben viele Kunden, Verarbeiter und Vertriebsorganisationen auf ein solches Produkt gewartet. Uns geht es mit dem Sunroof vor allem darum, Wohndachfenster, Solarmodule und Flachkollektoren auf einfache Weise im Dach zu vereinen. Wir bieten den Kunden und Installateuren einen Baukas
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ten, der jede beliebige Dachgeometrie optimal ausnutzt. Fenster, Module und Kollektoren sind beliebig kombinierbar, auf Teilflächen oder auf dem gesamten Dach. Diese Flexibilität ist ein Grund, warum wir in so kurzer Zeit schon so erfolgreich waren.
Günter Elbrecht: Nach der ersten Generation von Photovoltaiksystemen und Sonnenkollektoren markiert das Sunroof die zweite Generation unserer Indachmontagesysteme. Unser erklärtes Ziel ist es, Marktführer bei dachintegrierten Photovoltaikanlagen zu werden.
Erich Rosenkranz: Vor allem aus Frankreich und Italien, wo die Indachanlagen in den Genuss besonderer Förderungen kommen, ist die Nachfrage sehr groß. Wir haben gute Kontakte zu den großen Händlern aus diesen Ländern aufgebaut und sind zuversichtlich, im gerade erst begonnenen Jahr 2008 insgesamt rund vier Megawatt zu verbauen. In jedem Fall wird der flächenmäßige Schwerpunkt bei der Photovoltaik liegen.
Woran liegt das?
Erich Rosenkranz: Photovoltaik wird mittlerweile nicht nur in Deutschland gefördert. Viele Hauseigentümer nutzen die Einspeisevergütung, um die Investition mittelfristig zu amortisieren. Angesichts der steigenden Ölpreise sehen wir aber, dass auch die Solarthermie in wirtschaftliche Bereiche kommt, in denen sie sich rechnet. Vor allem in der Heizungsunterstützung kann die Solarthermie helfen, erhebliche Brennstoffkosten für Heizöl oder Erdgas einzusparen.
Günter Elbrecht: Wir haben zur Ermittlung der Energieeinsparung ein Softwaretool entwickelt: Sunroof Profit. Damit kann man für jede individuelle Dachlösung errechnen, wie sich die Einspeisevergütung und die Einsparungen bei der Wärme rechnen. Hinzu kommt bei Indachsystemen auch, dass die Kosten zur Dachsanierung entfallen. Wir merken, dass unser Sunroof für viele Eigentümer interessant ist, die ihr Dach neu eindecken müssen. Bei Aufdachanlagen haben Sie immer das Problem, dass Sie die Solaranlage demontieren müssen, falls Sie am Dach etwas reparieren oder es sanieren müssen. Indachsysteme erledigen die Dachsanierung gleich mit.
Was kostet die Indachmontage mit dem Sunroof?
Erich Rosenkranz: Wir kalkulieren mit Montagekosten von 120 bis 160 Euro je Kilowatt. Bei einer Aufdachmontage müssen Sie zwischen 200 und 250 Euro rechnen. Das sind natürlich Durchschnittswerte, denn schließlich bietet jedes Dach individuelle Unterschiede. Die Frage ist auch, wie komplex die Montage ist. Wie viele Schornsteine gilt es zu berücksichtigen? Hat das Dach Fenster und wie viele? Aber als Richtwert sind diese Preise durchaus tauglich.
Günter Elbrecht: Der Eindeckrahmen ist der Schlüssel zum System. Er erlaubt eine hohe Komplexität und senkt zugleich die Kosten für die Montage. Eine Dachfläche von 100 Quadratmetern kann man mit einer Vier-Mann-Kolonne innerhalb eines Tages montieren. Das entspricht rund acht Kilowatt Solarstrom, zehn Quadratmetern Solarwärme und vier Quadratmetern Wohndachfenster.
Was sind die größten Hindernisse, Solarsysteme ins Dach zu integrieren?
