Mit den Stimmen der Ampelkoalition bestehend aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und der FDP, beschloss der Bundestag am Freitag eine Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG). Zuvor sei Kabinettsentwurf im Ausschuss für Klimaschutz und Energie noch geändert werden. Die Unionsparteien CDU und CSU, sowie die Abgeordneten der AfD Fraktion stimmten gegen das Gesetz. Die Abgeordneten der Linken enthielten sich.
Auf Grundlage einer Marktabfrage haben der Bundestag und die Bundesnetzagentur Informationen zur genauen Ausgestaltung des Kernnetzes erhalten. Im letzten Planungsstand waren Wasserstoffnetze mit einer Länge von 11.200 Kilometern geplant. Ziel sei es, die Wasserstoffproduktionsstätte und potenzielle Importpunkte, wie Überseehäfen, mit den wesentlichen Verbrauchern zu vernetzen. Fernleitungsbetreiber sollen bereits drei Wochen nach Inkrafttreten des Gesetzes die ersten Genehmigungen für den Auf- beziehungsweise Umbau der notwendigen Infrastruktur vorlegen. Der Umbau von Bestandsleitungen habe dabei Vorrang. Wobei die Fernleitungsbetreiber prüfen sollen, inwiefern die Versorgungssicherheit mit bestehenden Erdgasbedarfen über die verbleibende Infrastruktur gesichert ist.
Bei dem Beschluss handelt es sich zunächst nur um die Umwidmung von Fernleitungen. Gasverteilnetze seien von dieser Gesetzesänderung unbetroffen. Das fordern aber die Verbände Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW), der Deutsche Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV) und der Verband der Industriellen Energie und Kraftwirtschaft (VIK). Einem Appell der drei Verbände zufolge, sollen die bestehenden Gasverteilnetze möglichst für den Transport von Wasserstoff ertüchtigt beziehungsweise umgewidmet werden.
Gemeinsam mit dem Neubau einiger Leitungen sei das eine zwingend notwendige Voraussetzung für eine sichere, wirtschaftliche und erneuerbare Energieversorgung, so die Verbände wörtlich. Streitig war in der Vergangenheit, ob die Bestandsinfrastruktur in der Lage ist, Wasserstoff zu transportieren. Wasserstoff ist flüchtiger als Erdgas. Das kann zu Herausforderungen führen.
Der Aufbau des Kernnetzes sei ein begrüßenswerter erster Schritt. Es dürfe aber nicht gewartet werden, bis das Kernnetz steht, bevor mit der Planung weiterer Infrastruktur begonnen wird. Verteilnetze im Besonderen, seien ein geeigneter Weg, um Wasserstoff zu Verbrauchern in der Industrie und in den mittelständischen Unternehmen zu transportieren. Dass der Planungsstand des Kernnetzes möglicherweise nicht die notwendigen Transportkapazitäten schaffen wird, zeigt sich zum Beispiel daran, dass in Baden-Württemberg kürzlich die Bedarfe von Wasserstoff erneut abgefragt wurden. Innerhalb von zwei Jahren verdoppelte sich der Bedarf der Industrie und der Energiewirtschaft in Baden-Württemberg. Das setze eine größere Infrastruktur voraus.
Das Gasnetz sei geeignet, so der Appell, da es bereits 1,8 Millionen Anschlüsse in Industrie- und Gewerbebetriebe sowie Gaskraftwerken vorweist. Darauf könne man aufbauen und die bestehende Infrastruktur nutzen. Daher sollen bestehende Gasverteilnetzbetreiber der Ansicht der drei Verbände zufolge in die Planungsprozesse für den Aufbau eines Wasserstoffnetzes mit eingebunden werden. Für die Übergangsphase können man schrittweise mehr Wasserstoff dem Erdgas beimischen. So schaffe man frühzeitig einen Absatzmarkt für Wasserstoff, ohne die Infrastruktur für einige Verbraucher unbrauchbar zu machen.
Auch die Unionsfraktionen brachten in der Plenarsitzung einen Entschließungsantrag ein, indem sie auf den Aufbau von Wasserstoffverteilnetzen pochten. Der Aufbau einer Wasserstoffverteilnetzstruktur sollte im Raumordnungsverfahren einen ähnlichen Vorrang wie Hoch- und Höchstspannungsleitungen genießen. Zudem sollte solch ein Verteilnetz der Ansicht von CDU und CSU zufolge eng mit der kommunalen Wärmeplanung verzahnt werden. Eine Mehrheit fand die Union für diesen Entschließungsantrag jedoch nicht.