Günter Elbrecht: Dachdecker und Zimmerer haben damit in der Regel keine Schwierigkeiten, denn sie sind auf dem Dach zu Hause. Heizungsbauer und Solarteure trauen sich oft nicht an die Dächer heran. Unsere Aufgabe ist es, die beiden Gewerke zusammenzubringen. Zusätzlich schulen wir unsere Partner in unserem Trainingszentrum in Bad Mergentheim. Nach ein- bis zweitägiger Unterweisung kann man das Sunroof problemlos montieren. In jedem Wintermonat kommen 2.000 bis 3.000 Handwerker zu uns. Davon nehmen viele unser Solarangebot wahr. Für Heizungsbauer und Elektriker ist auch die Kooperation mit den Betrieben unserer Profiliga sehr interessant. Bundesweit installieren rund 1.500 Dachdecker und Zimmerer unsere Produkte in zuverlässiger Qualität.
Erich Rosenkranz: Photovoltaik zu installieren, ist für die Handwerker einfacher, denn da gibt es Komplettanlagen mit Kabelplänen. Bei Solarthermie ist das schon schwieriger, denn man muss die Kollektoren über Rohrleitungen und Speicher an die Wärmeversorgung anschließen. Um es den Installateuren beson
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ders einfach zu machen, liefern wir vollkonfektionierte PV-Technik mit Kabeln und Wechselrichtern. Kabel und Solarstränge laufen in den gleichen Kanälen. Die Solarmodule haben die gleichen Abmessungen wir unsere Kollektoren, die wir mit Rohrleitungen und Speichertechnik liefern, dazu die Fenster mit dem Zubehör. Man kann also beliebig variieren, ob man Photovoltaik oder Solarthermie in das Dach einbaut.
Das Dach hat neben der Schutzfunktion auch eine ästhetische Aufgabe. Oft sehen Solaranlagen zerstückelt aus: ein Flickenteppich auf dem Ziegeldach. Wie lösen Sie dieses Problem?
Erich Rosenkranz: Bei uns liegen die Fenster und die Solartechnik in der Dachebene, das ist ein großer optischer Vorteil gegenüber Aufdachanlagen, die leider oft auch so aussehen: aufgesetzt. Bei der Entwicklung unserer Eindeckrahmen haben wir auch darauf geachtet, dass wir beispielsweise Blindmodule für verschattete Flächen an Schornsteinen brauchen, um ein einheitliches Bild zu wahren. Fenster, Kamine, Gauben oder Antennen sind kein Problem. Sie fügen sich harmonisch in das Energiedach ein.
Günter Elbrecht: Wir nutzen monokristalline Solarmodule, um eine hohe Leistungsdichte zu erzielen. Die Zellen sind mit schwarzer Folie unterlegt, das verleiht dem Solardach eine exklusive Optik. Solarwärmekollektoren und Solarstrommodule erhalten damit ein nahezu gleiches Aussehen.
Steigen Sie auch in die Dünnschichttechnik ein?
Günter Elbrecht: Bisher nicht, weil bisher keine Dünnschichtzellen im passenden Format produziert werden. Aber wir werden diese neue Technologie im Auge behalten und dann entscheiden, wie es weiter geht.
Wo wollen Sie in fünf bis zehn Jahren stehen?
Erich Rosenkranz: Wir wollen Marktführer im Massenmarkt der Indach-PV werden. Durch die von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Novelle des EEG erwarten wir 2008 einen Boom in der Photovoltaik, da wollen viele Kunden noch schnell die alten Einspeisevergütungen nutzen. 2009 wird es im PV-Markt wohl eine Delle geben, aber keinen Einbruch. Ab 2010 wird sich der Markt voraussichtlich wieder normalisieren, weil reduzierte Einkaufspreise bei Siliziumzellen die geringere Einspeisung kompensieren. Übrigens: Man sollte den deutschen Markt nicht überschätzen. Wir sind sehr viel in Frankreich, Italien und anderen südlichen Ländern tätig. Der Zug zur Solartechnik rollt international, das lässt sich nicht mehr aufhalten.
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