Der Artikel wurde am Freitag, 10. November, um 13 Uhr mit Informationen zum Bundestagsbeschluss ergänzt.
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Kann mir das Jemand erklären? Wir produzieren Wasserstoff aus Erdgas, Kohle und Öl und haben auch nicht vor, oder die Möglichkeit, dies zeitnah gravierend zu ändern. Für grünen Wasserstoff bräuchten wir grünen Strom, welchen wir aber in keiner ausreichenden Menge erzeugen und transportieren können und dieser Zustand wird uns bis weit nach 2050 erhalten bleiben.
Man schaue auf Planungs- und Projektzeiten und ziehe in Betracht, dass die Regierung die Förderungen auf Erdgasprojekte schleudert. Schonmal versucht Kohlendioxid bei Wind- oder Solarstrom abzuspalten? Damit werden die dringend benötigten Mittel für Ökostrom in diesen Ergasprojekten gebunden.
Zwingend ergibt sich daraus, dass nennenswerter grüner Wasserstoff in der zeitlichen Region nach 2080 zur Verfügung stehen kann, wenn Alles richtig gemacht wird. Bis dahin ist das Wasserstoffkernnetz über ein halbes Jahrhundert alt und wird den Erdgasverbrauch, und die verbundenen Emissionen, massiv in die Höhe getrieben haben. Damit steht dann auch schon die langfristige Finanzierung für die Annektierung der Ukraine.
Sehen Sie’s wie mit den Autos und den Straßen dazu. Erst fuhren die Autos auf Straßen, die für Pferde, Ochsen und Fußgänger gerade gut genug waren. Dann wurden auch Straßen gebaut, die für Autos besser zu benutzen waren. Letztlich wuchs die Straßen-Infrastruktur mit der Zahl der Autos relativ synchron.
Siemens Energy hat gerade mit großem Pomp eine Produktionsstraße für PEM-Elektrolyseure im GW-Maßstab in Betrieb genommen. Der Grüne Wasserstoff wird kommen. Diesen Attentismus, der aus Ihrem Kommentar zu entnehmen ist, hatten wir jetzt 20 Jahre. Jeder sagte: Solange die anderen nichts tun, tu ich auch nichts. In Zukunft wird man diese Ausrede nicht mehr haben.
JCW, wir wäre es denn, wenn Du dich mal selbst über die geplante Wasserstoffstrategie informierst?
Ist nicht so als ob die geheim gehalten würde, der Nationale Wasserstoffrat wäre ein guter Startpunkt.
Oder hast du schon einmal in den Netzentwicklungsplan Gas 2022–2032 geschaut? Da heisst es zum Beispiel:
„Im Rahmen der Marktabfrage WEB und Grüne Gase wurden neben den inländischen Wasserstoffbedarfen für den Zeitraum bis 2032 von 191 TWh (Heizwert) ebenfalls die Bedarfe für die Jahre 2040 und 2050 gemeldet.
Die gemeldeten Wasserstoffbedarfe betragen im Jahr 2040 rund 342 TWh (Heizwert) und im Jahr 2050 rund 476 TWh (Heizwert).
Der zukünftige Methanbedarf weist bis zum Zielplanungsjahr 2032 eine stabile Entwicklung auf. Daher kommt
auch der Infrastruktur für den Transport von Methan weiterhin eine hohe Bedeutung zu.“
Um das mal in Proportionen zu setzen, wir hatten 2019 237 TWh von Erneuerbaren, 2020 kletterten diese auf 240TWh, 2021 ein Abfall auf 225TWh und 2022 ein neuer Rekord von 244TWh (Quelle: Fraunhofer ISE). Siehst du die Entwicklung? Und von dem Zuwachs wollen wir grünen Wasserstoff erzeugen. Ein einziges Projekt kann locker 10 Jahre bis zur Fertigstellung und Netzanschluss brauchen. Selbst wenn wir das halbieren, sind wir Jahrzehnte davon entfernt, grünen Strom in etwas anderem als homöopathischen Mengen in die Electrolyser zu schicken.
Der Rest kommt woher noch mal? Ahja, der Netzentwicklungsplan Gas 2022–2032 hält die Antwort bereit: Methan.
Übrigens, der witzigste Punkt ist, dass der Plan vorsieht, Strom aus E-Methan zu erzeugen, mit dem dann E-Methan erzeugt wird.
Die sogenannte weltweite ‚Pipeline‘ (oder Liste) für Projekte, mit denen grüner Wasserstoff produziert werden soll, beträgt über 1’000 Milliarden USD (!). Riesige Vorhaben z.B. in Schottland, Norwegen, Marokko, VAE, Namibia, Chile, Australien, … Inzwischen sind auch schon mehrere Gigawatt (grüne Stromproduktion und Elektrolyse) im Bau. Googeln Sie mal mit den oben genannten Begriffen (green hydrogen project pipeline).
Dazu kommt noch die Chance, dass man an verschiedenen Orten der Welt offenbar geologischen Wasserstoff (white oder golden H2) findet. Auch dazu findet man jede Menge an aktuellen Informationen.
Das kommt schon, muss aber – wie schon von anderen gesagt – Zug um Zug hochgefahren werden.
Jakob, wenn mit dem Wind, welcher um Wasserstoff gemacht wird, Strom erzeugt werden könnte, hätten wir das Problem schon längst nicht mehr.
Die sogenannte green hydrogen project pipeline ist voller Erdgasprojekte, schließlich ist blauer Wasserstoff ja auch „grün“. Nach neuesten Regeln ist sogar grauer Wasserstoff grün, wenn die Absicht besteht, irgendwann auch grünen Wasserstoff zu nutzen.
Schau mal in die project pipeline und sortiere rein spekulative Projekte aus, was genau bleibt da noch?
Schau dir doch mal die project pipeline und achte speziell da auf project start dates and project timelines.
Ørsted? Macht viel Wind und hat auch viel aus der Pipeline gestrichen, das sind Windparks, welche nun fehlen. Ohne grünen Strom kann es keinen grünen Wasserstoff geben, außer man nutzt die neue Umdefinition. Was sagt eigentlich Ørsted dazu? Ahh,: „We are at the start of the journey towards a hydrogen industry.“. Immerhin planen sie irgendwann mal mit irgendwas anzufangen. Wind eben, nur nicht genug.
Aramco? Blue hydrogen (Erdgas), brauchen wir gar nicht weiter zu schauen.
Rosen? Nix, aber die würden unterstützen
Siemens? Nix, aber die würden das Equipment liefern, wenn sich nur irgendwer irgendwann mal um den grünen Strom kümmern würde.
RWE? Ja die würden, wenn sie nur könnten. Koennen sie aber nicht, weil sie nicht genug Generation haben und auch auf Jahre schon ausgebucht sind. Aber die machen doch da was mit
Equinor? Ahja, Blue hydrogen (schon wieder Erdgas) und mikroskopische Mengen grüner Wasserstoff als Feigenblatt.
Da kannst Du schauen, wohin du willst, du wirst immer wieder enttäuscht werden, dass der grüne Wasserstoff eben nicht grün ist.
Aber da ist ja der weiße Wasserstoff. Weißt du was das Beste am weißen Wasserstoff ist? Der besteht zu 80+% aus Erdgas und muss nach der Förderung dann aus dem Erdgas abgeschieden werden. Na so ein Pech/Zufall aber auch.
Immerhin meinst Du es gut und hinterfragst nicht viel.
Schau dir doch bitte noch einmal an, welche Steigerungsrate bei erneuerbarer Energie wir brauchen um alleine unseren Strombedarf zu decken, wovon wir heute nicht näher sind als vor 5 Jahren. Dabei macht Strom nur 5% des Gesamtenergiebedarfes aus. Dann wollen wir 13.5TWh grauen Wasserstoff ersetzen. Das wäre mehr als 20TWh für die Abspaltung alleine, das können wir getrost verdoppeln für Komprimierung, Kühlung, Transport und Verluste.
Wenn wir großzügige 20GWh/a von einer 10MWp Windfarm bekommen, dann braucht das alleine schon 20GWp Windfarm, nur für grünen Wasserstoff genutzt. Aber leider müssen wir vorher noch mehr als 280TWh/a finden, um unsere fossilen Kraftwerke zu ersetzen. Das wären 140+GWp Wind oder 2-4x soviel in Solar.
Schau doch mal bitte, wann wir dies erreichen wollen, nur mal so als kleinen Tip, die geplanten 2050 sind schon lange nicht mehr erreichbar. Als ich letztes Jahr mal überschlagen hatte, sah es mehr nach deutlich nach 2080 aus. Mit viel Glück.
Die gegenwärtigen positiven Entwicklungen haben mich erstaunt und wir könnten schon vor 2080 eventuell nennenswerte Mengen an grünem Strom zur Verfügung haben.
Auf der anderen Seite hat sich aber bereits eine gewisse Form an Realismus breit gemacht und die gegenwärtige Strategie sieht vor, den Wasserstoff zu importieren. Dann kann es uns völlig egal sein, mit wieviel Erdgas der produziert wurde.
Aber in der Zwischenzeit können wir ja Milliarden in ergasbefeuerte Zwischenlösungen investieren, um die Energiewende zu beschleunigen. Seit wann haben denn Assets ein Laufzeit und müssen finanziert und amortisiert werden, so ein Unfug aber auch, richtig?
Ein kleines Problem dabei ist, dass nun Alle den Wasserstoff importieren wollen und niemand will ihn selbst erzeugen müssen. Aber das ist ja eine reine Nebensächlichkeit.
Genauso wie die Finanzierung des Ganzen, welche überwiegend den Erdgas- und Erdölproduzenten in den Rachen geworfen wird, nebst Milliarden für CCS/CCU. Dass diese Gelder dann fehlen und im Gegenteil dafür aufgewendet werden, um den Gas- und Ölfluss stabil zu halten und zu diesem Zweck echte Erneuerbare zu torpedieren, wo es geht, ist ebenfalls reine Nebensächlichkeit, oder?
Wir können sogar mit Ökostrom E-Methan erzeugen, welches wir dann in Gasgeneratoren verfeuern, um Ökostrom für die E-Methanherstellung zu erzeugen. Und mit der Abwärme heizen wir dann noch unsere Häuser.
Dass da vor der Fossilbrennstoffindustrie noch niemand draufgekommen ist?
@ Dirk; unerträglich überhebliche, herablassende und schnodrige Antwort. Fast alles ist halbwahr, verdreht oder falsch. Hast du eine Sonderlizenz für solche Inhalte (‚Immerhin meinst du es gut und hinterfragst nicht viel.‘)?
‚Wir produzieren Wasserstoff aus Erdgas, Kohle und Öl und haben auch nicht vor, oder die Möglichkeit, dies zeitnah gravierend zu ändern.‘
Nee, wir haben es vor und wir werden es tun. Wir sind sogar schon heftig dran.
Es ist nämlich die einzige Möglichkeit, wie wir einigermassen in der Zeit genügend grüne Energie bereitstellen können. Ein Windrad erzeugt in Patagonien 3 mal so viel Energie wie in Süddeutschland und eine Photovoltaikzelle produziert in der Wüste Algeriens das doppelte an Energie wie auf einem deutschen Acker.
Aber Leute wie du wollen das nicht, weil sie ideologische Scheuklappen tragen.
Ohh, noch kurz:
Norwegen? Erdgas und blauer Wasserstoff.
Schottland? Erdgas und blauer Wasserstoff.
Marokko? Erdgas und blauer Wasserstoff.
VAE? Erdgas und blauer Wasserstoff.
Namibia? Kudu => Erdgas und blauer Wasserstoff.
Chile? Erdgas und blauer Wasserstoff.
Australien? Erdgas und blauer Wasserstoff.
Ist dir mal aufgefallen, dass du samt und sonders Ergas-produzierende Länder gelistet hast? Deine Liste liest sich wie das who is who der Erdgasproduzenten und derer die es werden wollen.
Auf der Liste haben ein paar Länder vor, AUCH Wasserstoff aus Erdgas zu produzieren. Damit er gemäss Vorgaben der EU als ‚CO2-arm‘ oder gar ‚grün‘ bezeichnet werden darf, sind aber sehr hohe Anforderungen an das Ausscheiden des CO2. Du verschweigst den ganzen Komplex des Carbon Capture wohl absichtlich.
Bei 4 deiner 7 Listen-Einträge (Marokko, Namibia, Chile, Australien) ist aber der Fokus ganz klar und fast ausschliesslich bis vollständig auf Wasserstoff aus Wind- oder Sonnenenergie. Selbst in Norwegen und Schottland gibt es grosse Vorhaben mit Wind-Energie. Falls du wirklich nachgeschaut hast, und nicht einfach etwas behauptest, weisst du das auch. Und das ist schon ein sehr problematisches Verhalten.